Titel: Dunkle Zahlen
Autor: Matthias Senkel
Verlag: Matthes und Seitz Berlin
Erschienen: Februar 2018
Seitenzahl: 483
ISBN-10: 3957575397
ISBN-13: 978-3957575395
Preis: 24.00 EUR
Das sagt der Klappentext:
Moskau 1985: Die internationale Programmierer-Spartakiade hält die akademischen Eliten des Landes in Atem. Hier messen sich aufstrebende Mathematiker in den Techniken der Zukunft, die nur noch einen Tastendruck entfernt scheint. Doch die kubanische Nationalmannschaft ist kurz vor der Eröffnung des Wettbewerbs spurlos verschwunden - und ihre resolute Übersetzerin Mireya begibt sich auf eine atemlose Suche durch die fremde Hauptstadt, die wie elektrostatisch aufgeladen surrt und flimmert. Architekten und Agenten, dichtende Maschinen und sogar Stalins leibhaftiger Schatten treffen in dieser wilden und manchmal fantastischen Erzählung aufeinander: ein schillerndes Mosaik der Sowjetunion kurz vor der folgenreichen Vernetzung der Welt.
Der Autor:
Matthias Senkel, geb. 1977 in Greiz, lebt und arbeitet in Leipzig, Preisträger des 17. Open Mike sowie Gewinner des Preises der taz-Publikumsjury. Er schreibt Lyrik und Prosa und veröffentlichte seine Texte bislang in Zeitschriften und Anthologien.
Meine Meinung:
Dieser Roman ist im positivsten Sinne ein echter Paradiesvogel. Beeindruckend, verwirrend, surreal, dann aber wieder gnadenlos realistisch. Ein Roman mit großer Tiefe und unglaublich vielschichtig. Manches begreift man erst, wenn man die entsprechenden Seiten mehrmals gelesen hat – manches wo man meint, man würde es nie begreifen, wird einem schon beim ersten Lesen sonnenklar. Ein Roman der gewollten Widersprüche und der manchmal kaum zu verstehenden Zeitsprünge. Selten einen Roman gelesen, der so voller Ideen war – der aber eben nicht übervoll an Ideen war. Der Autor hat einfach das richtige Maß gefunden.
Eine visionärer Roman, dessen Vision nicht aus dem späteren Wissen entstand, sondern dessen Vision in die Zukunft weist, auch wenn das Visionäre einen Blick aus 1987 in das Heute wirft. Verwirrend, gebe ich zu – aber es ist nicht einfach, diesen Roman so zu beschreiben, das man ihm auch gerecht wird.
Was Matthias Senkel da auf die Beine gestellt hat, ist mehr als beeindruckend – es ist fast schon genial. Neben Clemens J. Setz hat Österreich mit Matthias Senkel einen weiteren großartigen zeitgenössischen Autor in die Literaturwelt entsandt.
Ein mehr als lesenswerter Roman, jetzt schon ein Lesehighlight für mich. 10 Punkte ohne Wenn und Aber – für einen Roman der so ganz anders ist, der aber auch an Bestehendes anknüpft. Was will man mehr? Auch Lesen, das Entdecken von etwas Anderem/Neuen/Schon-immer-Dagewesenen kann ein echtes Abenteuer sein – ein Leseabenteuer.