Die Autorin (Quelle: Amazon)
Kaouther Adimi, geboren 1986 in Algier, lebt und arbeitet seit 2009 in Paris. Ihr erster Roman, "Des Ballerines de papicha", erschien 2010 in Algerien und wurde 2011 unter dem Titel "L'Envers des autres" auch bei Actes Sud aufgelegt; die Autorin wurde dafür mit dem Prix littéraire de la vocation und dem Prix littéraire de l'Association France-Algérie ausgezeichnet.
Das Buch (Quelle: Amazon)
Aufgewachsen in Algier, baut sich die junge Erzählerin in Paris ein eigenständiges Leben auf. Als anlässlich der Hochzeit ihrer Schwester ein Besuch in der Heimat bevorsteht, wird sie von ihrer Vergangenheit, den Erwartungen der Familie und ihren eigenen Ängsten und Fragen an die Zukunft eingeholt. Klug und bisweilen schwankend zwischen Nostalgie und frechem Witz durchleuchtet sie ihre traditionelle Erziehung ebenso wie ihre Freuden und Leiden in der europäischen Großstadt. Vor allem aber macht ihr das halbfreiwillige Singledasein als Dreißigjährige zu schaffen.
In ihrem zweiten Roman beobachtet Kaouther Adimi den Balanceakt einer jungen Frau, die ihre Identität zwischen unterschiedlichen Welten und Lebensentwürfen sucht. Wunderbar selbstironisch und humorvoll umkreist sie diese großen Fragen des Lebens und lässt dabei tief in die Befindlichkeit einer ganzen Generation blicken.
Nominiert für den Prix de la littérature arabe 2016.
Meinung
Man sollte sich häufiger Perlen schenken lassen. Schließlich findet man meistens keine in den Muscheln, die man selbst aufgehoben hat. Dieses Buch ist eine, die man vergeblich gesucht hat.
Die Protagonistin, eine dreißigjährige Algerierin, arbeitet seit fünf Jahren in Paris. Sie vermisst ihre Heimat und sucht erfolglos nach einem Ehemann. Tradition trifft auf Moderne und der Leser leidet mit an der Zerrissenheit und den daraus resultierenden Konflikten, die sich in der jungen Frau angesammelt haben. All das beschreibt die Ich-Erzählerin witzig und melancholisch.
Am Ende träumt sie von einem Heimkommen nach Algier als gereifte, unverheiratete und weise Frau:
„Eines Tages werde ich solo nach Algier zurückkommen, und es wird kein Drama sein.“ (S.179)
Authentisch, ergreifend und eindrucksvoll schnörkellose Schreibe.