Harald Braem, Tanausu - der letzte König der Kanaren. Roman. HC mit SU, 360 S., Karte. Piper, München 1991. ISBN 3-492-03090-4 -- vergriffen!
Neuauflage:
Harald Braem, Tanausú - König der Guanchen. Roman. PB, 288 S., illustriert. Zech Verlag, Teneriffa 2003 (3. Aufl.). ISBN 84-933108-0-8; VK (Spanien) EUR 14,50.
Über das Buch:
1492, im gleichen Jahr, in dem Kolumbus nach Amerika aufbricht, erobert der Spanier Alonso de Lugo die Kanareninsel La Palma. Vor der Kulisse eines unserer beliebtesten Ferienparadiese entwirft Harald Braem das Panorama einer versunkenen Kultur. Der erfolgreiche Autor schildert in diesem spannenden Unterhaltungsroman den Freiheitskampf der Ureinwohner La Palmas unter ihrem heldenhaften König Tanausú.
»Harald Braem hat die Mentalität der Konquistadoren, der menschenverachtenden Pioniere der Neuzeit, in einem beklemmenden historischen Gemälde eingefangen.« (Tages-Anzeiger, Zürich)
(Quelle: Zech-Verlag)
Über den Autor
Harald Braem, Jahrgang 1944, war bis zuletzt Professor für Design und Kommunikation in Wiesbaden und Direktor des KULT-UR-INSTITUTS für interdisziplinäre Kulturforschung. Er ist Autor zahlreicher Bücher, Experimentalforscher in der Tradition Thor Heyerdahls und langjähriger Kanarenkenner. Er verfasste Romane, Erzählungen, Sach- und Kinderbücher sowie Filmbeiträge. Die bekanntesten seiner circa 30 Buchveröffentlichungen sind »Der Löwe von Uruk« (1988), »Hem-On der Ägypter« (1990) und »Die Macht der Farben« (2001).
(Quelle: Zech-Verlag)
Meine Meinung
Als große Liebhaberin dieser grünsten und gebirgigsten der Kanarischen Inseln habe ich das Buch natürlich auftreiben müssen -- und auch aus Restbeständen aufgetrieben. Da mich das Thema selbst reizt, habe ich meine Neugier nicht bezwingen können und Haruki Murakamis Tanz mit dem Schafsmann dafür unterbrochen.
Harald Braem gilt als ausgewiesener Experte für die Kanaren, hat dort immer wieder lange Zeit gelebt und kennt die Inseln wie seine Hosentaschen, er leitet Kulturreisen, hält Vorträge und liefert Beiträge für kulturwissenschaftliche Sendungen der Dritten Programme. 2004 filmte Astrid Dermutz für den Hessischen Rundfunk unter dem Titel Der Guanchenforscher eine Reportage über seine Arbeit.
Braem schildert zunächst das Leben der Ureinwohner vor dem Eintreffen der spanischen Conquistadores. Die Darstellungen sozialer, religiöser und politischer Zustände sind eingebettet in einen sich anbahnende Liebesgeschichte und der ständigen Bedrohung, die von den Fremden ausgeht, da die Insel viele Jahre zuvor schon einmal Ziel eines Eroberungsversuchs war.
Der zweite Teil beschreibt die erneute Landung spanischer Schiffe unter Alonso de Lugo, das rasche Vorrücken der Söldnertruppen, die als Dolmetscherin eine alte Palmera, die beim ersten Angriff in die Hände der Angreifer fiel, und eine Gruppe bestehend aus drei Missionaren im Gefolge haben. Die Altkanarier reagieren meist passiv auf die Eindringlinge, bis die Lage in einer Vernichtungsschlacht eskaliert.
In dieser Situation übernimmt der Anführer eines im Herzen der Insel im Schutz des riesigen Taburiente-Kraters die Führung des Widerstandes -- daß er scheitert, ist keine Überraschung.
Braems Roman ist eine Hommage an die Ureinwohner La Palmas bzw. an seine Vorstellung dieser Ureinwohner. Der historische Hintergrund ist bis auf Korinthen sauber recherchiert, der kulturwissenschaftliche nicht unproblematisch, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Sicher kein dramaturgisch perfekt durchstrukturiertes Stück Literatur, aber eine lebhafte Schiderung der dramatischen Geburt des spanischen La Palma, der vielfältigen Schönheit der Insel, der Wesensart der Palmeros und somit eine empfehlenswerte Einstimmung auf den Urlaub auf einer Kanarischen Insel, so es denn nicht nur darum geht, sich von der subtropischen Sonne bei angenehmen Lufttemperaturen goldbraun durchbraten zu lassen.
Wer nach La Palma reist, um die Insel wandern oder radelnd zu erschließen, wird nach bzw. während der Lektüre vieles wiederfinden und die rätselhaften Felszeichnungen mit anderen Augen sehen.
Kann ich bedenkenlos empfehlen!
(Da bei Amazon.de kein Coverbild eingestellt ist, hab ich das der Originalausgabe gescannt und angehängt)