'Der begrabene Riese' - Seiten 345 - Ende

  • Für mich kam das Buch leider zu einer ungünstigen Zeit.:( Im Frühlings-Stress hatte ich einfach keinen Kopf, mir mehr Gedanken über das Buch zu machen oder aktiv an der LR teilzunehmen. Die Story an sich hat mir gut gefallen, deswegen habe ich das Buch auch zu Ende gelesen.

    Ich werde das Buch mit Sicherheit mit mehr Ruhe nochmal lesen und die LR hier dann auch.

  • Ich brauche nach der Geschichte noch etwas Abstand, aber ein Review kommt vermutlich noch.


    Bei diesem Buch wusste ich aber teilweise auch gar nicht, was ich schreiben soll, sondern wollte die Geschichte für mich erleben. Hatte ich ja auch bei einem Abschnitt geschrieben. Daher freute es mich natürlich umso mehr, dann im Nachhinein die Diskussionen zu lesen, auch wenn schon viel gesagt war. Gewonnen hat das Buch dadurch immens für mich.

  • Bei diesem Buch wusste ich aber teilweise auch gar nicht, was ich schreiben soll, sondern wollte die Geschichte für mich erleben.

    Das ging mir auch so, zumal ich über weite Strecken die Geschichte eher wie ein Märchen gelesen habe.


    Daher freute es mich natürlich umso mehr, dann im Nachhinein die Diskussionen zu lesen, auch wenn schon viel gesagt war. Gewonnen hat das Buch dadurch immens für mich.

    Mein Blick auf die Geschichte ist dadurch ein anderer, weiterer geworden, und vielleicht lese ich es beim erneuten Lesen ganz anders. Wer weiß.

    Ich finde solche LR enorm bereichernd.

  • So, jetzt habe ich mich endlich (nach Urlaub ohne Computer sofort anschließendem Alltagschaos mit wenig Zeit und natürlich Eulentreffen :grin) endlich zum letzten Abschnitt geäußert, und jetzt hab ich versehentlich "den Editor zurückgesetzt" und dadurch alles gelöscht. :(


    Deshalb nur in Kurzfassung und verzeiht mir, wenn ich die Zitate, auf die ich eigenlich geantwortet habe, nicht mehr raussuche.


    Ich bin froh, dass den meisten von euch das Buch jetzt doch noch gefallen hat. Erstaunt hat es mich schon, dass ich mit meinen Vermutungen so ins Schwarze getroffen habe, allerdings wäre ich ohne LR da nie draufgekommen. So hatte ich nicht nur eure vielen Hinweise und Deutungen, sondern ich habe auch das Buch wesentlich intensiver und mir viel mehr Nachdenken gelesen, als ich es sonst getan hätte.


    Ja, es lößt sich jetzt alles auf im letzten Kapitel und der Nebel lüftet sich. Gut oder schlecht - eine ganz schwierige Frage! Allerdings habe ich beim Kampf der beiden Ritter gemerkt, dass ich dann doch Gawain den Sieg gewünscht hätte. So hätten die Menschen wenigstens noch eine kurze Zeit ihren "Frieden" gehabt, auch wenn das Vergessen anderes Leid verursacht. Auch ich fand dieses auswegloses Dilemma sehr gut dargestellt, eine "gute" Lösung auf diese Frage gibt es m. M. nach nicht.


    Was mir hier sehr gut gefallen hat, war das Ende mit Beatrice und Axl. Hier fand ich sehr deutlich herausgearbeitet, dass auch für sie beide, die sich so dringend erinnern wollten, um ihre Liebe "beweisen" zu können, das Erinnern gar nicht so positiv ist. Jetzt sind alle Verletzungen und Kränkungen wieder präsent, die vorher vergessen waren. Ihre Liebe ist ganz ohne Erinnerungen deutlich zutage getreten, vielleicht dann sogar mehr, da sie nur das Gefühl, nicht aber den Verstand gehabt hätten.


    Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sie sich irgendwann auf der Insel wiedersehen! Und als Fazit für mich bleibt (außer, dass ich Ishiguro auf alle Fälle wieder lesen sollte ;)), dass manchmal das Vergangene wirklich "Vergessen" bleiben sollte, um die Möglichkeit zu haben, Wunden heilen zu lassen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sie sich irgendwann auf der Insel wiedersehen! Und als Fazit für mich bleibt (außer, dass ich Ishiguro auf alle Fälle wieder lesen sollte ;)), dass manchmal das Vergangene wirklich "Vergessen" bleiben sollte, um die Möglichkeit zu haben, Wunden heilen zu lassen.

    Das ist ein sehr schöner Schlusssatz Lese-rina. Ich hab mir das auch gewünscht, dass Gawain gewinnt.

  • Und als Fazit für mich bleibt (außer, dass ich Ishiguro auf alle Fälle wieder lesen sollte ), dass manchmal das Vergangene wirklich "Vergessen" bleiben sollte, um die Möglichkeit zu haben, Wunden heilen zu lassen.


    Aber heilen Wunden denn wirklich, wenn nicht vorher der ganze Dreck 'rausgekratzt wurde? Hier sollen Gräueltaten totgeschwiegen werden... Ich denke, es braucht beides - ordentlich Säubern und dann auch mal in Ruhe lassen.



    Für mich war diese Leserunde ein echtes Highlight, und nachdem ich den "Riesen" bei der LR als eBook aus der Onleihe gelesen hatte, habe ich ihn mir gestern als Papierbuch gegönnt und freue mich schon RIESIG :lache auf ein baldiges Re-Ries Re-read. :lesend

  • Aber heilen Wunden denn wirklich, wenn nicht vorher der ganze Dreck 'rausgekratzt wurde? Hier sollen Gräueltaten totgeschwiegen werden... Ich denke, es braucht beides - ordentlich Säubern und dann auch mal in Ruhe lassen.

    Da hast du natürlich recht! Es gibt da auch keine "richtige" und vor allem keine "einzige" Lösung. Manchmal wird es gut sein, wenn manches einfach mal eine Zeitlang liegen bleibt und ruhen kann, bevor man sich an die Aufarbeitung macht, in anderen Fällen ist es so, wie du geschriegen hast. Ruhe brauchen oft nicht nur die Opfer, sondern die "Täter". Man sieht ja in dem Buch am Beispiel der Mönche ganz gut, was sie an Schuld mit sich herumschleppen, auch wenn sie gar nichts selbst an den Gräueltaten beteiligt waren, sondern "nur" dem gleichen Volk angehören. Damit muss man auch erstmal klarkommen und das wäre gleich nach der Tat vielleicht viel schwieriger gewesen, als jetzt - ein bis zwei Generationen danach.


    Was mir aber sehr, sehr gut gefällt an dem Buch: Ishiguro wirft diese Frage auf, lässt sie aber offen! Jeder kann sich selbst seine eigene Meinung darüber bilden, Ishiguro drückt uns seine nicht auf. Das finde ich sehr gelungen, denn wie leicht wäre es für einen Schriftsteller, uns seine Meinung als "einzig wahre" unterzujubeln. :thumbup:

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Drei Monate später lege ich das Buch wieder aus der Hand und finde es immer noch so toll wie beim ersten Mal. Vor allem die bewegenden Gespräche zwischen Axl und Beatrice, die nochmal in ein anderes Licht gerückt werden, wenn man weiß, wie das Ganze ausgeht mit dem seltsamen, freundlichen Fährmann... :heul Aber auch die teilweise bizarren Gedanken, Äußerungen und Aktionen des traurigen Ritters Gawain lesen sich schön und andeutungsreich, wenn man dabei schon im Blick hat, dass er in Wahrheit der Hüter der Drachin ist. Weniger bewegt hat mich diesmal die Frage nach dem individuellen und kollektiven "Vergessen" nach Unrechts- und Gräueltaten - das hatten wir ja in der Leserunde schon ausgiebig diskutiert.


    Ich bin sehr froh, das Buch ein zweites Mal gelesen zu haben, und denke, dass in zehn Jahren oder so bestimmt ein dritter Durchlauf drin ist. :grin

  • Drei Monate später lege ich das Buch wieder aus der Hand und finde es immer noch so toll wie beim ersten Mal.

    Wie schön!!!!:):)

    Ich möchte dieses Buch auch unbedingt noch einmal lesen. Ich habe aber gerade bei Büchern, die mir so richtig gut gefallen haben immer ein wenig Bammel, dass sie beim nächsten mal lesen nicht mehr so toll sein könnten.

    Das du es beim zweiten mal auch noch toll fandest finde ich jetzt richtig schön:knuddel1

    Dann werde ich mich dieses Jahr auch noch an einen Re-Read davon wagen ( im Moment ist das Buch aber noch an meine Mutter verliehen. Ich bin schon gespannt, wie sie es findet!)

  • Ich hätte vielleicht auch ein bisschen mehr Zeit verstreichen lassen sollen, damit die Erinnerungen nicht mehr ganz so frisch gewesen wären. Aber da war einfach eine so starke und unbezwingbare Sehnsucht, dieses Buch nochmal zu lesen. :wow :lache


    Wünsche euch auf jeden Fall ebenso viel Freude, wie ich hatte. :wave