Hier kann zu den Seiten 345 - Ende (Teil 4) geschrieben werden.
'Der begrabene Riese' - Seiten 345 - Ende
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Ich muss leider sagen, dass ich nun doch froh bin, das Buch ausgelesen zu haben, obwohl mir dieser Abschnitt und das Ende gefallen haben, sehr sogar!
Alle unsere Reisenden kommen auf dem Berg beim Steinmal des begrabenen Riesen zusammen.
Ich finde, hier treffen alle menschlichen Eigenarten und Schwächen zusammen, werden aufgedeckt. Alle reden durcheinander, niemand versteht erstmal den Anderen oder versucht es auch nur. Es ist wie die Stimmverwirrung beim Turmbau zu Babel.
Der schlafende Riese, zum Schluss geweckt, ist so etwas wie die vergrabenen Ängste und all der Hass, der nun, da sich alle wieder erinnern werden, ausbrechen wird.
Der Schluss hat mir gefallen, nicht weil das so ein schönes Ende ist, sondern weil es den Kreis schließt. Das mag ich.
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Ich zitiere mich mal selbst:
Der schlafende Riese, zum Schluss geweckt, ist so etwas wie die vergrabenen Ängste und all der Hass, der nun, da sich alle wieder erinnern werden, ausbrechen wird.
Der Frieden, den Axl unter König Artus so mühsam ausgehandelt hatte, war gebrochen. Deshalb mussten/sollten alle vergessen, das Leid, die Schuld, die Ungerechtigkeit und ihren Hass, damit sie friedlich leben konnten und nicht sofort wieder aufeinander losgingen.
Aber ist so ein Friede gut? Echt ist er nicht, nur ein Tuch, über alles gebreitet.
Ich glaube, ich muss das Buch wohl nochmal lesen.
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Ich musste das Buch noch fertig lesen und jetzt lässt es mich nicht mehr los.
Mich beschäftigt, wie aktuell die Geschichte ist, obwohl sie in grauer Urzeit angesiedelt ist. Wie kann es nach solchen Vorfällen Frieden geben? Wie der Spirale aus Rache und immer neuen Gewalttaten ein Ende bereiten?
Wenn ich mich in der Welt so umschaue, könnte so ein Zaubernebel in manchen Regionen wirklich nicht schaden.
Wistan ist das extreme Beispiel für kein Vergessen und ewigen Hass. Kann man damit leben? Immerhin wird Edwin sich vermutlich immer an ein freundliches britannisches Paar erinnern.
Und natürlich der Kampf der "alteingesessenen" Britannier (die tatsächlich auch schon mit den wieder abgezogenen römischen Besatzern vermischt waren) gegen die neu zugewanderten Sachsen.
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Ich habe das Ende jetzt viel zu schnell gelesen, weil ich fertig werden wollte. Es hat sich jetzt alles zu meiner Zufriedenheit geklärt. Auch das Ende Paste sehr gut zum Rest.
Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich das Buch in seiner Gesamtheit mag oder eher nicht. Da muss ich wohl jetzt ein paar Nächte drüber schlafen.
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Mich beschäftigt, wie aktuell die Geschichte ist, obwohl sie in grauer Urzeit angesiedelt ist.
Ich finde, dass sich diese ganze Aktualität erst vollständig erschließt, wenn man das Buch zu Ende gelesen hat, denn gerade am Ende kommt es zu entscheidenden Entscheidungen. Ich glaube, dass Vergessen, Verdrängen und Unversöhnlichkeit immer existieren werden, solang es Menschen gibt, die einander bekämpfen oder Bekämpft haben oder bekämpfen werden. Alles ein ewiger Kreislauf von Liebe und Hass, Vergeben und Verletzungen, Unverständnis, Angst von Fremdheit und Andersartigkeit...
Solange es Menschen gibt, wird es keine Idealzustände geben. Es liegt in unserer Natur zu wollen, was andere haben, zu begehren und zu neiden, auch wenn wir oder manche von uns sich redlich mühen, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Ganz schafft man es nie...
Immerhin wird Edwin sich vermutlich immer an ein freundliches britannisches Paar erinnern.
Ich hoffe es um seinetwillen sehr für ihn, aber ob das so bleiben wird...Der Same des Hasses ist auch in ihm gelegt, der er schon so viel Schreckliches gesehen hat in seinen jungen Jahren.
Mir gefällt, dass Wistan ihn extra noch darauf hinweist, dass er sich an die Freundlichkeit dieses Paares erinnern soll!
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Und dennoch ist es gerade Wistan, der ihn aufgefordert hat, ausnahmslos alle Britannier zu hassen. Interessant finde ich das.
Mir gefällt, dass hier die beiden Seiten des Vergessens gezeigt werden: wie schwierig das Leben im privaten Bereich wird, wenn die Vergangenheit einfach weg ist.
Und die möglicherweise segensreiche für das kollektive Gedächtnis. Die Möglichkeit, mit Nachbarn, die schlimmes getan haben, im Frieden leben zu können.
Das Dilemma wird hier sehr eindringlich gezeigt.
Im 17. Kapitel wird auch meine Frage beantwortet, in welcher Zeit der Erzähler wohl lebt. Und es wird klar, wer der Erzähler ist. Flappsig gesagt: das ist ja ein Ding.
Was meint ihr: Kommt der Fährmann zurück um Axl auch abzuholen? Oder spielt das gar keine Rolle mehr? Ein eigenartiges Ende.
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Ich glaube, der Leser kann sich sein eigenes Ende ausdenken.
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Was meint ihr: Kommt der Fährmann zurück um Axl auch abzuholen? Oder spielt das gar keine Rolle mehr? Ein eigenartiges Ende.
Er kommt nicht zurück. Diesmal ist es der Mann, der zurück bleibt. Beatrix' Weg ist zu Ende, seiner nicht. Und es ist auch nicht mehr wichtig, auch er hat sich damit abgefunden. Er schaut nicht zurück, als er dem Boot und dem Fährmann den Rücken zudreht und aus dem Wasser geht. Er schaut nicht zurück...
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Nein. Er schaut nicht zurück. Was bleibt ihm noch? Axl ist ganz allein.
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Das Ende des Buches gefällt mir ganz großartig. Sowohl die finale Begegnung auf dem Berg als natürlich auch das letzte Kapitel. Dies aus der Sicht des Fährmanns zu erzählen, hat mich sehr berührt. Es bleibt offen, wie lange Beatrice auf ihren Axl warten muss. Für mich ist allerdings klar, dass sie sich auf der Insel wieder aneinander erinnern und erfreuen dürfen. Sehr einfühlsam inmitten der Rauheit dieses Buches.
Es bleibt die große Frage, wann darf ein Volk vergessen, um wieder heil zu werden, und wann darf es das auf keinen Fall. Mir fällt natürlich unsere Geschichte ein und wie richtig es ist, dass die Nazi-Verbrechen nicht vergessen werden. Es darf den Fortschritt und die Zukunft einer Nation natürlich nicht blockieren oder lähmen.
Schaue ich in den Nahen Osten, dann täte eine Nebel-Zeit sehr gut, in der die Menschen zur Ruhe kommen. Der Hass ist dort so tief und scharf, ich sehe keine Heilung in der Zukunft.
Genial finde ich, das Ishiguro die Thematik der Vergessens auf zwei Ebenen durchspielt. Neben der oben angesprochenen lässt er Beatrice und Axl über das Vergessen nachdenken. Die Angst, dass sie vergessen, wie sehr sie sich lieben, ist die ganze Zeit spürbar. Aber auch, dass ihre Liebe tiefer geht und eine Geschichte hat.
Und dass sie Fehler überstanden hat. Axl war doch ein Krieger und Beatrice hat ihren Mann betrogen. Dennoch ging ihr gemeinsamer Weg weiter.
Mich hat die Geschichte dieses Ehepaars sehr berührt, es ist eine Liebesgeschichte, wie ich sie noch nicht gelesen habe.
Die Todeszene am Ende habe ich mehrmals gelesen. Auch so ein berührendes, trauriges und zugleich hoffnungsvolles Ende eines Lebens habe ich ebenfalls noch nicht gelesen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Runde mit euch auch. Zwischendurch hatte ich Angst, die Runde kippt, weil wir das Buch ganz unterschiedlich gelesen und verstanden haben. So soll es doch sein!
Solange wir respektvoll miteinander umgehen, sind wir uns gegenseitig nur eine Breicherung.
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Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Runde mit euch auch. Zwischendurch hatte ich Angst, die Runde kippt, weil wir das Buch ganz unterschiedlich gelesen und verstanden haben. So soll es doch sein!
Solange wir respektvoll miteinander umgehen, sind wir uns gegenseitig nur eine Breicherung.
Gerade Bücher, die ganz unterschiedlich angegangen und verstanden werden können, lese ich gerne in der Leserunde. Wenn sich ohnehin alle einig sind - egal ob positiv oder negativ - kommt der Austausch manchmal ein wenig kurz, einfach weil es nicht viel zu sagen gibt.
Das ist hier ganz anders. Und jede Lesart hat ihre Berechtigung.
Eine Frage habe ich noch: meint ihr, es ist immer der gleiche Erzähler? Von Anfang bis Ende? Wechselt er?
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Eine Frage habe ich noch: meint ihr, es ist immer der gleiche Erzähler? Von Anfang bis Ende? Wechselt er?
Der Erähler wechselt. Mal ist es der Erzähler, der den Leser direkt anspricht, mal ist es Garwein, zum Schluss der Fährmann. Oder was meinst du?
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Mir geht es genauso, dass ich gerade die LR mit verschiedenen Sichtweisen sehr interessant finde. Es sind ja immer mal mehr und mal weniger Aspekte dabei, die man nicht sieht oder erkennt.
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Ich bin mit dem Abschnitt noch nicht durch, lese eure Kommentare daher erst später...
Dass Gawain die Drachin mit Absicht verschont, war zu Beginn dieses Abschnitts ja zwischen den Zeilen schon zu erahnen; nun ist es traurige Gewissheit. Er ist sogar ihr Hüter, beauftragt angeblich von König Artus selbst, damit der Atem der Drachin den Nebel des Vergessens über die an den Sachsen begangenen Kriegsgräuel legt. Was für eine aberwitzige Idee, dass kollektives Vergessen zu Heilung und dauerhaftem Frieden führen soll. Zumal ja nicht alle Beteiligten vom Vergessen erfasst sind, sondern stetig neue Sachsen nachrücken und die alte Schuld sühnen wollen. Aber man sieht diesen Mechanismus ja nach jeden Krieg, nach jedem Völkermord: Schweigen. Oder Siegerjustiz. Die einzige mir bekannte Ausnahme, die halbwegs funktioniert hat, ist die Wahrheits- und Versöhnungskommission nach dem Ende der Apartheid in Südafrika.
Ich bin jetzt sehr gespannt, ob die Drachin von Wistan erlegt wird. Und ob das armselige Vieh in der Grube überhaupt Querig ist - wer weiß, vielleicht macht sich die richtige Querig gerade über die beiden angepflockten Opfer her.
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Es bleibt offen, wie lange Beatrice auf ihren Axl warten muss. Für mich ist allerdings klar, dass sie sich auf der Insel wieder aneinander erinnern und erfreuen dürfen. Sehr einfühlsam inmitten der Rauheit dieses Buches.
So möchte ich es auch sehen, unbedingt. Ich bin überzeugt, dass sie sich auf der Insel wiederfinden werden, irgendwann.
Und dass sie Fehler überstanden hat. Axl war doch ein Krieger und Beatrice hat ihren Mann betrogen. Dennoch ging ihr gemeinsamer Weg weiter.
Mich hat die Geschichte dieses Ehepaars sehr berührt, es ist eine Liebesgeschichte, wie ich sie noch nicht gelesen habe.
Mich hat das auch sehr berührt. Diese Liebesgeschichte ist wirklich keine Gewöhnliche, schon allein durch die lange Phase des gemeinsamen Vergessens und des schließlichen Erinnerns. Und es hat keine Bedeutung, was sie einander getan haben - sie lieben sich, respektieren sich. Da ist Verlässlichkeit und Sicherheit. Schön!
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Runde mit euch auch. Zwischendurch hatte ich Angst, die Runde kippt, weil wir das Buch ganz unterschiedlich gelesen und verstanden haben. So soll es doch sein!
Solange wir respektvoll miteinander umgehen, sind wir uns gegenseitig nur eine Breicherung.
So soll es sein!
Ich hatte lange kein Buch mehr, das ich mir erklären lassen musste. Ich habe es ganz anders gelesen, finde aber eure Deutungen nachvollziehbarer und schlüssig. Es hat mich sehr gefreut mit euch zu lesen!
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Regenfisch, es ist nicht zu glauben, mir ist beim Lesen gar nicht aufgefallen, dass auch Gawain als Erzähler auftritt. Habe ich völlig überlesen.
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Ich glaube, ich muss das Buch wohl nochmal lesen.
Ich werde das auch unbedingt tun.
Nun ist diese große Liebe schließlich am Ende des gemeinsamen Weges angekommen... Zumindest auf dieser Seite des Wassers. Beide wissen es, versuchen aber, Zuversicht zu verbreiten, und klammern sich an die Hoffnung, dass sie auf der Insel wieder vereint sein werden. Ein sehr bewegendes Ende.
Jetzt lese ich erstmal eure Kommentare.
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Mir gefällt, dass Wistan ihn extra noch darauf hinweist, dass er sich an die Freundlichkeit dieses Paares erinnern soll!
War das nicht Gawain?
Euren Kommentaren kann ich ansonsten nicht mehr viel hinzufügen. Auch mich hat diese intensive Liebesgeschichte ebenso bewegt wie die angeregten Reflexionen über das Vergessen. Die magischen Elemente waren mir manchmal zuviel - oder zu breit ausgewalzt, da denke ich v.a. an die Kobolde im Boot - , aber ansonsten konnte ich mich gut darauf einlassen. Insgesamt hat mir dieses Buch richtig gut gefallen! Es wird mit Sicherheit noch länger nachhallen und ich werde es auf jeden Fall noch einmal lesen! Mit dem Wissen um den Ausgang der Geschichte erschließen sich vielleicht auch zwischendurch noch einmal neue Aspekte.
Danke für eure interessanten Kommentare, v.a. zum ersten Abschnitt, die mich dazu gebracht haben, mich dieser Leserunde noch anzuschließen - es hat sich absolut gelohnt!
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Bei dieser Leserunde fand ich es übrigens besonders schwierig, mich bei den früheren Kapiteln noch einzuklinken, einfach weil ich Angst hatte, etwas zu verraten, was noch nicht bekannt ist.
Durch die vielen phantastischen Elemente habe ich den Überblick gelegentlich verloren.
Mir ist auch nach längerem Nachdenken noch nicht ganz klar, was diese Mönche eigentlich getrieben haben. Offenbar haben auch sie die Drachin beschützt, indem sie sie gefüttert haben. Wollten sie vielleicht dafür büßen? Ist das das große Geheimnis? Schließlich war es ja wohl Merlin, der die Drachin so verzaubert hat, dass sie diesen Amnesie-Atem ausstößt. Etwas, das sie als fromme Christen ja verurteilen müssten.