Die Hügel von Belleville - Georges-Arthur Goldschmidt
Verlag: Fischer, 2018
176 Seiten
ISBN-10: 359670202X
ISBN-13: 978-3596702022
Kurzbeschreibung:
Schreiben bedeutet für Georges-Arthur Goldschmidt Überleben. Im Schreiben und Übersetzen entwirft er sich selbst, er wird zum Zeugen seines Ichs, das unter den Nationalsozialisten nicht sein durfte, aber schon immer einen großen Drang verspürt, etwas zu erschaffen und die Welt, Literatur, Malerei begeistert in sich aufzunehmen. In »Die Hügel von Belleville« spricht Goldschmidt, der als 10-Jähriger vor den Nationalsozialisten nach Frankreich floh, erstmalig darüber, was es bedeutete, 1953 als französischer Soldat in der Kaserne von Karlsruhe den Wehrdienst zu leisten. Eine Zeit der Unruhe, in der er über das Sprechen in zwei Sprachen zu sich selbst fand.
Über den Autor:
Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 in Reinbek bei Hamburg geboren. Seit seiner Flucht aus Deutschland 1938 lebt er in Paris. Er schreibt in deutscher und französischer Sprache und übersetzte eine Vielzahl von Werken deutschsprachiger Autoren ins Französische, darunter Goethe, Nietzsche, Benjamin und Handke. Die Kritik begeisterte er mit Werken wie Der bestrafte Narziß, Als Freud das Meer sah, Die Absonderung oder Die Aussetzung. Für seine Erzählungen und Romane wurde er unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Ludwig-Börne-Preis und der Goethe-Medaille ausgezeichnet. 2005 erhielt er den Joseph-Breitbach-Preis.
Mein Eindruck:
Der neue Roman von Georges-Arthur Goldschmidt ist im Original 2015 geschrieben, diese deutsche Übersetzung weicht leicht vom Original ab.
Seine Poetik hat stark mit Wahrnehmung zu tun und ist entsprechend auch von Erfahrungen geprägt.
Der Roman fußt natürlich auf autobiografisch erlebten, aber Goldschmidt schreibt erzählerisch und gibt seinem Alter Ego im Roman den Namen Arthur Kellerlicht.
Kellerlicht kommt 1954 als französischer Soldat zurück nach Deutschland, aus der einst als Jude als 10jähriger flüchten musste. In Frankreich überlebte er.
Jetzt zurück in Karlsruhe hat er einen skeptischen Blick auf Deutschland, dessen Bewohner die harte Zeit nach dem Krieg beklagen, nicht jedoch die Zeit unter Hitler.
Beklemmend der Abschnitt über Schloss Grafeneck, das in idyllische Landschaft liegt und doch eine Tötungsanstalt war.
Dann reflektiert Kellerlicht über Hölderlin, vergleicht mit Rimbaud. Er kann sich identifizieren, stellt aber auch fest, dass Hölderlin immer feierlich sein musste, keinen Humor hatte. Mehr noch kann er mit Rilke anfangen.
Je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr gewinnt Frankreich an Bedeutung, das für Goldschmidt Überleben und schließen Leben bedeutet.
Erinnerungen und Reflektionen prägen das Buch, ohne das Erzählerische zu verdrängen und das macht die hohe Qualität der Prosa von Georges-Arthur Goldschmidt aus.
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ASIN/ISBN: 359670202X |