Inhalt:
Die Stadt Rapgar ist ein pulisierender, chaotischer Moloch aus vielen Völkern und Kreaturen. Obwohl hier täglich Verbrechen geschehen, befindet sich die Bevölkerung im Ausnahmezustand, weil ein besonders perfider Meuchelmörder für Angst und Schrecken sorgt. Till er'Cartya, Nachfahr einer alten Magierfamilie, gerät ins Visier der Verdächtigungen, als ein Mitglied der Herrscherfamilie umgebracht wird. Um seine Unschuld zu beweisen, muss er den Mörder finden. Auf der Suche nach dem wahren Täter begegnet ihm die geheimnisvollen und faszinierende Erin, die auf der Flucht vor einer Menge Leute zu sein scheint. Nach und nach kristallisiert sich eine wirklich ungeheuerliche Verschwörung heraus, die verheerende Folgen für Rapgar haben könnte....
Meine Meinung:
Nachdem mir die „Chroniken der Seelenfänger“ von Alexey Pehov so gut gefallen haben, war klar, dass ich bei diesem Buch ebenfalls zuschlage; noch dazu wo es sich um einen Einzelband mit abgeschlossenem Ende handelt und ich mich nicht auf endlose Wartezeiten bis zum nächsten Band einstellen musste. Alexey Pehov hat mit Rapgar eine neue Fantasywelt im viktorianischen Stil geschaffen, die grundsätzlich unter dem Genre Gaslamp-Fantasy eingeordnet werden kann. Die Atmosphäre ist düster-schaurig getroffen, die Stadt Rapgar konnte mich als Schauplatz sofort in ihren Bann ziehen.
Ein wenig mehr Probleme hatte ich mit den vielen Volksgruppen. Sie werden anfangs nur als Schlagworte erwähnt, eine nähere Erklärung über ihr Aussehen und ihre Besonderheiten folgt erst im Laufe der Handlung. Das fand ich etwas schade, denn die unübersichtliche Flut von neuen Begriffen, ohne ein rechtes Bild davon zu haben, haben mir den Einstieg einigermaßen schwer gemacht. Aber wie gesagt, vieles klärt sich im Laufe der Lektüre.
Gut vorstellen konnte ich mir von Anfang an den Hauptprotagonisten Till er‘Cartya, der mit einer tragischen Geschichte versehen ist, die nach und nach entschlüsselt wird. Die Handlung wird aus seiner Sicht in der Ich-Perspektive geschildert, was eine große Nähe zur Figur bringt. Auch schon bei Ludwig von Normayenne, der Hauptfigur aus den Chroniken der Seelenfänger, ist mir aufgefallen, dass dies eine der großen Stärken Pehovs ist - seine Hauptfiguren sind etwas ganz besonderes, perfekt ausgearbeitet und geeignet, die Leserschaft vom Fleck weg für sich einzunehmen. Auch Pehovs Faible für belebte Gegenstände kommt hier wieder zum Tragen und findet Gestalt u.a. in dem belebten Spazierstock namens Stephan, der ständig an Tills Seite zu finden ist und zur rechten Zeit seine zynischen bis erzürnten Kommentare von sich gibt. Der hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht!
Die Handlung wird - von einigen wenigen Längen abgesehen - ständig vorangetrieben und bietet einen abenteuerlichen Mix aus Phantastik, Mystik und Krimi, was sich wunderbar weglesen lässt und beste Unterhaltung bietet. Lediglich der Tiefgang blieb etwas hinter meinen Erwartungen zurück, aber auch nur, weil ich den Vergleich zu den Seelenfängern hatte und weiß, dass Pehov hier noch so viel mehr zu bieten hätte. Natürlich muss man auch berücksichtigen, dass in der Kürze von einem Band nicht ganz so tief geschürft werden kann wie bei vieren, aber trotzdem möchte ich es erwähnt haben.
Mein Fazit:
Ein temporeicher, lesenswerter Genre-Mix mit hohem Unterhaltungswert für alle Phantastik-Fans!