ZitatOriginal von Aeria
Booklooker
Sieht ganz danach aus .
Ja, glaube ich auch Alle aktuellen Ausgaben haben um die 1000 Seiten.
ZitatOriginal von Aeria
Booklooker
Sieht ganz danach aus .
Ja, glaube ich auch Alle aktuellen Ausgaben haben um die 1000 Seiten.
ZitatOriginal von Booklooker
Ich habe gerade meine ertauschte Ausgabe bei der Post abgeholt.
Bei Amazon hab ich gesehen, dass es über 1000 Seiten sind, das sind aber nur etwas über 300. Hab ich jetzt ne gekürzte Ausgabe? Im Buch steht nichts in der Art.
Kaiser-Verlag, Erscheinungsjahr: 1978, Seiten 367, ne ISBN gibt es nicht...
Das ist aber wirklich ärgerlich.
Mist
Dann muss ich wohl erst das Buch lesen und wenn ich es mag, mir noch den dicken Schinken kaufen...
ZitatOriginal von Booklooker
Mist
Dann muss ich wohl erst das Buch lesen und wenn ich es mag, mir noch den dicken Schinken kaufen...
Oder, du tauschst das wieder weg und kaufst dir das für 9,95€.
Hab ich auch schon überlegt...
Im Rahmen der Klassikerleserunde habe ich das Buch nun zuende gelesen und bin darüber eigentlich am meisten verwundert. Das Buch war mal etwas, dass zeitgenössische Literatur war- ein Roman zur Zerstreuung von Menschen die uns nicht nur 130 Jahre weit, sondern auch durch Kulturkreis und Gesellschaftssysteme getrennt sind- und das Buch lässt sich mit Genuss und Interesse lesen. Hätte mit jemand gesagt ich lese zehn Seiten eines Buches, indem der Autor über die Freuden der Heumahd mit der Sense schwadroniert- ich hätte auf diesen smilie verwiesen :pille, aber ich habe nicht nur nicht abgebrochen, ich finde das ein großartiges Werk. Auch wenn Anna Karenina in der Hysterie ihrer letzten Tage mir heftig auf den Geist ging, diese über 1.500 Seiten waren wirklich ein Genuss. Ich hatte mich vor dreissig something Jahren mal in der Schule durch eine Kurzfassung gequält und muß Beatrix daher recht geben- für ganz junge Menschen ist das zuviel. So wird es mich sicher noch eine Weile beschäftigen.
Auch fuer mich war die Szene mit der Heumahd eine Lieblingsszene. Das Kapitels hat eines der schoensten Buchzitate ueberhaupt. Wenn ich es mir nur rausgeschrieben haette ....
Ich habe das Buch auch in der Klassiker-LR gelesen und bin schon ganz gespannt auf die Kommentare, die noch kommen werden. Hier
Meine Rezension:
Anna Karenina ist Titel und Hauptfigur dieses großen, über 1200 Seiten starken Romans von Leo Tolstoi und zugleich Sinnbild für eine ganze Epoche. Unglücklich verheiratet verliebt sie sich in den scheinbar richtigen Mann, doch merkt nicht, dass sie, indem sie ihrer Leidenschaft folgt, auch das Glück verlässt. Es ist kein moralischer Roman, auch wenn er als solcher verstanden werden könnte und sich sicher jeder Leser sein Bild von Anna und den anderen Figuren, die mindestens ebenso viel Raum in der Geschichte einnehmen, macht - ohne jedoch von Tolstoi gelenkt zu werden, was ihm hoch anzurechnen ist. Tolstoi beschreibt anstatt zu urteilen und das in einer Detailverliebtheit, dass sich Szenen, die bei anderen vielleicht 2 Absätze ausmachen würden, hier über 20 Seiten erstrecken. Lässt man sich auf diese Erzählweise ein, so ist sie auch nicht langweilig, höchstens etwas anstrengend, wenn der Leser aufgrund mangelnder Kenntnisse über die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten Russlands im 19. Jahrhundert, nicht jedem politischen Disput en Detail folgen kann. Dem Lesevergnügen insgesamt vermag das aber kaum zu schaden, stehen doch die Menschen im Vordergrund der Geschichte - ihr Lieben, Leiden, Leben beschwört eine längst vergangene Welt herauf, in die es eine Freude ist einzutauchen, die aber mehr als nur reine Unterhaltung ist, sondern vielmehr auch mit philosophischen, poetischen und religiösen Ansätzen aufwarten kann.
Von der Geburt bis zum Tod ist der Leser hautnah dabei - allerdings nicht unbedingt an den Ereignissen selbst, sondern an den Emotionen und Gedanken der Beteiligten angesichts dieser Ereignisse, was ungewöhnlich, aber vielleicht auch intensiver ist. Auch wenn Anna Karenina nicht den meisten Raum in der Geschichte einnimmt, und man sich fragen könnte, warum dieses Epos ausgerechnet nach ihr benannt wurde, so ist sie doch die zentrale Figur, die durch ihre Persönlichkeit und ihr Handeln gewollt oder ungewollt das Schicksal zahlreicher anderer mitbestimmt. Eine große Geschichte mit vielen verschiedenen Facetten, auf die jeder Leser je nach persönlichem Geschmack und Interesse sein Augenmerk richten kann, ohne dass der Gesamteindruck verloren geht. Toll!
Ich habe das Buch nun auch, nach einigen Pausen, in der Klassiker-Leserunde beendet.
Tolstoi erzählt uns die Geschichte vieler einzelner Personen die durch unterschiedlichste, manchmal verwandtschaftliche manchmal gesellschaftliche, Bande miteinander verknüpft sind. Im Vordergrund steht zum einen die tragische Beziehung der verheirateten Anna Karenina zu ihrem Geliebten Graf Wronskij zum anderen die Beziehung des Landadligen Konstantin Lewin zur Schwägerin Annas, Kitty, die zu Beginn des Buches ihrerseits in Wronskij verliebt ist.
Dabei werden so viele soziale wie auch gesellschaftliche Ereignisse geschildert (Hochzeit, Todesfall, Geburt, Wahlen, Ernten), dass man sich als Leser ein sehr gutes Bild vom Leben damals machen kann. Oft sieht man sich mit den selben Fragen konfrontiert wie Lewin, der stets alles anzweifelt und auf der Suche nach Antworten ist.
Die Figur der Anna ging mir über weite Strecken des Buches ziemlich auf den Geist. Natürlich ist es verständlich, dass eine Frau in einer Vernunftehe plötzlich die große Liebe trifft und nun mit diesem zusammen sein will. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber ihr ganzes Verhalten, ihre Kontrollsucht, ihr Egoismus und ihr gegen Ende zu immer schlimmer werdendes Selbstmitleid ging mir einfach dermaßen auf den Nerv,
Trotzdem, oder gerade deswegen, mein Kompliment an Tolstoi, der all diese Figuren so zu lenken versteht, dass man auf sie nicht reagiert wie auf erdachte Wesen, sondern wie auf reale Menschen. Sie wirken in ihren Sehnsüchten und Verhaltensweisen einfach echt auf uns, und das ist wohl der größte Vorzug dieses Buches.
Ich frage mich, warum das Buch ausgerechnet "Anna Karenina" heisst. Es hätte genau so gut "Konstantin Lewin" heissen können, denn der ist ja schließlich genau so oft, wenn nicht gar öfter, im Focus der Handlung. Ein sehr ausführliches Buch, dass ein detailliertes Sittengemälde des damaligen Lebens in den besseren Kreisen Russlands schildert und dabei viele verschiedene Persönlichkeiten und ihre Lebenswege darstellt. Eindrucksvoll und in keinster Weise langweilig, aber trotzdem konnte ich es nicht komplett am Stück lesen und brauchte dazwischen ein paar Pausen. Nun habe ich es aber geschafft und freue mich auch darüber. Zurecht ein echter Klassiker, wie ich finde.
Den Roman Anna Karenina habe mit einer Mischung aus Achtung und Skepsis gelesen – Achtung, weil es ein Buch ist, mit dem sich schon Tausende vor mir beschäftigt haben, ein Roman, den man gedanklich ins gleiche Regal stellt wie etwa den „Zauberberg“ von Thomas Mann (wo er dann zumeist auch stehen bleibt...) Skepsis, weil ich nicht sicher war, ob sich Tolstoj nicht vielleicht in ausufernden Schilderungen der russischen Gesellschaft und Politik des vorletzten Jahrhunderts verliert, die mit meiner Gegenwart nichts mehr zu tun haben (man betrachte nur die eindrucksvollen Portraits des älteren Tolstoj auf Wikipedia: solche Bärte tragen heutzutage ja nur noch Leute, die auf der Flucht sind...)
Wenn ich jetzt auf das Buch zurückschaue, fallen mir - wie vielen hier - als erstes immer „Bilder“ ein: das Pferderennen der russischen Offiziere, das Liebespaar beim Tanz einer Mazurka, Annas nächtliche Zugfahrt und, natürlich, ihr Gang zum Nishnij-Nowgoroder Bahnhof. Das Buch enthält ein ganzes Dutzend solcher einprägsamer „Sprachgemälde“.
Tolstoj gerät inhaltlich nicht in den Verdacht, ein großer Anhänger der „Modernisierung“ Russlands gewesen zu sein. Der Leser bekommt stattdessen eine deutliche Skepsis gegenüber den Neuerungen im Bildungswesen, der Medizin und vor allem der „Nationalökonomie“ zu spüren und wann immer ein Gelehrter, ein Arzt oder ein Beamter seinen Auftritt hat, ist eine Portion Ironie unübersehbar. Da werden dann falsche Diagnosen erstellt und in Streitgesprächen munter aneinander vorbeigeredet. Der Autor selbst scheint Anhänger einer möglichst naturverbundenen, „unverbildeten“ und ursprünglichen Lebensweise gewesen zu sein. Den Popanz der russisch-orthodoxen Kirche lehnt er ebenso ab wie den Hurrapatriotismus seiner Zeitgenossen, wenn zum Krieg gegen die Türken geblasen wird. Populäre Auffassungen „zerfallen“ bei Tolstoj häufig, wenn er sich an die Schilderung des Charakters ihrer Vertreter macht. Das wird beispielsweise deutlich, wenn er im achten Teil die wahren Motive der russischen Kriegsfreiwilligen enthüllt.
Alle Hauptfiguren des Romans, Anna, Wronskij, Lewin, Kitty und auch die bedeutenden Nebenfiguren, Stiwa und Dolly, sind (worauf schon der programmatische Eingangssatz hinweist) auf der Suche nach dem Glück. Und so unterschiedlich die Wege sind, die jeder für sich hier einschlägt: keiner der Charaktere ist holzschnittartig „gut“ oder „böse“ – sie werden jeder für sich weder idealisiert, noch als hoffnungslose Fälle hingestellt. Von Alexej Alexandrowitschs Pflichtbewusstsein kann sich mancher eine Scheibe abschneiden. Andererseits setzt seine emotionslose Haltung gegenüber Anna eine wesentliche Ursache für den verhängnisvollen Verlauf der Geschichte. Wronskijs Mut, sein Draufgängertum, seine Entschlossenheit sind zu bewundern – seine materialistische Weltsicht und das Pathos, das er bis zuletzt in seine Rollen hineinlegt, sind es nicht. Und von Anna kann man lernen, wie sich der unbedingte Wille zum Glück ins vollendete Gegenteil verkehren kann, wenn man nur entschlossen genug ist, an einem irrealen „Alles-oder-Nichts-Prinzip“ festzuhalten, den Motiven seiner Mitmenschen grundsätzlich zu misstrauen und – vor allem – die eigenen Gedanken beständig um die eigene, vermeintlich verzweifelte Lage kreisen zu lassen.
Alles in allem schade, dass die Zeit, die ich mit diesem Roman verbracht habe, nun vorbei ist. Bzw. großartig, dass es da ja immer noch „Krieg und Frieden“ gibt.
Noch eine Antwort auf Beatrix:
Da ich mir parallel zur Lektüre Notizen gemacht habe, kann ich Dir wegen des gesuchten Zitats vielleicht weiterhelfen. Als sich Lewin von der Heuernte erholt und den Bauern bei der Vorbereitung des Nachtlagers zusieht, kommentiert Tolstoj:
"Das alles war in dem Meer der fröhlichen, gemeinsamen Arbeit versunken. Gott hatte diesen Tag gegeben, Gott hatte ihnen Kraft gegeben. Der Tag und die Kraft waren der Arbeit geweiht, und der Lohn bestand in der Arbeit selbst. Für wen war diese Arbeit? Was für Früchte würde sie tragen? Das waren nebensächliche, bedeutungslose Fragen." (Dritter Teil, 12. Kapitel)
Genau diese Stelle hatte ich mir jedenfalls seinerzeit markiert.
John!
DANKE!!!!!! Ich sitz hier und mir kommen die Traenen. Morgen ist die Beerdigung meiner Oma, das Zitat haette zu keinem besseren Zeitpunkt kommen koennen.
Hallo Beatrix,
wenn dieses Zitat zu Deiner Oma passt, war sie ein großartiger Mensch. Für morgen wünsche ich Dir viel Kraft.
Habe gestern auch Anna Karenina zu Ende gelesen.
Mein persönliche Lieblingsfigur ist ja Kitty - nach ihrer Hochzeit hat sie einfach eine menschliche Größe, die unübertreffbar ist: Die Fähigkeit, einfach nur glücklich zu sein.
Ich liebäugel ja schon lange mit Anna Karenina, aber die Größe schreckte mich bis jetzt irgendwie ab. Ich habe allerdings Dosojewskijs "Verbrechen und Strafe" verschlungen und habe so Gefallen an dem Stil gefunden, dass ich jetz schon wieder überlege...
Kann mir jemand sagen ob sich Tolstois Stil mit Dostojewskij gleicht? Ob man ebenso leicht hereinkommt in die Geschiche oder ob es um Einiges Schwerer zu verstehen ist?
Wäre lieb wenn mir das jemand beantworten könnte.
eine freundin ist professorin fuer russische Geschichte und liest sehr viel russische literatur. als ich ihr eine aehnliche frage stellte meinte sie, Tolstois anna karenina ist auf jeden fall einfacher zu lesen als dostojewski.
Cool. Vielen Dank dann nehme ich es mal in Angriff
Ich lese auch gerade Anna Karenina, bin aber noch ganz am Anfang
Nach ewigem Überlegen habe ich auf dem Flohmarkt zwei urstalte Bände bekommen und den ersten vor drei Wochen verschlungen
Obwohl es nur knappe 300 Seiten waren brauchte ich (ich bin eine extreme Schnellleserin) eine Woche, weil es irgendwie eine solche Fülle war.
Der zweite Teil hat noch mehr Seiten und wird bald in Angriff genommen.
Ich kann nur sagen, dass ich jetzt auf jeden Fall mein Herz an russische Klassiker verloren habe! Tolstoi schreibt wunderschön und ich bin so froh mich dafür entschieden zu haben. Für mich schreibt er fast besser als Dostojewskij (und das soll bei mir schon was heißen!).
Ich konnte mich in fast jede Situation sofort einleben. Ich habe Kitty soooo gut verstehen können und mit ihr gelitten. Die Szene am Anfang beim Schlittschuhlaufen sah ich bildlich vor mir und ist mir gut im Gedächtnis geblieben, obwohl kaum etwas passiert.
Lewin tut mir so leid. Ich habe Stepan ins Herz geschlossen, obwohl er ja nu nicht der Feinste ist. Einzig und allein Anna geht mir leicht auf den Keks, weil ich mich als einzige Person nicht in sie hereinversetzen kann.
Ich bin begeistert über die schöne, aber einfach zu lesende Sprache und kann es jedem nur empfehlen.
ZitatAlles anzeigenOriginal von mina
*uff*
überwältigend gut. Ich hatte schon beim Lesen immer Angst, dass das Buch bald zu Ende ist
Beschreibungen, an Intensität kaum zu übertreffen.
Ich muss immernoch an bestimmte Szenen denken: das Pferderennen, wie genau die Stimmung dort eingefangen wurde, ich fühlte mich, als sei ich mittendrin, würde mitfiebern, am Ende mit leiden.
Oder Lewin, der mit den Bauern zusammen auf den Feldern arbeitet. Dieser Blick für Details, die Kunst, Stimmungen, Emotionen in Worten festzuhalten. Also wirklich genial. Man kann das duftende Heu riechen, man spürt fast selbst die körperliche Anstrengung der Feldarbeit.
Es gibt noch viele ander intensive Passagen, aber ich möchte nicht zuviel verraten.
Anna hätte ich am liebsten zwischendurchmal wachgeschüttelt oder mit ihr schimpfen wollen - sehr kompliziert ist sie Eine tragische Figur, die sich am Ende für den Tod entscheidet - damit verrate ich nicht zu viel, denn so stehts auch schon auf dem Cover.
Man leidet, liebt, ja, man lebt mit in diesem Buch.
Großartig. Und ich habe es nicht zum letzten Mal gelesen
Noch eine kleine Anmerkung: das Buch hat rund 1000 Seiten. Aber man wird nicht davon "erschlagen", da es in sehr kurze Kapitel unterteilt ist. Man hüpft quasi von Kapitel zu Kapitel, kann sehr gut zwischendurch Pausen machen. Aber meist will man das Buch sowieso garnicht mehr weglegen und denkt sich: och, ein Kapitelchen kann ich ja noch
Dem kann ich mich voll und ganz anschließen. "Anna Karenina" gehört mit zu den wunderbarsten Büchern, die ich gelesen habe. Schicksale, die einem unvergesslich bleiben werden.