Ich bin genervt, weil....

  • Rouge


    Es läuft bei mir auf eine Wurzelbehandlung hinaus. Die Urlaubsvertretung meinte aber heute, nach meinem zweiten Notfall bei ihr, der Zahn ist nicht mehr zu retten. Mal sehen was mein behandelnder Zahnarzt am 07.05. dazu sagt. Da ist der Termin für die Wurzelbehandlung. <X

    Oh nein, Wurzelbehandlung klingt gar nicht gut! Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass du bis dahin nicht so dolle Schmerzen hast !:knuddel1

  • Mein dauergenervter Kollege geht mir jeden Tag mehr auf den Zeiger. Wie kann man nur ständig mit schlechter Laune durch die Welt rennen und sie an seinen Mitmenschen auslassen?

    Du Arme! Das kenne ich leider nur zu gut! Meine ehemalige Kollegin war auch so ein furchtbar negativer und genervter Mensch. Sie hatte an allem und jeden etwas auszusetzen! Das kann einem wirklich den Tag vermiesen, wenn man ständig mit so jemanden zusammen arbeiten muss. Ich wünsche Dir gute Nerven. Vielleicht kannst Du ja einfach auf Durchzug schalten.:knuddel1

  • Danke für eure Knuddler, für eure Infos und einfach nur.... das ihr da seid.


    Wir waren gestern Abend in der Wohnung, mit einer Bekannten, die in einem Alten-/Pflegeheim gearbeitet hat und mit einem (am Ort bekannten) Rechtsanwalt. Ich habe die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Die ordnungsliebende Dame hat ihre komplette Wäsche in einem fußballähnlichen Konstrukt zusammen gefasst und in den Kleiderschrank, die Spiegelkommode und in das 2. Bett gepackt..... Sauber war die Wäsche fast komplett, nur halt eben total verknuddelt, verknotet....


    Mit Mühe und Not haben wir dann noch Wäsche fürs KH geholt, Duschzeug bzw. Seife haben wir keine gefunden, haben dann auf dem Weg zum KH noch beim Discounter "Arztseife" geholt, damit sie ja nicht sagen kann, der Parfum-Duft passt ihr nicht.


    Der Doc hat auf uns gewartet und hat uns erzählt, das er mind. bis Montag kommender Woche einen Aufenthalt in der Klinik für wichtig hält - wir haben natürlich zugestimmt. Wir haben ihm geschildert, was wir in der Whg. vorgefunden haben, er sagte, das würde in sein persönliches Bild passen (mehr Schein denn Sein, das hätte sie den ganzen Tag schon "geprobt"). Er hat uns gefragt, welches Heim uns denn passen würde, wir haben dann lediglich das eine Heim ausgeschlossen, was derzeit negativ durch die Presse läuft, das muss ja nicht unbedingt sein.


    Der Doc ist sich noch nicht sicher, aber er vermutet, das sie durch ihr Wenig-Trinken diese Aussetzer hat. Ferner ist er der Meinung, das Madam nicht ausreichend isst, da ihr augenscheinlich alles nicht nach der Nase ist (früher als Kind hätte man gesagt, verwöhntes Blag, mach den Teller leer, sonst gibt's nichts mehr). Da sie bislang Selbstversorger war, kann ich das noch nicht so ganz nachvollziehen, sie kann sich doch alles machen, was sie will.


    Wir sind danach noch mal zurück in die Wohnung. Der Gefrierschrank war nicht im Strom, aber.... der Duft sagte alles. Wir mussten das komplette Zeug in die Tonne kloppen, alles aufgetaut. Den Kühlschrank haben wir auch ausgeräumt, wirklich alle Schränke und Schubladen geöffnet, selbst unter der Besteckeinlage in der Küche haben wir nachgesehen, da waren ungeöffnete Briefe. Was die Putzfrau bislang da gemacht hat bzw. warum die uns nicht mal einen Hinweis gegeben hat, ist uns schleierhaft, sie kann allerdings Punktum auf der Matte stehen und sich das Geld bei meinem Mann abholen....


    Nachdem wir alles, aber auch wirklich alles auf links gedreht haben (lacht nicht, sogar unter den Kissen der Couch, unter den Teppichen) haben wir ungeöffnete bzw. halb geöffnete Briefe gefunden, insgesamt 3 große Mehrweg-Tüten vom Discounter, ohne das, was wir sonst noch so ins Auto gepackt haben. Ferner haben wir von den letzten Monaten jede Zeitung incl. Sonntags-Zeitung und alle Beilagen gefunden, die sie hinter den Schränken versteckt hatte. Die blaue Tonne quillt schon über. Dank eures Tipps haben wir von allem Fotos gemacht, die heute Nacht noch ausgedruckt und werden diese dem Doc im KH zeigen.


    Medikamente jedweder Art haben wir auch gefunden, im Spiegelschrank im Bad und im Unterbecken-Schrank. Alles, was sie gar nicht nimmt, alles was bereits seit mind. 5 Jahren abgelaufen ist. Ich hab alles eingesackt, werde das mal mit dem Apotheker des Vertrauens besprechen, ob er das korrekt entsorgen wird.


    Wie gesagt, gesehen haben wir nichts, wir hatten bereits eine Putzfrau engagiert, die saubermachen und Ordnung halten/Ordnung unterstützen sollte, wir zahlen die Putzfee, aber ... siehe oben.


    Wir waren nach 1 Uhr heute Nacht wieder zu Hause, ich hab halt noch die Bilder gedruckt, Männe musste aber unbedingt schlafen, er musste heute eine Dienstfahrt antreten die ihn von der Kölner Region bis nach Ostfriesland und vermutlich auch zurück führt.


    Sorry, jetzt muss ich erst mal meinen Chef beschäftigen bzw. die Arbeiten der Urlaubsvertretung machen.

  • hke


    Deine Beschreibungen kommen mir sehr bekannt vor. Mein Vater hatte auch die Post sonstwo versteckt. Kühlschrank, Tiefkühlschrank und diverse Töpfe auf dem Herd und dem Balkon waren voll mit Essen, oft schon total vergammelt. Er hatte zwar gekocht, aber dann vergessen zu essen.

    Nur wegwerfen durfte ich nichts von dem Müll.

    Auch nichts von den vielen Werbezetteln, Wochen- und Stadtteilzeitungen. Er hatte sogar den Müll kontrolliert, den ich entsorgen wollte. Ich hatte zwar eine Haushalthilfe, welche einmal wöchentlich kam, aber die konnte den Müll ja nicht entsorgen, mein Vater hatte darüber gewacht. Sie durfte allerdings die abgelaufenen Lebensmittel IM Kühlschrank entsorgen. Mein Vater hatte aber noch ein sehr großes Regal im Schlafzimmer stehen.

    Wir haben vier Monate benötigt um die Wohnung auszuräumen, nachdem mein Vater im Heim untergebracht war. Die Möbel hat aber eine Firma entsorgt, wir haben nur die Schränke ausgeräumt und den "Kleinkram" entsorgt. Die Herren vom Wertstoffhof kannten uns schon alle.

    Als ich am Anfang das Ausmaß seiner Demenz in der Wohnung sah war ich davor durchzudrehen. Der Berg war riesig. Es war alles andere als befreiend dort tätig werden zu müssen. Eigentlich hätte ich schon viel eher durchgreifen müssen, aber mein Vater hatte den Kontakt mit mir und allen Menschen die helfen wollten abgebrochen, niemanden mehr in die Wohnung gelassen. Ein Alptraum!

    Ich wünsche Euch viel Kraft und Erfolg!!

    Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, sonst nichts.


    Oscar Wilde (1854 - 1900)

  • Zitat

    Alptraum!

    Auf die Gefahr hin, dass das als Ketzerei angesehen wird: ich habe wirklich Verständnis für genervte und überlastete Angehörige und Pflegende, ich habe das selbst inzwischen schon mehrere Male mitgemacht, bei meinen beiden Großmüttern und bei meiner Tante letztes Jahr. Und auch bei meiner Mutter geht das so langsam los. Ich weiß also durchaus, wie so etwas aussieht und wie es einen belastet.


    Aber ich finde, dass den weitaus schlimmeren Alptraum nicht die Angehörigen erleben, sondern die direkt Betroffenen, diese alten, kranken Menschen. Ihnen wird all ihre Würde genommen und sie müssen hilf- und wehrlos hinnehmen, dass ihr ganzes Leben auseinanderbricht, dass sie ihr Gedächtnis und die Kontrolle über ihr Tun verlieren, dass andere Menschen willkürlich über ihr Dasein und ihren Alltag bestimmen, und dass sie von ihrem Umfeld nur noch behandelt und gemaßregelt werden wie störrische, unmündige Kinder. Die werden von einer Welt überrannt, die sie nicht mehr verstehen und die ihnen unermesslich viel Angst macht. Und sie können absolut gar nichts dagegen tun. DAS ist für mich der wahre Alptraum und ich habe für diese Menschen tiefstes Mitgefühl.

  • natürlich ist es schlimm (sofern man das selber noch merkt) die Kontrolle über sich und alles, was bisher so war, zu verlieren. Aber: sie hatte helfende Hände, die ihr entgegen gestreckt wurden, sie hat Unterstützung bekommen (s.o. wir haben die Putzfrau ausgesucht/die sich abgenickt hat, wir zahlen die), sie hat Geld genug, sie könnte die Dame selbst zahlen. Sie hat immer nur gejammert, das ihr das zu viel wird, darauf hin haben wir gesagt, ok, dann suchen wir doch mal nach ner Dame, hör dich doch mal in der Nachbarschaft um, ob wer jemanden kennt, ob die Person gut ist, dann lassen wir die hier zu dir kommen, wir sind dabei und dann gucken wir, ob das funktioniert.... Wir haben sie beim Wort genommen, haben sie agieren lassen, haben ihr die Entscheidung letztlich gelassen - aber irgendwie hat das doch nicht funktioniert. Wir haben auf ihre Worte reagiert, haben sie immer wieder gefragt, was glaubst du, was meinst du, wie stellst du dir das vor.... Dann haben wir sie "vorgehen" lassen, haben nur dahinter gestanden bzw. haben bei der Entscheidung geholfen.


    Ich hab mir eben im netz einiges angelesen, die ganzen Anzeichen, die eine demente Person zeigen kann, sind mir nicht aufgefallen, sind meinem Mann auch nicht aufgefallen, ob das eine Demenz ist oder "nur" das verschleppte Achten auf sich selbst, kann ich noch nicht beantworten, ich hoffe, die Tests im KH werden da etwas mehr Aufschluss geben.


    Ich hab einiges von dem Papierkram, den wir gefunden haben, mal mit ins Büro genommen, bin nach der Vertretungsphase heute vormittag wieder in meinem Büro und hab einfach mal die Briefe geöffnet und nach Absender und Datum sortiert.... Sie hat (schon wieder) beim gleichen Versicherungsmenschen eine Glasversicherung abgeschlossen, die eine Fläche von über 1.000 qm abdeckt, ferner hat sie als Mieterin eine Wohngebäude-Versicherung abgeschlossen. Dem Agenten habe ich vor ca. 1 Jahr schon mal die Locken einzeln gelegt und frisiert, als ich damals da hinter gekommen bin. Die Verträge sind Ende November/Anfang Dezember abgeschlossen worden. Ich hab eben schon überlegt, ob ich dem Agenten das Büro auf links drehe oder ob ich mich direkt an das Mutterhaus wende und frage, welches geldgeile Versicherungs"§$"§$ sie da angestellt haben. Das will ich aber heute abend mit meinem Mann noch besprechen. Ggf. könnte ich den Anwalt bitten, das für uns zu klären. Vor ca. 1 Jahr hat Madam mir erklärt, sie als Mieter müsse eine Wohngebäude-Vers. haben und auch eine Glasversicherung. Denn sie hätte ja schöne, alte, wertvolle Gläser --- ja ne ist klar, von den vermutlich mal vielen Gläsern sind noch je 2 einer jeden Sorte vorhanden, der Rest ist irgendwann in den letzten 60 Jahren der Erdanziehung zum Opfer gefallen. Außerdem, und das wollte sie damals schon nicht wahrhaben, werden solche Sachen von der Hausrat abgedeckt.....


    Das mit den Zeitungen war mir nicht bekannt, meine Oma (Geboren 1904 und somit 2 Weltkriege erlebt) hatte schon div. Eigenarten, aber mit den Zeitungen das hat sie nicht gemacht. Die hatte andere Unarten drauf.


    Ich könnte meinen Chef gerade ..... "umarmen und liebhalten" er kommt immer zur falschen Zeit

  • Bücherdrache


    Ich kann dir voll zustimmen. Schwierig wird es aber wenn diese Menschen dann jegliche Hilfe verweigern und dadurch eine Gefahr für sich und andere werden. Irgendwann ist der Punkt erreicht wo man als Angehöriger handeln muss, auch gegen den Willen des Angehörigen. Das ist auch nicht einfach. Mich hatte es damals sehr belastet, gegen den Willen meines Vaters zu entscheiden, um ihm ein menschenwürdiges Leben mit Alzheimer zu ermöglichen. Er wäre sonst als verwirrter Penner auf der Straße gelandet.

    Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, sonst nichts.


    Oscar Wilde (1854 - 1900)

  • :gruebel Mitleid mit den alten Menschen, die nicht mehr allein zurecht kommen, ist zwar ganz nett, aber hilft im Handlungsfall nur wenig. Mir geht es im Moment auch so, dass ich mich mehr auf mein eigenes Urteil verlassen muss als auf die Einschätzung meiner Eltern. Heute habe ich wegen einem Pflegegrad-Antrag bei deren Krankenkasse angerufen. Habt Ihr Erfahrung damit, wie lange das dauert? :/

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • hke

    Ruf die Hauptversicherung an und schildere den Fall. Entweder sind die einsichtig und annullieren den/die Vertrag/Verträge oder - würde ich denen auch direkt sagen - geht das über die Medien und auf jeden Fall RA. Das ist Abzocke und sittenwidrig. Mietwohnung und eine Glasversicherung für über 1.000 qm... ich fasse das nicht!

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein... (Albert Einstein)

  • Ich sehe es auch so, dass es natürlich für die Betroffenen selbst schlimm ist - nur, ich als Angehörige habe das ja nicht verursacht und kann es nicht ändern. Aber ohne Angehörige oder andere Helfende kriegen die Betroffenen ihr Leben nicht mehr auf die Reihe und organisiert. Und da darf man auch mal die Nase voll haben, wenn man auf Ablehnung stößt und jede Hilfe torpediert wird.

    Bei meiner Schwiegermutter war alles zu organisieren: vom Umzug, der häuslichen Pflege, KH-Aufenthalt bis zum Pflegeheim. Zum Glück war sie für die Hilfe immer dankbar.

    Die Krankenkasse hat nach dem Antrag zügig das MDK informiert, der sich dann zeitnah mit uns in Verbindung setzte.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Heute habe ich wegen einem Pflegegrad-Antrag bei deren Krankenkasse angerufen. Habt Ihr Erfahrung damit, wie lange das dauert?

    Hallo Tante Li ,

    der Antrag kommt in der Regel sehr zügig. Du füllst ihn aus und schickst ihn an die Krankenkasse zurück. Danach erhältst du vom MDK einen Termin zur Begutachtung. Die schlagen dann der Krankenkasse einen Pflegegrad vor - der in der Regel auch so übernommen wird, wie der MDK ihn vorgibt.

    Solltest du einen Pflegegrad erhalten, wird der rückwirkend zum Antragsstelldatum erteilt. Das bedeutet, du bekommst rückwirkend entsprechend der Pflegegradeinteilung Geld für die zu pflegende Person. Du kannst mal nach "Pflegegrad ermitteln" googeln. Dort siehst du die Fragen und kannst schon mal ungefähr ausrechnen, was euch erwartet. :wave

  • Vielen Dank Wolke , ja ich habe auch schon auf pflege.de nachgelesen, was es da gibt. Da wird empfohlen, das Formular zum Antrag lieber nicht so genau auszufüllen und besser die Bewertung des MDK abzuwarten - aber das scheint mir nicht ganz redlich.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Mitleid mit den alten Menschen, die nicht mehr allein zurecht kommen, ist zwar ganz nett, aber hilft im Handlungsfall nur wenig.


    Und was soll das jetzt heißen? Dass man Mitgefühl und Verständnis nur haben darf, wenn es einen realen Nutzen hat und Ergebnisse bringt? Oder dass man sich das gleich ganz sparen kann? Das sehe ich anders.


    Ich habe außerdem nirgendwo geschrieben, dass ein mitfühlener Mensch nicht auch vernünftig handeln kann. Denn er kann es.


    Mitgefühl zu haben und zu versuchen, sich einfach mal in die Lage der betroffenen Person zu versetzen, bedeutet ja nicht, dass man tatenlos bleiben oder wie hier zusehen muss, wie die Person allmählich verlottert und verwahrlost. Man kann tatsächlich mitfühlend sein und gleichzeitig vernünftig und rational handeln. Das eine schließt das andere doch nicht aus.


    Und mal ganz allgemein und weg vom Thema Pflege: selbst wenn ich für einen Menschen in Not gar nichts Konkretes tun kann, ihm nicht wirklich helfen kann, außer mein Mitgefühl für ihn auszudrücken, kann das für ihn viel wert sein, es ist einfach ein Zeichen von Menschlichkeit, von Miteinander, ein "ich weiß, wie schlecht es dir geht und das tut mir leid, ich fühle mit dir".


    Das hilft im Handlungsfall auch wenig, wie du das nennst, aber manchmal sind es schon solche schlichten Worte, die einem Menschen gut tun und ihm das Gefühl geben, dass jemand da ist, der sich für ihn interessiert und Anteil an seinem Leben nimmt.


    Der ganze Thread hier funktioniert ja zum Beispiel auf dieser Basis. Auch hier werden Mitgefühl und tröstende Worte für Eulen mit ihren Alltagsnöten und Sorgen ausgesprochen. Und auch wenn es im realen Leben der Personen wahrscheinlich keinen materiell greifbaren Nutzen bringt - es hilft trotzdem.

  • Mein Mitgefühl haben sowohl die alten Leute als auch diejenigen, welche sich jetzt um alles kümmern müssen.

    Und ich kann verstehen, wenn man dann auch etwas sauer wird, weil nichts geregelt wurde, solange die Person es noch gekonnt hätte. Nachdem meine Mutter so schwer krank wurde und mittlerweile gestorben ist, hat mein Vater seine Unterlagen sortiert, Vollmachten erstellt und uns Kindern Informationen gegeben. Wenn man sich wenigstens etwas über die eigene Sterblichkeit im Klaren ist und ein paar Dinge rechtzeitig regelt, wird es für alle einfacher. Leider verdrängen viele das Thema gern.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Das mit dem nicht regeln ist tatsächlich so eine Sache. Ich konnte meine Eltern glücklicherweise schon vor Jahren davon überzeugen alles mal aufzuschreiben, damit ich im Falle eines Falles weiss, was für Verträge da sind und was für Konten.

    Patientenverfügung und sonstige Vollmachten haben sie damals auch gemacht. Was wir jetzt nach dem Umzug halt noch klären müssen ist, wie und wo sie ihre Beerdigung haben wollen.


    Mein Schwiegervater hat jahrelang alle im unklaren gelassen. Jetzt ist im Dezember sein Schwager verstorben, der nichts geregelt hat. Das hat ihn wachgerüttelt und jetzt hat er alles erledigt und von den wichtigen Papieren Kopien an seine Söhne gegeben.


    Das mit dem Mitgefühl ist sicher angebracht. Gerade Alzheimer Patienten haben wohl eine immense Angst, weil für sie ja vieles immer fremder wird und sie ja teilweise noch bemerken, dass das was mit ihnen passiert nicht normal ist. Das ist kein Zustand, den ich jemanden wünsche. Allerdings stelle ich mir vor, dass es für den Pflegenden schwierig ist. Wenn man zuviel Mitgefühl zulässt macht es einen selber kaputt und man ist vielleicht gar nicht in der Lage auch mal für den Betroffenen unangenehme Entscheidungen zu treffen. Ich denke auch, viele Entscheidungen sind für den Betroffenen erst einmal unangenehm.


    Wenn ich mal überlege, wie lange meine Eltern gebraucht haben, bis sie den Schritt des Umzugs in meine Nähe gegangen sind. Und das haben sie ja noch selbst entscheiden können und sind noch halbwegs fit. Im Nachhinein sind sie mit dem Umzug jetzt ganz glücklich und haben sich auch schon toll eingelebt.


    Ich habe da auch gemerkt, wie sehr mich das gestresst hat, plötzlich auch wieder für meine Eltern mitverantwortlich zu sein. Ich bin jetzt seit knapp 30 Jahren zu Hause raus, seitdem hat jeder sein Ding gemacht. Der Gedanke, dass meine Eltern wahrscheinlich bald mal soweit sind, dass ich die Verantwortung für sie übernehmen muss, finde ich schon mal sehr ungewohnt. Ich denke die Umkehrung der Kümmerdienste ist schon nochmal eine gewaltige Umstellung.....

  • nur ganz kurz: im Krankenhaus hat Madam wohl die Nacht zum Tag gemacht und stundenlanges Wandern über den Flur durchgeführt.


    Nachdem es der Nachtschicht und dem wachhabenden Arzt (sagt man das so?) zuviel wurde, hat man ihr ein leichtes Schlafmittel verabreicht. Der Doc hat beschlossen, das die Seniorin mindestens eine Woche im KH bleiben wird (ich gehe davon aus, das es auch bei ihm so lange dauert, bis er einen Heimplatz findet)


    Wir haben gestern dann mal weiter die Unterlagen durchforstet, mein Mann hat sich für heute Nachmittag und morgen frei genommen, er wird sich den Versicherungsagenten (mit dem RA gemeinsam) stellen und fragen, ob er noch alle Tassen im Schrank hat, oder ob er der Meinung gewesen sei, das die Seniorin seinen Neubau finanzieren soll....


    Am Samstag steht uns der Gang zu ihrer Hausbank bevor.... wie ich das hasse (ich bin selber Banker und hab immer das Problem, das ich alles aus der Sicht der Berater sehe und somit einiges von dem, was sie vorgeben, mehr als verstehen kann). Wir wollen/müssen wissen, ob sie eine Vollmacht hinterlegt hat, das ihr Sohn tätig werden kann. Unabhängig davon, muss mein Mann heute mit dem RA reden, ob er uns helfen kann, wie wir eine Generalvollmacht bekommen, ohne das uns irgendwer (ich weiß zwar nicht wer, aber Vorsicht ist besser) ans Bein fährt.


    Bei den ganzen (unvollständigen) Unterlagen habe ich einiges entdeckt, wofür ich den Kollegen Berater vermutlich an die Wand nageln werde. Je tiefer ich da reinblicke, desto schlimmer und chaotischer wird es. Mir wird jetzt immer klarer, das das ganze schon sehr lange vor sich hin gärt, dass sie schon sehr lange ... sagen wir ... mit allem überfordert .... war. Aufgefallen ist uns nichts, sie war immer sauber und adrett für ihr Alter gekleidet, wenn man sich mit ihr unterhalten hat, kamen auch keine Aussetzer, außer natürlich wenn sie ihren Willen nicht bekommen hat und dann bockig und herrisch wurde. Dies hat sie aber - soweit ich erfahren habe - schon ihr ganzes Leben gemacht. Jetzt kommt aber auch das Problem, das mein Mann das alles nicht versteht/verstehen kann und Schuldgefühle entwickelt....

  • Bücherdrache Ich meinte es eher so wie streifi das ausdrückt, aber natürlich hast Du mit Deiner Ansicht auch recht. Im Moment überwiegt bei mir die Enttäuschung, dass ich mich nicht mehr auf die Stärke und Klugheit meines Vaters verlassen kann. :brabbel

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Bücherdrache Ich meinte es eher so wie streifi das ausdrückt, aber natürlich hast Du mit Deiner Ansicht auch recht. Im Moment überwiegt bei mir die Enttäuschung, dass ich mich nicht mehr auf die Stärke und Klugheit meines Vaters verlassen kann. :brabbel

    Das Gefühl kenne ich. Bei uns betrifft es meine Schwiegereltern.
    Ich persönlich finde es ganz, ganz wichtig, dass alle Beteiligten versuchen, das Verständnis füreinander und für die Situation, die ja aus jeder Perspektive (Erkrankte/Pflegende) anders aber eben für alle schmerzvoll ist, nicht ganz zu verdrängen. Es ist unglaublich schwer, den Frust nicht überhand nehmen zu lassen. Aber nur so kommt man als Familie einigermaßen unbeschadet da durch. Es ist schon schlimm genug, der Stresspegel immens hoch, deshalb sollte man zumindest versuchen, keine Wand aus Frust und Wut zwischen sich entstehen zu lassen. Ich sehe das wie streifi, verstehe aber auch dich und Bücherdrache hat eben nicht Unrecht.

    Alzheimer/Demenz ist eine Gratwanderung, die ich niemandem wünsche, weder dem Erkrankten, noch der betroffenen Familie.