Remy Eyssen - Das Grab unter Zedern

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    Klappentext:


    Zu Beginn der Sommersaison wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen. Das Berufungsgericht in Toulon hat ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante. Seine Nachforschungen führen ihn auf die idyllische Insel Porquerolles. Tiefer und tiefer gräbt er sich in die Geschichte der Inselbewohner, aber seine Nachforschungen gefallen nicht allen. Denn alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will Leon Ritter glauben...


    Meine Meinung:


    Wie in den Vorgängerbänden fand ich es sehr interessant, Leon bei seinen Obduktionen quasi über die Schulter zu schauen (Gott sei dank ohne Bild und Geruch). Der Rechtsmediziner begnügt sich wie gewohnt nicht damit, die Leichen zu begutachten, sondern mischt sich kräftig in die Polizeiarbeit ein und stellt eigene Ermittlungen an. Bei den bereits bekannten Personen tut sich nicht viel, aber es taucht ein neuer Protagonist auf: Dr. Bodin, der Leon in der Rechtsmedizin "unterstützt". Die Dispute zwischen den beiden lockern die Geschichte zwischendurch immer wieder auf.


    Kurz vor der Auflösung des Falls ergibt sich eine spannende Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Die eigentliche Auflösung war jedoch keine Überraschung und kam recht schnell daher.


    Leider merkt man dem Buch an, dass die Verlagsmitarbeiter vermutlich unter Zeitdruck standen, um den Erscheinungstermin einhalten zu können. Mir sind überdurchschnittlich viele Rechtschreib- und Tippfehler aufgefallen. Zudem stimmen Details nicht, zum Beispiel ändern sich Jahreszahlen willkürlich oder eine Verletzung wandert erst vom Unter- zum Oberarm und dann von links nach rechts. Falls das Buch nochmal nachgedruckt wird, sollte zuvor unbedingt ein gründlicher Korrekturleser ran.


    Fazit:


    Ein verzwickter Fall mit den gewohnten Protagonisten und überraschender Wendung mittendrin, aber vorhersehbarer Auflösung, 8 Eulenpunkte.

  • Es handelt sich um den 4. Fall von Dr. Leon Ritter und seinem Aufenthalt in Südfrankreich. Er hat sich prächtig eingelebt und wohnt zusammen mit der stellvertretenden Polizeichefin Isabella Morell von der Gendamerie Nationale und ihrer Tochter Lilou. Durch seine zweisprachige Erziehung hat er sich voll integriert in der Bar und auf dem Boule-Platz. Sein Slogan ist: Auf dem Boule-Platz erfährst du immer nur die Wahrheit.


    Nun kommt Paul Simon, angeblich der Mörder seiner eigenen Tochter Amelie, aus Mangel an Beweisen frei. Ihre Leiche wurde bis heute nicht gefunden. Bei seiner Rückkehr in den Heimatort bekommt er es mit der Angst zu tun, denn er wird angefeindet und bedroht. Statt als Lehrer zu arbeiten findet er nur eine Hilfstätigkeit im Supermarkt und wird dort zusammengeschlagen. Seine Ex-Frau ist mittlerweile mit einem zwielichtigen Immobilienhändler verheiratet.


    Dr. Leon Ritter bekommt einen neuen Kollegen an die Seite gestellt, Dr. Bodin aus Avignon. Es ist nicht ganz klar, ob er der Nachfolger werden soll oder welche Position er schlussendlich einnehmen soll, deshalb entsteht hier ein Konkurrenzkampf, der vor allem durch Dr. Bodin ausgelöst wird. Wobei ich hierbei Dr. Leon Ritter für seine tagtägliche Geduld in der Zusammenarbeit mit Dr. Bodin und dessen unprofessioneller Art bewundert habe. Der Umgang mit dem Polizeichef Zerna und den Beamten aus Toulon hat ebenfalls ein gewisses Konfliktpotential.


    Ein junges Mädchen, das zum Foto-Shooting am Strand ist, findet eine männliche Leiche. Es handelt sich um André Martin, ein Single, 39 Jahre, arbeitete bei Telecom France und war frisch verliebt. Für seine Freundin hatte er erst kürzlich Medikamente wegen Zahnschmerzen besorgt. Dies führt Dr. Ritter auf die Insel Porquerolles und zu interessanten Begegnungen. Die Ermittlungen gestalten sich immer um umfangreicher, da es nicht bei einer Leiche bleibt. Die Ermittlungen von Dr. Ritter werden von höherer Stelle nicht immer begeistert aufgenommen. Die verschiedenen Handlungsstränge und die Figuren verbinden sich nun immer mehr, aber der Schluß kam dann ziemlich abrupt. Hier wird auch klar, wie der Prolog zur Geschichte passt.



    Auch dieser Band besticht durch die Beschreibung der Atmosphäre in der Provence, von Le Lavendou und der vorgelagerten Insel. Ebenso bildhaft wurde das Leben auf der Insel, der aufkommende Sturm und die Bootsfahren beschrieben. Dr. Ritter wurde sehr menschlich, realistisch und diesmal auch durchaus launisch beschrieben. Sehr gut gefallen hat mir sein Blick auf die ganz normalen Menschen, die nicht im Mittelpunkt stehen, z.B. Pilar und der Inseldoktor.


    Dieser Krimi lässt sich flüssig lesen, er war durchaus spannend, aber auf jeden Fall mit Urlaubsfeeling und am liebsten würde ich sofort in die Provence reisen.

  • Auch wenn der Lavendel dieses Mal nicht im Titel vorkommt, so kommt das Buchcover doch nicht ohne ihn aus. Erst denkt man, sieht ganz hübsch aus, aber dann wird man der dunklen Wolken gewahr, die von links wie eine Bedrohung aufziehen.

    Leon Ritter muss sich in diesem Fall nicht nur mit elitären Vorgesetzten sondern auch mit einem genauso veranlagten neuen Kollegen herumschlagen, der ihm zur Seite gestellt wird. Den kann er allerdings in gewohnt eleganter Weise loswerden.

    Der Fall der vermeintlich ermordeten Amelie, der wieder aufgerollt wird, ist da schon kniffliger. Stand doch der eigene Vater für alle als Täter bombenfest, und es gilt, überall gegen Widerstände anzuarbeiten.

    Hier kann ich es nicht lassen, was über das Ende zu sagen::grin

    Daher hat mich diese Geschichte, bei aller Beklemmung um ein verschwundenes Kind, nicht so sehr beeindruckt wie die Vorgänger.

  • Buchmeinung zu Remy Eyssen – Das Grab unter Zedern

    „Das Grab unter Zedern“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2018 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der vierte Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt.

    Zum Autor:

    Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller.

    Klappentext:

    Zu Beginn der Sommersaison wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen. Das Berufungsgericht in Toulon hat ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante. Seine Nachforschungen führen ihn auf die idyllische Insel Porquerolles. Tiefer und tiefer gräbt er sich in die Geschichte der Inselbewohner, aber seine Nachforschungen gefallen nicht allen. Denn alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will ihm glauben...

    Meine Meinung:

    Bei fast jedem der meist kurzenKapitel wechselt die Erzählperspektive. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig die Hauptfiguren Leon Ritter, Isabelle Morell und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es wenig Ecken und Kanten. Neu in der Serie ist ein zweiter Gerichtsmediziner, Dr. Bodin. Auch er ist recht stereotyp negativ gezeichnet.
    Die Handlung wird durch die vielen Perspektivwechsel vorangetrieben und es gibt auch unterschiedliche Sichten auf die Geschehnisse. Ein gewisser Running Gag ist diesmal das Auffinder mehrerer vermutlicher Unfallopfer oder Selbstmörder, die Leon Ritter dann aber zweifelhaft erscheinen und von ihm als Mordfälle eingeordnet werden. Die Szenen, die aus der Sicht des Täters und des Opfers beschrieben werden, erzeugen eine dunkle Grundstimmung. Aber der Täter glaubt, dass er etwas Gutes tut und ist von seiner Mission überzeugt.
    Leon ist in Le Lavandou heimisch geworden und verfügt über einen großen Bekanntenkreis, aus dem er immer wieder Informationen erhält. Gerade seine Boule-Freunde sind reine Wissensträger. Nach spannenden Episoden folgen immer wieder ruhigere Abschnitte, die durch Atmosphäre und mediterranes Flair überzeugen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Wie in den Vorgängern kommt es auch immer wieder zu Spannungen im Polizeiteam und der ein oder andere Mitarbeiter hat mit Vorurteilen zu kämpfen, sei es als Opfer oder auch als Täter.
    Beeindruckend ist Leons Art, sich seinen Patienten zu nähern. Er ist ein sehr guter Wissenschaftler, aber er vertraut seinem Bauchgefühl. So fallen ihm viele Kleinigkeiten auf, die auf den ersten Blick belanglos aussehen.
    Es gibt einige Kritikpunkte, aber die Mischung gefällt mir diesmal besser als im Vorgängerband, vielleicht auch weil es wieder etwas positiver und heller erscheint. Leon und Isabelle arbeiten wieder ganz gut zusammen und gehen andere Wege als der Rest der Beamten. Für die Entwicklung der Figur Leon Ritter ist bezeichnend, wie gut er sich mit seinem Assistenten in der Gerichtsmedizin versteht. Auch andere kleine Figuren machen Spass, sei es der Inseldoktor, die Wahrsagerin, der Ex-Legionär und so weiter. Man spürt hier die Liebe des Autors zu der Region und den Menschen, die dort wohnen und arbeiten.
    Ein bisschen unglücklich war der Schluss nach dem Schluss, den es für mich nicht gebraucht hätte.

    Fazit:

    Es ist wieder die Mischung aus Kriminalfall, südländischer Atmosphäre und liebevoller Figurenzeichnung, die mir an dieser Serie gefällt. Dieser Band wirkt wieder etwas heller wie der Vorgänger und das tut dem Buch gut. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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