'Lange hatte ich Angst in der Nacht' - Seiten 001 - 083

  • Ich komme nur langsam voran, da ich immer noch massive Probleme mit der "Du-Form" habe. Sie klingt total holprig und manchmal auch unfreiwillig komisch.


    "Ihn zu öffnen (den Koffer) war, als würdest du sanft über seine Achselhöhlen fahren, seinen Deckel zu berühren war, als streicheltest du ihm den Rücken..."

    Es klingt für mich wie gewollt und nicht gekonnt.


    Die Autorin will unbedingt betroffen machen und scheint dazu verschiedenste Stilmittel auszuprobieren. Mir geht es immer wieder so, wenn in einem Buch die Absicht des Autors so offensichtlich wird, wenn man die Botschaft des Buches mit der Keule auf den Kopf gehauen bekommt, dann macht mich das wütend. Ich kann gar nicht genau erklären, warum.


    Die Geschichte von Suzanne finde ich schon etwas lesbarer, wobei ich wohl nie Fan vom Präsens werde. Aber auch hier gelingt es mir nicht, mich in die Personen hineinzufühlen. Das Ganze klingt für mich nicht lebendig; irgendwie statisch und wie ein Entwurf.


    Zu dem Völkermord in Ruanda habe ich ja vor kurzer Zeit das Buch "Kleines Land" gelesen, das um einiges besser war, als diese "gewollte Betroffenheitsmache". Entschuldigung, dass ich so deutliche Worte wähle, aber so geht es mir eben immer, wenn die Intention eines Autors so klar zu erkennen ist...


    Ich lese nachher weiter und bin gespannt, ob ich noch die Kurve bekomme und die Geschichte ernst nehmen kann... :wave

  • Ich komme nur langsam voran, da ich immer noch massive Probleme mit der "Du-Form" habe. Sie klingt total holprig und manchmal auch unfreiwillig komisch.

    Mir ist es auch immer wieder passiert, dass ich über die richtige Form gerätselt habe. Leider habe ich gerade kein Beispiel parat, aber an einigen Stellen muss ich zugeben, habe ich mehr darüber nachgedacht, ob an der Stelle gerade ein grammatikalisch richtiges Verb verwendet wurde, als mich wirklich mit dem Inhalt auseinander zu setzen. Ich finde es dann einfach schade, wenn die Sprache vom eigentlichen Inhalt ablenkt.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Ob das im Original auch so ist?

    Oder soll es vielleicht sogar sein?

  • Laut Wolke haben wir Vorab- Leseexemplare bekommen. Kann man nur hoffen, das dem Lektorat diese Fehler aufgefallen sind.

  • Auf 160 Seiten kann keine Zeit bzw. kein Platz für eine Darstellung sein, die diesem Völkermord, gerecht wird oder umfassend über ihn informiert.


    Das habe ich ja auch nie verlangt. ;)
    Finde es sehr spannend, wie ihr diesen Aspekt des Buches so wahrnehmt. Danke für alle Rückmeldungen! :wave


    Hoffentlich schaffe ich es heute Abend, auch endlich mal wieder ein paar Seiten voranzukommen...


  • Zu dem Völkermord in Ruanda habe ich ja vor kurzer Zeit das Buch "Kleines Land" gelesen, das um einiges besser war, als diese "gewollte Betroffenheitsmache". Entschuldigung, dass ich so deutliche Worte wähle, aber so geht es mir eben immer, wenn die Intention eines Autors so klar zu erkennen ist...


    Auf "Kleines Land" warte ich auch schon ungeduldig. Leider hat meine Onleihe nur das eAudio. Irgendwann im Mai kann ich es wahrscheinlich hören. Schön, dass es dir gefallen hat, da freue ich mich umso mehr auf das Buch. :-)

  • Mir ist es auch immer wieder passiert, dass ich über die richtige Form gerätselt habe. Leider habe ich gerade kein Beispiel parat, aber an einigen Stellen muss ich zugeben, habe ich mehr darüber nachgedacht, ob an der Stelle gerade ein grammatikalisch richtiges Verb verwendet wurde, als mich wirklich mit dem Inhalt auseinander zu setzen. Ich finde es dann einfach schade, wenn die Sprache vom eigentlichen Inhalt ablenkt.

    Da bin ich jetzt aber erleichtert, dass es nicht nur mir so geht.


    Weil mich die Schreibweise zu sehr ablenkt und ich mich nicht auf den Inhalt konzentrieren kann, wede ich das Buch zweimal lesen. Wenn es richtig emotional wird, packt es mich zwar schon und die Schreibweise stört mich nicht. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass ich der Geschichte bisher richtig folgen konnte.


    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Jetzt habe ich den ersten Teil auch etwas verspätet beendet. Ich brauchtr auch eine Weile, um mich dan die Du-Form zu gewöhnen. Zuerst konnte ich so gar nichts damit anfangen, bis mir klar wurde, dass es bei dem kursiven Teil um Susannes Niederschrift handelt.


    Arsènes Schicksal dagegen hat mich sehr getroffen. Wie furchtbar diese Erlebnisse sein müssen, erst recht für ein 8-jähriges Kind, mag man sich gar nicht vorstellen.

    Seine Adoptiveltern machen einen sehr einfühlsamen Eindruck. Doch ich könnte mir vorstellen, dass Susanne eine Art therapeutische Wirkung erzielt.


    Ob die Autorin autobiographische Aspekte verarbeitet hat? Auf Seite 73, wo Susanne ihren Vater beschreibt, stellt sich heraus, dass er ebenfalls den Nachnamen Ghata trägt.

    Die Beziehung zwischen Susanne und ihrer Mutter war wohl nicht sehr innig, zumindest bekommt sie von ihrer Mutter keinerlei Unterstützung, um den Tod ihres Vaters zu verarbeiten. Vielleicht fühlt sich Susanne deshalb mit Arsène verbunden, da er auch seine Familie verloren hat und seine Heimat? Susanne wurde in ihrer Kindheit dazu gezwungen, ebenfalls nach dem Tod des Vaters die Wohnung zu verlassen, die für sie so etwas wie Heimat bedeutete...


    Ich hatte darauf gehofft, dass ein paar Hintergrundinfos über die Völkermorde in Ruanda eingestreut werden. Denn wirklich präsent sind mir die Ereignisse nicht. Aber nach Abschluss des Buches werde ich auf jeden Fall danach googeln.

  • Dank Eulentreffen und einer anderen LR komme ich erst jetzt zum Posten.


    Zwei Erzählstränge gefallen mir prinzipiell in büchern sehr gut und auch, daß diese durch den unterschiedlichen Druck ganz klar abgegrenzt sind. Mit der DU-Form hatte ich meine Probleme. Sie hat mich nicht mitgenommen, was die autorin eventuell bezweckt hat, ich blieb als Zuschauer außen vor. Vom Genozid hatte ich schon vorher gehört, aber explizit nichts darüber gelesen. Suzanne möchte in ihrem Workshop Arsène aus seiner Reserve locken und ihm helfen, sein Trauma zu verarbeiten. Die Herangehensweise fand ich feinfühlig. Ich glaube, daß solche Erlebnisse und die Flucht für uns einfach nicht vorstellbar sind. Anfangs dachte ich noch, ok es gibt viele Flüchtlinge, aber dieses Schicksal hat mich schon berührt und hier vor allem sein Umgang mit dem Koffer.