Titel: Tagebücher Band 1 1910-1911
Autor: Erich Mühsam
Verlag: Verbrecher Verlag Berlin
Erschienen: August 2011
Seitenzahl: 352
ISBN-10: 3940426776
ISBN-13: 978-3940426772
Preis: 28.00 EUR
Erich Mühsam führte in den Jahren 1910 bis 1924 akribisch Tagebuch. Er schildert sein Leben und die damalige Zeit schonungslos offen, manchmal zynisch, aber immer pointiert und authentisch. Mühsam hielt nichts von Konventionen und das wird gerade auch bei der Lektüre dieser Tagebücher mehr als deutlich.
Mühsam gilt als der berühmteste deutsche Anarchist. Wobei Anarchie für ihn bedeutete, leben ohne Tabus oder Scheuklappen, Konventionen waren dazu da nicht beachtet zu werden. Und das man so auch leben kann, hat er wahrlich eindrucksvoll bewiesen.
Keiner Weiberrock war vor ihm sicher und er vögelte offenbar alles, was ihm vor die Flinte kam.
Und es wird eben auch deutlich, dass es durchaus ein anderes Deutschland gab, als dieses vom Untertanengeist erfüllte Kaiser-Deutschland.
Erich Mühsam nimmt kein Blatt vor den Mund. Kollegen werden niedergemacht, wenn er es für notwendig hält – aber auch Lob verteilt er dann, wenn ein solches Lob in seinen Augen verdient ist.
Dieser erste Band wirkt unpolitisch – ist aber hochpolitisch, da das gesellschaftliche Leben detailgenau geschildert wird.
Zur Person Erich Mühsam:
Erich Mühsam, geboren am 6. April 1878 in Berlin, war ein Dichter und politischer Publizist. Er war maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. 1933 wurde er verhaftet und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg von der SS Wachmannschaft ermordet.
Diese Tagebücher – obwohl ich erst den ersten Band gelesen habe – scheinen sehr lesenswert zu sein, Band 1 ist es in jedem Fall. Die Ehrlichkeit und Offenheit des Autors, der nicht nur hinter den Frauen hinterher war sondern auch permanent in Geldschwierigkeiten steckte, hat mir imponiert. 9 Punkte für ein beeindruckendes zeitgeschichtliches Dokument.