Judith und Christian Vogt - Die zerbrochene Puppe (Steampunk-Roman)


  • Klappentext:
    Die Physikerin Æmelie von Erlenhofen stellt auf einer Konferenz in Venedig den Prototypen einer Brennstoffzelle vor. Kurz darauf dringen wandelnde Tote in ihre Unterkunft ein und töten die Wissenschaftlerin, der es gerade noch gelingt, ihrem Mann Naðan die Flucht zu ermöglichen. Das Letzte, was sie ihm mit auf den Weg gibt, ist ihre alte Porzellanpuppe, die von nun an Naðans beste Freundin wird, da sie mit der Stimme seiner verstorbenen Frau spricht. Die sterblichen Überreste Æmelies indes verschleppen die wandelnden Kadaver.

    Die Polizei kann der Spur bis nach Æsta, einer schwimmenden Stadt auf einem Eisberg, folgen, wo sie sich verliert. Naðan beschließt, weiter nach Æmelies Leiche zu suchen. Mittellos fahndet er zwischen Gewerkschaftlern, Huren und Opiumsüchtigen nach dem Täter. Eine Odyssee beginnt, in deren Verlauf Naðan zahlreiche Irrungen und Wirrungen durchleben muss, ehe er einem schrecklichen Geheimnis auf die Schliche kommt.


    Eigene Meinung:

    Es ist ein dystopische, ungewöhnliche Welt mit dem Flair des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in das der Leser hier entführt wird. Denn große Teile Europas und anderer Kontinente sind vereist, viele sind auf der Suche nach Rohstoffen und Energiequellen, die Wärme erzeugen.

    Aus der Ich-Perspektive (die im gesamten Roman nur einmal durchbrochen wird durch eine kurze Szene) berichtet der Künstler Naðan von seinen Erlebnissen, die ihn von Venedig zu der schwimmenden Stadt Æsta bis hin nach Helgoland und „Hochgotland“ bringen. Zusammen mit mehreren Friesen, gesetzlosen Luftschiffpiraten, mit denen er einen Feind gemeinsam hat, setzt er alles daran, seine Frau zu retten.

    Immer wieder wird deutlich, dass der Protagonist Künstler ist, oft malt er Bilder und entsprechend malen auch die Vogts lebendige Bilder mit ihrer Sprache, welche Landschaften, technische Erfindungen, Menschen und Maschinen veranschaulichen. Naðan ist im Grunde ein Antiheld, oft unsicher, von Kummer geplagt und angesichts der sprechenden Puppe, deren Worte nur er hören kann, wähnt er sich mehr als einmal dem Wahnsinn nah.

    Es hat mir Vergnügen bereitet, den detaillierten Weltenbau in diesem Roman zu sehen und mit dem Protagonisten mitzufiebern, dem so viel Pech an den Fersen haftet und der dennoch nicht aufgibt.

    Zwischenzeitlich gibt es auch romantische Passagen, die sich gut in das Gesamtbild einfügen.

    Und auch sozialkritische Töne werden deutlich, die an das Arbeiterelend in der Ära der Industrialisierung erinnern.


    Fazit: Dieses Buch wurde aus meiner Sicht zu Recht 2013 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.


    400 Seiten,

    ISBN: 9783867621564
    Verlag: Feder und Schwert