Lea-Lina Oppermann - Was wir dachten, was wir taten

  • Lea-Lina Oppermann - Was wir dachten, was wir taten

    3 CDs

    4:18 Stunden

    ungekürzte Lesung

    Sprecher: Birte Schnöink, Sebastian Rudolph, Julian Greis

    ISBN 978-3945709528

    Hörprobe beim Verlag *klick*



    Zum Inhalt (vom Verlag)

    Matheklausur! Plötzlich dringt eine maskierte Person ins Klassenzimmer ein und diktiert mit geladener Pistole Aufgaben, die erbarmungslos die Geheimnisse aller an die Oberfläche zerren. Arroganz, Diebstähle, blinder Opportunismus, Lügen – hinter sorgsam gepflegten Fassaden tun sich persönliche Abgründe auf. Fiona ringt fassungslos mit ihrer Handlungsunfähigkeit, Mark verspürt Genugtuung, und Herr Filler schwankt zwischen Aggression und Passivität. Als sie den Angreifer enttarnen, sind die Grenzen der Normalität so weit überschritten, dass es für niemanden mehr ein Zurück gibt. Ein packend komponiertes psychologisches Kammerspiel!


    Zur Autorin (vom Verlag)

    Lea-Lina Oppermann wurde 1998 in Berlin geboren. Sie ist Schauspielerin, Filmemacherin und Autorin und wurde bereits in allen drei Gebieten mehrfach ausgezeichnet. Für ihr Debut Was wir dachten, was wir taten erhielt sie vor der Veröffentlichung den Hans-im-Glück-Jugendliteraturpreis.


    Zu den Sprechern (vom Verlag)


    Birte Schnöink, geb. 1984, spielte schon während ihrer Schulzeit Theater. Sie studierte an der Ernst Busch Schauspielschule in Berlin. Seit 2009 ist sie am Thalia Theater in Hamburg. Neben dem Theater ist sie auch in Filmproduktionen zu sehen, wie z.B. im Liebesdrama "Verlorene Zeit" oder in "Amour Fou".


    Sebastian Rudolph ist ein deutscher Theater- und Filmschauspieler. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er festes Ensemblemitglied des Thalia Theater Hamburg. Für seine überzeugende Darstellung in Faust I+II ist Rudolph von der jährlichen Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres 2012 gewählt worden.


    Julian Greis wurde 1983 in Hattingen geboren, studierte an der Schauspielschule in Stuttgart und spielte als Gast u.a. am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach einem Engagement in Graz ist er festes Ensemblemitglied im Hamburger Thalia Theater. 2011 erhielt er den Boy-Gobert-Preis als bester Nachwuchs-Schauspieler. Er ist auch für Film und Fernsehen und als Hörbuchsprecher tätig. Für die HÖRCOMPANY hat er einige mehrfach ausgezeichnete Hörbücher gelesen, wie Eleanor & Park und Boy 7.



    Meine Meinung

    Zuerst fiel mir das Buch auf der Messe in Leipzig auf, später dann das ungekürzte Hörbuch. Ein nicht nur in den USA aktuelles Thema, Amokläufer in Schulen und hier an einer Schule in Deutschland. Auch wenn ich schon lange nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, war ich neugierig und nahm es mit.

    Gleich auf der Rückfahrt fing ich an und hörte den Rest am folgenden Tag. Die Handlung ist vielleicht etwas konstruiert, auf der anderen Seite auch sehr glaubwürdig, die Motive aus Tätersicht gut nachvollziehbar. Man spürt, dass die bei der Veröffentlichung gerade 18-jährige Autorin noch nah dran ist am Leben im Klassenzimmer.


    In den Medien gibt es leider fast wöchentlich Berichte zu Amokläufern an Schulen in den USA, jedoch zum Glück nicht hier. Die Schüler und Lehrer an dieser fiktiven Schule sind bereits auf einen solchen Fall vorbereitet, doch kann man die Regeln immer einhalten? Wie weit würde man gehen, um die Leben der anderen zu retten, wenn eine bewaffnete Person in das Klassenzimmer eindringt und auch vor Schüssen und anderen Grausamkeiten nicht zurückschreckt?


    »Es ist ein schwerwiegendes Sicherheitsproblem aufgetreten. Bitte bewahren Sie Ruhe. Begeben Sie sich sofort in einen geschlossenen Fachraum und warten Sie auf weitere Anweisungen.«


    So beginnt das Hörbuch und die klaustrophische Atmosphäre im Klassenzimmer, die wachsende Panik und das Gefühl der Hilflosigkeit sind deutlich spürbar. Lea-Lina Oppermann stellt durch die Augen der Schüler (Fiona und Mark) und des Lehrers Herrn Filler die Ereignisse dar und lässt alle drei auch zurückblicken, sodass die Leser bzw. Zuhörer einiges über das Zusammenspiel der Schüler untereinander und mit Herrn Filler erfahren.


    Durch die wechselnde Perspektive entsteht zusätzliche Spannung, wobei die Perspektivwechsel nicht so hektisch dosiert sind wie in vielen Thrillern und jede Figur ausreichend Raum bekommt, etwas zu Ende erzählen zu können. Die Sprache ist bewusst knapp gehalten und die Reduzierung auf das Nötigste verstärkt die beklemmende Stimmung.


    Fiona und Mark werden schon nach kurzer Zeit zu glaubwürdigen Figuren. Ihre Elternhäuser könnten kaum unterschiedlicher sein und beide versuchen auf ihre Weise das Schlimmste zu verhindern. Mark ist in der Schule und zu Hause ein Einzelkämpfer, der die ganze Situation mit mehr Distanz als die meisten anderen im Klassenzimmer sieht. Hinter seiner rauen Schale verbirgt sich auch irgendwo ein weicher Kern. Fiona hingegen ist Klassenbeste und möchte helfen, möchte das Richtige tun – aber was und wie? Herr Filler ist mit Anfang 30 noch nicht lange Lehrer, hat aber schon fast aufgegeben. Von seinen Schülern hat er durchweg keine gute Meinung und träumt von Karriere und Ruhm.


    Herrn Filler hätte ich mir empathischer gewünscht und weniger ichbezogen, wobei vielleicht auch verständlich ist, warum er so distanziert ist. Wer ist die maskierte Person und was soll das perfide Spiel, bei dem immer mehr der Schüler und auch Herr Filler bloßgestellt werden? Das beschäftigt die Schüler deutlich mehr als den Lehrer, dem das Schicksal seiner Schützlinge fast egal zu sein scheint. Bis zum Schluss bleibt offen, ob und wer überlebt.


    Die Sprecher sind alle perfekt ausgewählt und vermitteln sowohl die ständig wechselnde Stimmung im Klassenzimmer aus ihrer jeweiligen Perspektive, als auch die Gefühle der jeweiligen Figur.


    Das Buch erinnerte mich schnell an „Nichts“ von Janne Teller, die auch die innersten Gefühle von Jugendlichen darstellte und was Gruppendynamik und Extremsituationen bewirken können. sich hochschaukelnde Konflikte haben können. Beide Büchern entwickeln auf wenigen Seiten eine starke Sogwirkung.


    Fazit

    Ein spannendes Hörbuch, das nachdenklich macht über den Umgang der Menschen miteinander und die Versäumnisse, um solche Schicksale vielleicht schon im Vorfeld verhindern zu können. Lea-Lina Oppermann macht deutlich, dass Wegschauen keine Lösung sein sollte. Ein psychologischer Thriller, der sich mit einem aktuellen Thema beschäftigt und bei dem Gewalt zwar unvermeidlich ist, diese aber nicht sinnlos ausufert. Dem Buch und Hörbuch wünsche ich viel Erfolg und bin gespannt, welchem Thema Lea-Lina Oppermann sich als Nächstes widmen wird.


    Mit einer Altersempfehlung tue ich mich schwer, vermutlich ab 12-14.


    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.