Das Meer löscht alle Spuren - Lone Theils

  • Ein berühmter Dichter flüchtet mit seiner Frau aus einem Kriegsgebiet, doch auf der Flucht trennen sich ihre Wege und nun ist Amina nirgends mehr aufzufinden! Kann die Journalistin Nora Sand ihm helfen? Und worin verstrickt sie sich selbst, als sie zu graben anfängt?


    Lone Theils‘ Erzählweise ist durchgehen spannend, auch wenn das Privatleben von Nora Sand auch eine große Rolle bekommt – dies aber nie zu Unrecht, denn schließlich nimmt die Recherche bald auch ihr privates Umfeld sehr ein und sie weiß nicht, wem sie noch trauen kann. Das Thema Flüchtlinge ist aktuell und wird hier, wie ich finde, gut und anschaulich dargestellt, ohne es zu strapazieren. Die Missstände existieren und können und müssen genannt werden. Es ist tatsächlich gut vorstellbar, dass die Handlung genau so irgendwo stattfindet und wer einen fröhlichen Roman vermutet, ist hier falsch. Es war erfrischend, mal einen Kriminalroman zu lesen, in dem die „Ermittlerin“ mal keine Polizistin, sondern Journalistin ist.

    Dennoch konnte ich mit der Hauptperson nicht ganz warm werden. Viel zu oft sah sie über recht offensichtliche Dinge hinweg und diesmal bin ich überzeugt, dass es nichts damit zu tun hat, dass erfahrene Leser die Andeutungen des Autors eben schon früh erkennen: Nein, ganz eindeutig hatte Nora die wichtigen Bemerkungen im Dialog erfahren und hätte zumindest mal einen Verdacht äußern können, wie diese miteinander verbunden sind. Oder aber es häuften sich Zufälle von Gewalt in ihrem Umfeld (Einbruch etc) und dennoch geht ihr nie ein Licht auf, dass dies eben kein Zufall mehr sein soll. Das hat mich an mehreren Stellen frustriert aufstöhnen lassen, besonders, als mir dann klar war, was mit Amina geschehen ist/war und die liebe Nora Sand immer noch naiv weiterfragt und nicht 1 und 1 zusammenzählt. Hier ist natürlich der Autor verantwortlich, der die Hinweise entweder geschickter hätte verstecken müssen, oder zumindest mal mit dem Satz „Das konnte doch nicht sein…oder doch?“ dem Leser zu verstehen gibt, dass Nora es durchaus vermutet, aber für abwegig hält.


    Die Geschichte ist dennoch spannend (auch wenn man es dann irgendwann vermutet), realistisch, aktuell und das Ende fand ich auch sehr gelungen gemacht. Es ist vielleicht noch wichtig zu erwähnen, dass es sich hier um Teil 2 der Reihe von Nora Sand handelt, aber man das Buch durchaus lesen kann, ohne Teil 1 zu kennen, da alles nötige Wissen über das Privatleben nachgereicht werden, wenn nötig und der Fall ja in sich abgeschlossen ist.

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