Wie soll ich anfangen? Wie von der besten Literaturverfilmung erzaehlen, die mir je unter die Augen gekommen ist?
Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass sich Jane Austen gar nicht so wortgetreu verfilmen laesst, da ihre Sprache doch sehr lang gewunden ist und kaum als Dialog auf die Leinwand passt. Entsprechend hat Emma Thompson argumentiert und bei ihrem preisgekroenten Drehbuch fuer "Sense and Sensibility" auch nur ein oder zwei Dialogsaetze aus dem Buch in die Filmversion uebernommen. Und es wurde ein Film, der mir wirklich gut gefiel - mich aber nicht dazu hingerissen hat mir freiwillig eine Nacht um die Ohren zu schlagen.
Die BBC hat aber mit dieser Miniserie von 1995 nicht nur gezeigt, dass es geht eine literaturgetreue Verfilmung zu produzieren sondern es auch geschafft, dass diese fuer den Zuschauer absolut verstaendlich bleibt und trotz der ueber 5 Stunden Laenge keine Minute langweilig ist.
Ich hatte gestern abend eigentlich nur vorgehabt die erste DVD anzuschauen und die zweite auf einen anderen Abend zu verschieben. Aber die Geschichte und vor allem die hervorragenden Schauspieler zogen mich so in den Bann, dass ich einfach alles anschauen musste und um 2.30 Uhr morgens echt traurig war, dass es nun doch vorbei war.
Natuerlich ist Colin Firth in der Rolle des Darcy einfach perfekt besetzt. Nicht nur weil mir der Atem aussetzt, wenn er im nassen Hemd aus seinem See in Pemberley steigt ... Jede Szene mit ihm wird zur Lieblingsszene. Ich war in Traenen bei der seiner ersten Liebeserklaerung an Lizzy und auch als er den Brief an sie schreibt. Seine Blicke sind das, was diesen Film eben eigenstaendig neben dem Roman etwas besonderes gibt.
Jennifer Ehle als Elizabeth Bennett kreiert eine Frau, die zugleich bodenstaendig, frisch, modern und klassisch ist.
Aber auch alle Nebenrollen sind mit sehr viel Sorgfalt besetzt worden und machen jeden Charakter unvergesslich, sei es die Mutter mit ihrer nervtoetenden Stimme (allein deswegen muss man das englische Original anschauen), der schleimige Collins, der so ueberaus menschliche und liebenswerte Vater, Lizzys Schwester Jane und und und und.
Ich hab den Film ein paar Monate nach der Lektuere des Buches gesehen. Fuer mich war das ein guter Abstand, denn so manches hatte ich noch frisch in Erinnerung und konnte mich umso mehr ueber die gelungene Umsetzung im Film freuen. Aber es war auch genug Zeit und ein bischen Vergessen dabei, um doch noch beim Ansehen des Filmes hier und da die Ueberraschungen zu spueren, die Jane Austen in ihrem so voll Action gepackten Buch eingearbeitet hatte.
Negative Kritikpunkte? hmmmm .... mir faellt da nichts ein. Das ist mir schon lang nicht mehr bei einem Film passiert!
Das Buch ist uebrigens schon hier in der Buechereule rezensiert worden:
https://www.buechereule.de/wbb/thread/4184&sid=&hilight=pride+and+prejudice