John Bude (d. i. Ernest Carpenter Elmore): Mord in Cornwall
Verlag: Klett-Cotta 2018. 304 Seiten
ISBN-10: 3608962387
ISBN-13: 978-3608962383. 15€
Originaltitel: The Cornish Coast Murder (1935)
Übersetzer: Eike Schönfeld
Verlagstext
Reverend Dodd ist Vikar in einem sonnigen Fischerdorf an der Atlantikküste Cornwalls. Die Abende verbringt er damit, in seinem Lehnsessel Krimis zu schmökern. Gott bewahre!, dass der Schatten eines echten Verbrechens auf seine kleine Seegemeinde fällt. Doch der Frieden des Vikars wird in einer stürmischen Nacht empfindlich gestört, als der unbeliebte Richter Julius Tregarthan tot in seinem Haus aufgefunden wird. Der lokale Polizeiinspektor Bigswell ist verblüfft über das Fehlen jeglicher Spuren am Tatort. Und ihm mangelt es auch an jedweder Phantasie, was den Tathergang oder die Motive betrifft. Glücklicherweise hat der Vikar als eifriger Leser von Kriminalromanen davon mehr als genug. Und er ist bereit, seinen scharfen Verstand an dem Mordfall zu beweisen. Als jedoch Ruth, die Nichte des Ermordeten, und ihr Freund zu Hauptverdächtigen werden, verliert Vikar Dodd den Spaß am Detektivspiel. Nun gilt es, die beiden von jedem Verdacht zu befreien. Aber kann er auch den rätselhaften Mord ohne Spuren aufklären? Oder braucht er dafür göttlichen Beistand?
Der Autor
John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901-1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers‘ Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater. Der Roman »Mord in Cornwall«, der 1935 erschien, war sein Debüt.
Inhalt
In einem keinen Küstenort in Cornwall treffen sich in den 30ern des vorigen Jahrhunderts zwei alleinstehende mittelalte Herren, der Arzt Dr. Pendrill und der Ortspfarrer, Reverend Dodd. Die Herrschaften zelebrieren regelmäßig einen exklusiven kleinen Leseclub. Sie bestellen alle 14 Tage ein paar sorgfältig ausgewählte Krimis in der Bücherei von Greystoke, die sie gemeinsam auspacken und nacheinander lesen. Die Gemeinde kennt das Laster der Herren, das auch die Freude am Miträtseln umfasst, wer der Täter sein könnte. Zur seit Jahren unveränderten Routine gehört ebenfalls ein freundschaftliches Frotzeln darüber, dass der Pfarrer noch nie in der Sprechstunde des Doktors war und der Doktor als überzeugter Agnostiker noch nie an einem Gottesdienst des Reverend teilgenommen hat. Im Dorf ist noch nie Außergewöhnlicheres als alle paar Jahre eine Zwillingsgeburt passiert. Dass nun ein Autor unter ihnen lebt, der einen Kriegsroman schreiben soll, sorgt deshalb für Aufregung unter den Bewohnern. In diese kleine Idylle platzt die Nachricht, dass Herr Tregarthen erschossen in seinem Haus direkt am Küstenpfad aufgefunden wurde. Cobb brennt sofort vor Neugier und der Ortspolizist wirkt vom ersten Mord seiner Dienstzeit leicht überfordert. In Tregarthens Haushalt lebte seine erwachsene Nichte Ruth, die sich schon bald verdächtig verhält. Wer wem welche Tat zutrauen würde, scheint anfangs stärker im Mittelpunkt zu stehen als das Sichern von Spuren und Befragen von Zeugen. Beim Auseinanderdröseln, wer ein Motiv und wer Gelegenheit zur Tat gehabt hat, mischt Dr. Cobb mit seiner Erfahrung aus jahrelanger Krimilektüre fleißig mit und wird vom Ortspolizisten sogar zum Austausch über dessen Notizen aufgefordert. Wie systematisch Cobb an den Fall herangeht, hat ihm vermutlich kaum jemand zugetraut. Die Lösung wird ähnlich wie ihn Agatha Christies Krimis am Ende hervorgezaubert. Ohne Cobbs Hilfe hätte Ortspolizist Grouch den Fall vermutlich an eine übergeordnete Dienststelle abtreten müssen …
Fazit
Außer einem komplexen, klassischen Kriminalfall an idyllischem Ort bietet das Nachwort von Budes Erstling Einblick in die Blütezeit des Genres Kriminalroman zwischen den beiden Weltkriegen. Dass Bude unter seinem Realnamen später Fantasy schrieb und dass er früh erkannte, welche Schauplätze Krimileser gern beschrieben haben möchten, fand ich als Krimifan ebenso interessant wie den Roman selbst, der 1935 nur in einer kleinen Auflage erschien.
7 von 10 Punkten