Keigo Higashino: Mord am See

  • Keigo Higashino: Mord am See

    Verlag: Cass 2003. 182 Seiten

    ISBN-10: 398090220X

    ISBN-13: 978-3980902205. Nur gebraucht erhältlich


    Der Autor

    Keigo Higashino, wurde 1958 in Osaka, Japan, geboren. Nach seinem Ingenieurs-Studium begann der Kapitän einer Bogenschützenmannschaft Kriminalromane zu schreiben. Für seine mittlerweile neun Romane erhielt er zahlreiche Preise. Einige von ihnen standen jahrelang an der Spitze der Bestsellerlisten und wurden auch verfilmt. »Verdächtige Geliebte« wurde für den »Edgar« nominiert.


    Inhalt

    Vier Ehepaare treffen sich in der Region Tokyo in einer Ferienhaussiedlung zu einem Paukwochenende für ihre schulpflichtigen Kinder. Die Schüler sollen am Higame-See vom Privatlehrer Tsukumi auf die Aufnahmeprüfung für die höhere Schule vorbereitet werden. Der erste Eindruck, dass hier gut situierte Familien an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, wird schnell von spürbaren Gruppenquerelen überlagert. Auch wenn die Teilnehmer in formvollendeter Höflichkeit miteinander umgehen und Krankenhausdirektor Fujima als Besitzer des Hauses die Fäden in der Hand zu halten scheint, ist sich die Gruppe ganz und gar nicht einig. Namiki Shunsuke besetzt eine Außenseiterrolle, weil er nicht der leibliche Vater von Shota ist und als Kritiker des Privatschul-Kultes die vorgebliche Einigkeit der anderen Eltern ankratzt. Als die Geliebte eines der Herren überraschend auftaucht und ermordet wird, rücken die Teilnehmer eng zusammen mit dem Vorsatz, die Tat gemeinsam zu vertuschen und den Kindern gegenüber eine möglichst glaubwürdige Erklärung der Ereignisse zu produzieren. Der Plan unbeobachtet die Leiche zu beseitigen, scheint von Anfang an unrealistisch. Dass Fujima als Krimi-Fan sich auch im Mordfall Eriko zum Organisator berufen fühlte, schien mir eher ein Nachteil der geplanten Vertuschung zu sein. Vier Paare mit jeweils einem Kind, eine Geliebte und ein Lehrer bilden ein komplexes Beziehungsgefüge, das unter der Last der Tat kaum halten wird. Als Leser habe ich mich in der Rolle eines inkognito bleibenden Ermittlers gefühlt, der nur darauf wartet, die elitäre Truppe bei einem Fehler zu erwischen.


    Fazit

    Mit der Veröffentlichung von „Mord am See“ legte der Cass Verlag schon vor 15 Jahren das Fundament für den Erfolg des damals in Deutschland unbekannten Autors. Die mit nur 180 Seiten ungewöhnlich kurze, klassische Kriminalerzählung entlarvt den Leistungsdruck, dem japanische Kinder ausgesetzt sind und dem sie nicht zu widersprechen haben, befremdet jedoch auch durch die Kaltschnäuzigkeit, mit der die Tote behandelt wird. Die Einstellung erinnert an Natsuo Kirinos „Die Umarmung des Todes“, wo eine Leiche, nachdem sie nun einmal da ist, ähnlich kaltschnäuzig beseitigt wird. Die aus den späteren Romanen Higashinos vertraute Anforderung an seine Krimileser, konzentriert zu lesen und den Figuren zuzuhören, zeigt sich hier bereits.