Titel: Einigkeit der Einzelgänger. Mein Leben mit Literatur und Politik
Autor: Dieter Lattmann
Verlag: A 1 Verlag
Erschienen: Februar 2006
Seitenzahl: 376
ISBN-10: 3927743844
ISBN-13: 978-3927743847
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Dieter Lattmann wurde am 15. Februar 1926 in Potsdam geboren. Er starb am 17. April 2018 in München.
Dieter Lattmann war Mitglied der SPD und saß für diese Partei acht Jahre im Deutschen Bundestag. Aber zuerst war er Autor. Einigermaßen bekannt wurde er durch sein Buch „Die Brüder“ - welches ich vor vielen Jahren gelesen habe und was ich schon damals als lesenswert empfunden habe. Leider gehört auch Dieter Lattmann zu den Autoren, die so langsam ins Vergessen geraten. Vielleicht hat er zu anspruchsvoll geschrieben und sich nicht der herrschenden Oberflächlichkeit angedient.
Mit vielen seiner Ansichten habe ich Probleme. So war er gegen die Westanbindung der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland und auch gegen die Wiederbewaffnung hat er sich vehement gewandt. Er verkannt die Realitäten, war ein Mensch, der es verstand eben diese Realitäten auszublenden. Man muss sich einmal überlegen wo dieses Land ohne die Weitsicht Konrad Adenauers heute stehen würde. Die Westanbindung war das große Verdienst von Adenauer.
Und auch die Aufstellung einer eigenen Armee hat sich jetzt in der Rückschau mehr als bewährt. Man stelle sich nur einmal vor – man mag es sich natürlich nicht vorstellen – wo dieses Land jetzt wäre, hätte wir es den Pazifisten und Ostermarschierern überlassen.
Nichtsdestotrotz hat Dieter Lattmann eine hochinteressante Autobiographie geschrieben. Man erfährt viele Dinge aus dem Verlagsleben, gerade auch aus dem Verlagsleben kurz nach Kriegsende und den Fünfziger Jahren.
Dieter Lattmann, wenigstens ist das mein Eindruck, war ein Suchender, ein Mensch der Fragen stellte und an den Antworten verzweifeln konnte. Er gehörte zum Literatenkreis von Günter Grass und dessen Unterstützung für Willy Brandt.
Was man bei aller Meinungsverschiedenheit mit Dieter Lattmann ihm aber nicht unterstellen kann, ist Falschheit oder Opportunismus. Er vertrat seine Ansichten, wenn nötig auch gegen die eigene Fraktion. Er war eine durch und durch „ehrliche Haut“ - ein Mensch, der zwar so manche Realität ausblendete, der aber immer authentisch und ehrlich war.
Schade um einen Autor, der nun auch – wohl gar nicht mehr so langsam – in das Vergessen hinüberdämmert. Ein Autor, der intelligente Bücher geschrieben hat und nicht diesen Mainstream-Mist, mit dem heutzutage gar nicht so selten konfrontiert wird. 8 Punkte für ein Buch, dass hier bei Eulen wahrscheinlich eh niemand lesen wird.