Horst Evers - Die Welt ist nicht immer Freitag

  • Das Buch
    Montag morgen, 11.00 Uhr.
    Bin schon seit drei Stunden wach,sitze auf dem Sofa und starre auf meine Liste mit all den Sachen, die ich heute erledigen will. Bin extra um 8.00 Uhr aufgestanden, um alles fertigzukriegen, statt dessen jedoch starre ich auf die Liste und denke nichts anderes als:
    "Oh Gottegottegott, is das viel Zeugs, das schafft ja keiner!"
    Auf der Liste steht nichts,aber auch überhaupt nichts, was mir irgendwie Spaß machen könnte.Überlege auch schon seit drei Stunden, was ich machen könnte, damit ich nichts von der Liste machen muß.


    Der Autor
    Horst Evers wurde 1967 in Evershorst(!), bei Diepholz, geboren und kam 1987 nach Berlin, um dort Germanistik und Politik zu studieren, was er bereits nach wenigen Jahren erfolgreich abbrechen konnte. Seit 1990 steht er regelmäßig auf Berliner Kleinkunstbühnen und trägt dort seine Texte vor.Unter anderem jeden Sonntag um 13.00 Uhr in Dr. Seltsams Frühschoppen in der Kalkscheune und jeden Mittwoch um 21.00 Uhr im Mittwochsfazit im Schlot. Mit dem Mittwochsfazit und mit seinem Soloprogramm: Evers erklärt die Welt ist er mittlerweile regelmäßig auch außerhalb der Berliner Grenzen zu sehen.1996 gewann er mit Bov Bjerg den Theodor Adorno-Ähnlichkeitswettbewerb der Titanic, einen Vorlesewettstreit.Im Jahr 2000 folgten der Kabarettpreis: Paulaner Solo und 2001 die Klienkunstpreise Prix Pantheon und der Salzburger Stier.1997 erschien sein erster Band mit Erzählungen:Wedding.


    Meine Meinung
    Die Geschichten sind wirklich irre lustig. Die Situationskomik und die Phlegmatik des Erzählers lassen einen beim Lesen immer wieder vor sich hin kichern,teilweise auch laut auflachen.
    So besticht er den GEZ-Beauftragten aus Mangel an Geld letzendlich mit seinem Fernseher!!!
    oder eine Begründung,warum er keine Zeit hat:
    "Oh nee, ich kann morgen nicht, total viel zu tun, tagsüber muß ich unbedingt meine Wand im Flur anstarren, um zu überlegen, in welcher Farbe ich die mal streiche, und am Abend muß ich mich dann aus Frust betrinken, weil ich mich nicht entscheiden konnte. Keine Chance, der Tag is voll."
    Also ein irres Lesevergnügen,11 von 10 Punkten.Einziges Manko, leider nur 140 Seiten stark das Buch.

  • Tja, ich überlege tatsächlich, ob sich da nicht eine prima Gelegenheit ergibt. Ich bin ja nächsten Monat für ein paar Tage in Berlin. Kann mir jemand genauer sagen, wo die Kalkscheune oder der Schlot zu finden sind?

  • Idgie  
    Die Kalkscheune ist in der Johannisstr.11 Berlin Mitte,
    Schlot Chaussestr.18 auch Mitte


    Ich werde auch zusehen,daß ich Horst bei meinem nächsten Berlinbesuch mal live sehe.

  • DIE WELT IST NICHT IMMER FREITAG - Horst Evers


    Klappentext:
    Horst Evers`Erzähler ist der klassische Nichtnutz, für den aller Ärger schon mit dem Aufstehen beginnt. Sein Universum ist ein Netz an Arbeitsvermeidungsstrategien, in das immer wieder unerwartet Meteoriten einbrechen. Das kann schon das Klingeln des Telefons sein, ein Baumarktangestellter, manchmal auch die Berliner Verkehrsbetriebe oder - im ungünstigsten Fall eine Frau.


    "Ein gutes und nützliches Buch" taz


    "Einfach klsse, eins mit Stern!" Süddeutsche Zeitung


    Angaben über den Autor:
    Horst Evers stammt aus Evershorst bei Diepholz in Niedersachsen und lebt in Berlin seit der Zeit, als der Westen der Stadt noch eine Insel war. Er studierte Germanistik und Publizistik, jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post. Bereits während des Studiums schrieb er erste Texte, die er in der Mensa vortrug. Ermutigt vom Erfolg, wollte er seine Erzählungen bald einem größerem Publikum zugänglich machen. 1990 gründete er zusammen mit fünf Freunden die Textleseshow "Dr. Seltsams Frühshoppen", die bald zur erfolgreichsten Lesebühne der Stadt wurde. Inzwischen hat er mehrere lustige Bücher und CD´s veröffentlicht. Er trägt meistens ein rotes Cordhemd.



    Eigene Meinung:
    Ein kleines aber feines Buch zum in die Ecke lachen. Kurze, aber dafür sehr lustige, Geschichten, die mich zum Schmunzeln und teilweise auch zum lauten Lachen gebracht haben.
    Einige (kurze) Geschichten habe ich sogar meinem Freund und oder meiner Familie vorgelesen, weil ich sie einfach zu köstlich finde.
    Besonders die Arbeisansätze von Horst, der Hauptfigur, finde ich sehr interessant und finde sie teilweise leider bei mir wieder.
    Es lohnt sich !

    Gern lesen heißt, die einem im Leben zugeteilten Stunden der Langeweile gegen solche des Entzückens einzutauschen.
    (C.-L. de Montesquieu)

  • Leider nicht live


    Evers' Karriere ist eng mit einer der bekanntesten deutschen Lesebühnen verbunden: "Dr. Seltsams Frühschoppen". Gemeinsam mit einer zwar wechselnden, im Kern aber beständigen Besetzung haben sich dort einige Autoren einen Namen als Vorleser gemacht, was allerdings ein Euphemismus ist. Die Darbietungen verfügen über einen gehörigen Entertainment-Charakter, und zumindest das unterscheidet sie von den allermeisten normalen Lesungen. Die unverkrampfte und auf mittelbaren Publikumserfolg abzielende Veranstaltung war und ist zugleich eine Bühne für all jene, die selbstironisch und ohne permanenten Seitenblick auf Verkaufszahlen mit selbstgeschaffener Literatur umzugehen in der Lage sind und waren.


    "Die Welt ist nicht immer Freitag" faßt auf knapp hundertfünfzig Seiten die besten Texte Evers' aus den Seltsam-Shows zusammen. Dabei ist eine thematische und inhaltliche Gruppierung weder erwünscht, noch beabsichtigt gewesen, aber eine Art von Dramaturgie gibt es durchaus.


    Das Problem der Sammlung besteht allerdings darin, daß Evers nicht vor einem steht und die Geschichten vorträgt. Sich wiederholende Elemente oder stark von der Figur des Vorlesenden getragene Aspekte fallen im stillen Kämmerlein umso mehr auf, oder eben nicht. Dabei wirkt manches lapidar, fast belanglos, anderes ein wenig aufgesetzt oder zu pointenzentriert, und die leicht apathische, fettleibige, bei Frauen erfolglose und insgesamt ziemlich tolpatische Figur Horst, Ich-Erzähler des Büchleins, kommt etwas weniger gut weg als "live". Trotzdem ist das eine amüsante, über weite Strecken ziemlich erfrischende Anthologie, die sprachlich wie inhaltlich deutlich mehr zu bieten hat als nihilistische Brachialpopliteratur á la "Vollidiot".

  • Hab heute bei Was Liest Du die Vorstellung zu Evers neuem Buch


    Mein Leben als Suchmaschine


    gesehen, war grandios, werd mir also das hier ebenfalls zulegen.
    :anbet

  • Erstaunlich wie man sich doch in dem Protagonisten wiederfinden kann. Ich hab das Buch im Zug gelesen und wurde so maches Mal von der Dame zu meiner Linken komisch angeschaut, weil dann doch ein Prusten über die Lippen kam und ich ein Lachen kaum unterdrücken konnte. Allerdings haben mich nicht alle keinen Geschichten aus dem Alltag von Horst begeistert. Bei einigen ist einfach der Witz nicht rübergekommen, was aber wohl daran lag, dass man es eben selber gelesen hat. Live sind Satiren wie ich finde 1000 mal besser.
    Aber dennoch ein kleines netten Buch für zwischen durch. "Mein Leben als Suchmaschiene" ist auf der WL gleich ein paar Plätze nach oben gerutscht.