P. W. Catanese - Die Bücher von Umber Band 2: Drachenspiele
Titel: Drachenspiele - Die Bücher von Umber Band 2
Autor: Paul W. Catanese
ISBN-10: 3551552797
ISBN-13: 978-3551552792
Originaltitel: The Books of Umber - Dragon Games
Erscheinungsdatum: November 2011
Verlag: Carlsen
Seiten: 368
Altersempfehlung: 12-15 jahre
Zum Autor:
Paul W. Catanese lebt mit seiner Frau und drei Kindern in einer kleinen Stadt in Connecticut. Wenn er nicht gerade Cartoons zeichnet oder schreibt, arbeitet er für eine Werbeagentur.
Auf seiner Webseite pwcatanese.com fand ich noch diesen bemerkenswerten Satz über seinen Namen:
"Here's an interesting coincidence: The letters in P.W. Catanese can be rearranged to spell Want escape. And that's why people read books like these, isn't it"
Kurzbeschreibung/Klappentext:
Hap ist glücklich, in Lord Umbers Felsenburg ein Zuhause gefunden zu haben - doch kaum fängt er an, das zu genießen, nimmt Umber ihn mit auf eine neue Entdeckungsfahrt, und zwar ins unheimliche Königreich Sarnica. Der dortige Herrscher ist in den Besitz von Dracheneiern gelangt - aber was hat er mit ihnen vor? Lord Umber ist fest entschlossen, sie an sich zu bringen und den Drachen dann die Freiheit zu schenken. Doch das ist nicht das einzige Abenteuer, das sie auf dieser Reise bestehen müssen: Da ist auch noch Umbers ehemaliger Bibliothekar Caspar, der von seltsamen Wesen auf einer Vulkaninsel gefangen gehalten wird ...
Meine Eindrücke/Meinung:
Nahtlos schließt dieser zweite Band an seinen Vorgänger Der gefundene Junge an, und es geht beinahe ohne Unterbrechung weiter mit den Erlebnissen von Hap und Lord Umber und ihren schrulligen Freunden. Von Anfang an gibt es hier reichlich Action und aufregende, gefahrvolle Unternehmungen. Der umtriebige Erfinder und Schatzjäger Lord Umber mutet seinen Freunden wie schon im ersten Band der Reihe allerhand zu, und die Truppe muss so manches Mal um ihr Leben bangen, weil er sie fröhlich grinsend von einem Abenteuer zum nächsten schleift. Dabei sind die schlafenden Seeriesen, die er auskundschaften will, noch die harmlosere Sorte von Wesen, denen Umber und seine Freunde begegnen. Darüberhinaus muss er sich noch mit Drachen und allerlei gefährlichen magischen Geschöpfen herumplagen, sich mit tyrannischen Königen und seinem geflohenen Ex-Bibliothekar befassen, und zu allem Überfluss auch noch seinen unliebsamen Konkurrenten Hameron ertragen, der ihm keine Ruhe zu lassen scheint.
Im ersten Band der Reihe wurde zu der Fantasywelt, in der die Geschichte spielt, notwendigerweise noch sehr viel erklärt und beschrieben, um sie für den Leser verständlicher zu machen. Das zog sich manchmal ein bisschen zäh dahin. Hier im zweiten Band legt der Autor dagegen gleich von Anfang an ein recht forsches Tempo vor und galoppiert von Abenteuer zu Abenteuer, so dass dem Leser kaum Zeit zum Luftholen bleibt.
Viele der auftauchenden Rätsel aus dem ersten Band werden nun auch geklärt, zum Beispiel das um Haps Herkunft und wie er zu dem wurde, was er ist. Hier wurde schon ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Auch über Lord Umbers Schicksal weiß man nun einiges, und allmählich fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Auch wenn der Leser natürlich noch nicht alle Geheimnisse erfährt - schließlich will ja auch noch ein dritter Band mit spannenden Geschichten gefüllt werden.
Dem Autor kann man in jedem Fall eine blühende Fantasie bescheinigen - was er sich in diesem Band an sonderbaren Kreaturen, haarsträubenden Ereignissen und ungewöhnlichen Handlungsorten ausdenkt, ist wirklich erstaunlich. Stellenweise war mir das in der schieren Masse aber ein wenig zu viel des Guten, und ich hatte manchmal den Eindruck, dass der Autor sich ZU krampfhaft darum bemüht, jedes noch so kleine Fleckchen seiner Welt mit möglichst vielen unglaublichen Kreaturen vollzustopfen. Obwohl jede Idee allein für sich genommen zweifellos sehr kreativ und außergewöhnlich ist.
Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor wenigstens einen Teil dieser Energie und Kreativität, die er in seinen tollen Weltenentwurf gesteckt hat, auch in die Entwicklung seiner Figuren investiert hätte, denn obwohl der Leser inzwischen viel über Hap und Umber erfahren hat und schon viele hundert Seiten mit ihnen verbracht hat, bleiben sie für mich irgendwie blass und konturlos. Hap, der ja eine der beiden Hauptfiguren des Buches ist, bleibt für die Wichtigkeit seiner Rolle arg passiv und unbeteiligt, finde ich. Und auch von Lord Umber, der an sich eine recht unkonventionelle Figur ist und das Zeug zu einem wirklich tollen und komplexen Charakter hätte, bin ich ein wenig enttäuscht. Anfangs dachte ich noch "wow, was für ein Typ - der ist ja mal lustig", und lustig ist er auch tatsächlich, aber darüber hinaus halt nicht viel mehr.
Beschrieben wird er als erwachsener Mann, aber mir kommt er in seinem Verhalten vor wie ein hyperaktiver, überdrehter Dreijähriger, der jauchzend durch einen Toys'R'Us stolpert und von einem Spielzeug zum nächsten rennt. Genauso benimmt er sich. Er ist irgendwie unglaubwürdig lustig, und vor allem ist er immer lustig. Und wenn er tatsächlich mal nicht lustig ist, dann sperrt er sich depressiv in seinen Turm ein. Andere Stimmungen und Zustände scheint er nicht zu haben. Bei diesen beiden Figuren hat der Autor wirklich Potential verschenkt, und ich finde sehr schade, dass die beiden so eindimensional bleiben. Oates mit seinem Fluch hat mir viel besser gefallen, das ist für mich eine der wenigen Figuren, die glaubwürdige und nachvollziehbare Gefühle und Regungen zeigen.
Vielleicht bin ich auch einfach zu kritisch und verlange zu viel von einem Jugendbuch für 12-15jährige. Andererseits habe ich auch schon viele Bücher für diese Altersgruppe gelesen, die wirklich tiefgründige, erinnernswerte und zu Herzen gehende Figuren hatten. Die fehlen mir in dieser Reihe ein bisschen, die ihren Schwerpunkt doch eher auf actionreicher Handlung und einem einfallsreichen Fantasysetting hat.
Aber spannend waren die Abenteuer trotz der kleinen Kritikpunkte natürlich schon zu lesen und man fliegt regelrecht über die Seiten. Der Autor schafft es sehr gut, den Leser zu fesseln und auch die Spannung über weite Strecken aufrecht zu halten. Mit seinem lebhaften, flüssigen Schreibstil erschafft er sehr bildhafte und wirklich spannende Szenen. Teilweise ist es für ein Jugendbuch sogar ziemlich grausam, finde ich. Zwar wird kein blutiges Gemetzel beschrieben, aber es gibt doch einige Stellen, die es ganz schön in sich haben ...
Achtung, verrät Teile der Handlung!!!
Zum Beispiel eine Szene, in der vier tolpatschige Babydrachen - durch verstümmelte Flügel, Ketten und Fesseln praktisch bewegungsunfähig gemacht - in der Arena vom bösen Prinzen förmlich geschlachtet werden und er dann mit stolzgeschwellter Brust die abgeschlagenen Köpfe präsentiert …. puh, also ich frage mich schon, ob solche Szenen sein müssen ...
Fazit:
Trotz einiger Kritikpunkte spannende, unterhaltsame Jugend-Fantasy mit kreativen Ideen und viel Action.