'Die fremde Prinzessin' - Seiten 242 - 343

  • Raymonds Vetter Gerald (der als Geraldine ein großer Gegner de Montmorencys war) beschreibt Hervey de Montmorency so (frei zitiert):

    Heimtückisch, ein Informant mit zwei Gesichtern, ein durchtriebener, glattzüngiger Mann, dessen honigsüße Worte voller Gehässigkeit waren. In seiner Jugend kämpfte er in den Franken-Kriegen. Doch jetzt war er eher rachsüchtig als heldenhaft. Seine Prinzipien so schwankend wie seine Ziele vage.

    Geringes Vermögen, ohne militärische Ausrüstung oder geldlichen Ressourcen, kam eher als Spion seines Neffen als aus Soldat.


    Es gibt auch noch eine genaue äußerliche Beschreibung durch Gerald, wie bei den meisten "Irland-Abenteurern."


    Ob er wirklich so religiös war, weiß ich nicht, aber sein Gedankengut war damals wohl ziemlich Gang und Gebe. De Montmorency wurde später aber Mönch und überschrieb viele seiner Ländereien an die Kirche.



  • Das war der verrückteste Abschnitt bisher. Das Aoife sich als eine sehr nette Person herausstellt, hätte ich nicht erwartet, ich hatte vermutet, das sie verbiestert und verbittert wäre, weil auch über ihren Kopf hinweg die Verheiratung stattgefunden hat mit diesem "Zur-Schau-Stellen". Das Aoife vermutlich einmal eine gute/beste Freundin von Lia werden wird, dürfte klar sein.


    Ich hatte, wie einige andere vermutlich auch, den Verdacht, das Raymond doch irgendwann der Mann von Lia werden würde, das hat sich ja jetzt augenscheinlich erledigt, aber musste es ausgerechnet der sein? Welche Ideen/Gedanken haben denn da Lias Vater geritten? So ganz kann ich das noch nicht erkennen. Jetzt bin ich neugierig, wie Lia mit der Situation umgehen wird, wird sie sich fügen oder wird sie knallhart kalkulierend?

  • Ja, ich muss mir beim Schreiben oft vor Augen halten, dass es damals normal war. Jugend stand für Fruchtbarkeit und sobald ein Mädchen ihre Tage bekam, war es quasi bereit für den "Markt". Besonders unter Adligen waren die Bräute sehr, sehr jung, da sie für Bündnisse benutzt wurden. Unter den einfachen Leuten hatten sie oft etwas mehr Zeit, da sie zu Hause helfen und mitarbeiten mussten. Aber wenn es schwierig war, alle zu ernähren, war es auch da besser, sie wurden wegverheiratet.

    Die Ehemänner waren meist viel älter, da diese die Familie ernähren mussten. Daher mussten sie bereits einen festen Stand im Leben, sich etwas aufgebaut haben. Es kommt wirklich selten vor, dass ich über eine Ehe unter halbwegs Gleichaltrigen stolpere und über Bräute, die in unseren Augen volljährig sind.

    Andererseits hatten es Jungs auch nicht so viel leichter. Unter den Walisern zB. waren sie mit 14 volljährig und damit bereit für den Krieg. Das alles kann man sich heute nur schwer vorstellen.

    Im Vietnamkrieg war das Durchschnittsalter der getöteten Amerikaner neunzehn, man denke an das Lied "19", das das thematisierte und sehr erfolgreich war. In den letzten Jahren hört man gerade aus Afrika immer wieder von Kindersoldaten, die teilweise noch jünger sind.

    In einigen Kulturen werden auch heute noch Ehen abgesprochen lange bevor die Beteiligten zeugungsfähig sind. Aber diese Vorgänge haben meist einen nachvollziehbaren Grund, seien es Bündnisse oder auch nur die Absicherung der Familie.

    Vor kurzem habe ich das Buch "die letzte Borgia" gelesen und auch dort gab es schlicht so gut wie keine Liebesheiraten. Neben der offiziellen Frau gab es dann Mätressen, Huren und Gespielinnen. Das war auch ein Grund, warum sich die Franzosenkrankheit so schnell ausbreiten konnte.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Deinen Worten kann ich nur voll und ganz zustimmen.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Bei allen, die sich auf Gott oder ähnlichen berufen, sträuben sich mir die Nackenhaare. Enttäuscht hat mich Strongbow, der sein Versprechen Raymond gegenüber mehr oder weniger einfach ignoriert.

    Die Aussage, dass Raymond nun nicht mehr sein Ritter sondern ein Ritter des Königs sei, hat mich irritiert. Wurden Ritter damals ls Söldner betrachtet?

    Dieses unvermeidliche Misstrauen bei den Mächtigen hat schon etwas Spezielles. Einerseits werden Ehen geschlossen, um Einfluss zu gewinnen, aber andererseits fürchtet man, dass der gewählte Partner zu mächtig werden könnte. Auch Henry misstraut Strongbow grundlegend und vieles, was er tut, soll Stromgbow schwächen.

    Nun kommt auch bei Raymond das nächste dunkle Geheimnis ans Licht. Er hat seinen Bruder auf dem Gewissen.

    Lias Wandel von leidender Ehefrau zur coolen Macherin ging mir etwas zu schnell. Auch wenn sie in dieser Richtung schon vorbelastet war durch Aoife und auch ihre Mutter.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Die Aussage, dass Raymond nun nicht mehr sein Ritter sondern ein Ritter des Königs sei, hat mich irritiert. Wurden Ritter damals ls Söldner betrachtet?

    Raymond ist Strongbows Ritter, aber wenn der König Raymond verlangt, kann Strongbow nicht viel tun. Und ja, die Kronvasallen hatten dem König damals Ritter zur Verfügung zu stellen, wenn dieser sie brauchte. Im Grunde bleibt Raymond natürlich Strongbows Ritter und er ist dem König nur "ausgeliehen", aber niemand weiß für wie lange. Und da Strongbow weder dem König noch Raymond traut, betrachtet er Raymond zunächst mal als keinen von seinen Männern.