Abby Fabiaschi: Für immer ist die längste Zeit
FISCHER Krüger 2018. 368 Seiten
ISBN-10: 3810524794
ISBN-13: 978-3810524799. 14,99€
Originalausgabe: I Liked myLife
Übersetzerin: Barbara Christ
Verlagstext
Maddy ist tot. Vom Dach der Bibliothek gestürzt. Sie landet jedoch nicht im friedvollen Himmel, sondern blickt aus kurzer Höhe auf ihre Familie - ihre pubertierende Tochter Eve und den emotional unaufgeräumten Ehemann Brady - herab. Ohne Maddy sind sie schon in einfachen Dingen der Alltagsorganisation überfordert. Jetzt drohen sie an der Frage nach dem Warum zu zerbrechen. Maddy muss etwas tun. Doch ihre Möglichkeiten der Einflussnahme aus dem Jenseits sind begrenzt - sie ist ja auch neu hier.
Die Autorin
Abby Fabiaschi wurde von eigenen frühen Erfahrungen mit Verlust und Trauer zu ihrem ersten Roman inspiriert. Vor ein paar Jahren gab sie ihre Führungsposition im Technologiesektor auf, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben und sich endlich ihren Traum vom Schreiben zu erfüllen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Connecticut und Utah. Wenn sie nicht schreibt oder sich über ihre Kinder amüsiert, liest sie gern und viel. Abby Fabiaschi engagiert sich außerdem im Vorstand einer Non-Profit-Organisation und spendet zwanzig Prozent all ihrer Nettoerlöse an Verbände, die sich für das Wohl von Frauen und Kindern weltweit einsetzen.
Inhalt
Madeleine Starling ist vom Dach der Bibliothek in den Tod gestürzt. Wie es dazu kommen konnte, wird erst am Ende des Romans aufgedeckt. Sie hinterlässt Ehemann Brady, der seine Hilfe im Haushalt irgendwann einstellte, weil er es seiner Frau nie recht machen konnte, und die 17-jährige Eve, die zum Beginn des nächsten Schuljahres an ein auswärtiges College wechseln wird. Hilflose Trost-Versuche der mit ihnen trauernden Nachbarn und Freunde bringen Eve in Rage; jedes Lob für ihre selbstlose Mutter interpretiert sie als Kritik am eigenen Egoismus – und dem ihres Vaters. Vater und Tochter machen sich Vorwürfe, weil sie zu Maddys Lebzeiten ihre Bemutterung selbstverständlich hinnahmen und ihr niemals dankten. Während Mann und Tochter Maddys plötzlichen Tod zu verarbeiten suchen, kann Maddy selbst ihre Familie nicht loslassen. Auf einer Wolke schwebend, versucht sie die Wege ihrer Lieben von dort oben herab zu lenken. Engel können das, als hätten sie einen Zauberstab. Dass es am Boden nicht ohne sie geht, scheint Maddy sogar mit Befriedigung zu erfüllen. Brady braucht möglichst bald eine neue Frau, beschließt sie; denn allein würde er hilflos dem Schlachtfeld gegenüber stehen, in das er das Haus innerhalb kürzester Zeit verwandelt. Mit Blick auf ihre College-Bewerbung nimmt Eve Nachhilfe bei Rory, einer Lehrerin in den besten Jahren, die Maddy von ihrer Wolke herab zu Bradys neuer Frau bestimmt hat. Selbst die Sozialstunden, zu denen Eve nach einem leichtsinnigen Autounfall verknackt wird, erweisen sich als Segen für sie.
Maddys Tagebuch, das Eve vom Vater kontrolliert in winzigen Abschnitten lesen darf, könnte das Rätsel um ihren Tod lösen. Da Maddy auf eine Familiengeschichte mit Alkoholismus und Depressionen zurückblickt, könnte auch sie an Depressionen gelitten haben. - Beim Umgang mit dem Thema Depression hätte Abby Fabiaschi größeres Fingerspitzengefühl zeigen können. Ob jemand an Depressionen leiden darf, ist keine Ermessenssache Außenstehender. Zu absurden Beiträgen von Romanfiguren zum Thema Depression wünsche ich mir auch in einem fiktiven Text Widerspruch. - Überrumpelt vom Zusammenleben mit einer 17-Jährigen, die er bisher kaum wahrnahm, hat Brady leider wenig mehr zu bieten, als Eve autoritär abzukanzeln.
Fazit
Erzählt wird Abby Fabiaschis in den USA überaus populärer Roman in Ichform von den drei Starlings, ergänzt von Maddys Tagebuch-Auszügen. Anfangs wirkten die drei Stimmen authentisch und lassen hoffen auf die Aufklärung der Todesumstände. Wie Maddy ihr Leben und ihren frühen Tod hinnimmt, ohne Versäumtes zu bereuen, konnte mich nicht überzeugen. Die Starlings, beide Mitte der 60er Jahre geboren, lebten konventionelle Rollenmuster vom Alleinverdiener und seiner treu sorgenden Ehefrau. Für die Zeit, wenn Eve den ganzen Tag in der Schule sein würde, hatte Maddy offenbar keine Ziele außer ehrenamtlich in der Bibliothek zu arbeiten. In dieser Generation? Ernsthaft?
Fabiaschis Erstling kommt mit der unübersehbaren Botschaft: Lebe heute und sprich mit deinen Mitmenschen, solange du es noch kannst. Vater und Tochter bereuen zwar ihr Verhalten gegenüber der Verstorbenen, entwickeln sich im Laufe der Handlung jedoch nur geringfügig weiter. Bücher mit Engeln, die auf Wolken schweben, gehören sonst nicht in mein Beuteschema. Hinter einem luftig leichten Buchcover in Lack-Optik entwickelt sich eine Handlung, die nicht einmal andeutungsweise an Klischees kratzt und mir aus der Innenansicht zu wenig über die Personen vermitteln kann. Besonders bei Eve finde ich das ärgerlich.
4 von 10 Punkten