Bis zum Himmel und zurück - Catharina Junk

  • Positiv überrascht von der Tiefe der Emotionen


    Katja ist Drehbuchautorin, allerdings eher minder erfolgreich. Das könnte sich ändern, als sie das Angebot bekommt, eine eigene Familienserie zu schreiben – ein Traum für jeden Autor, denn nun könnte sie ihre ganze Fantasie spielen lassen. Doch leider ist Katjas eigenes Leben schon Drama genug – was in ihrer Vergangenheit passiert ist, hat sie lange verdrängt und doch nie überwunden. Ausgerechnet jetzt holt sie jedoch die Vergangenheit ein, auf eine Art und Weise, wie Katja es nie gedacht hätte. Plötzlich ist sie konfrontiert mit Neuem und Altem, Wunden und Narben und muss versuchen, Ordnung in ihr Chaos zu bekommen.


    Das Buch hat mich sehr positiv überrascht. Anfangs hatte ich nicht erwartet, dass so eine tiefe Hintergrundstory entwickelt wird und wie viele Gefühle nicht nur auf die Protagonistin, sondern auch auf den Leser einprasseln. Das Buch ist eine ständige Achterbahnfahrt der Gefühle, ich war als Leser mehrmals geschockt, musste schlucken, meine Tränen zurückhalten und nur einige Seiten weiter herzlich lachen und habe die Wärme gespürt, die von sehr liebenswerten Charakteren ausgehen.


    Nur selten findet man Bücher, in denen wirklich jeder Charakter ausgearbeitet ist und nicht oberflächlich bleibt. Durch Rückblenden wird hier geschickt offenbart, was Katja selbst vermutlich vor sich versteckt gehalten hat, um nicht durch den Schmerz aufgehalten zu werden. Die Tatsache, dass die Autorin sich darauf versteht, diese Menge an Gefühlen so gut zu dosieren, dass nie eines Überhand nimmt oder man zu sehr traurig wird, macht dieses Buch zu einem absoluten Leseerlebnis.


    Bisher mein Liebesroman-Literatur-Highlight in diesem Jahr! Volle 10 Punkte :)

  • Die Autorin Catharina Junk hat mit „Bis zum Himmel und zurück“ einen wunderbaren tragikomischen Roman geschrieben. Manchmal traurig und dann wieder lustig. Die Handlung findet in Hamburg und in Bremen statt.

    Die Drehbuchautorin Katja lebt praktisch in ihren Geschichten ihre Kindheit nach und kann nebenbei in viele Leben schlüpfen. Aus ihrer Kindheit hat sie ein Trauma behalten, sie gibt sich selbst die Schuld am Tod ihrer kleinen Schwester. Dadurch fällt ihre Familie auseinander.

    Wenn sie aus ihre Zeit mit ihrer Schwester erzählt, das ist so real. Da war die Welt noch in Ordnung. Nach dem Unfall bleibt Katja mit ihrer Mutter, die ihre Trauer im Alkohol ertränkt, allein. Keine leichte Zeit für die damals 12jährige Katja.

    Jetzt erfährt sie vom Schlaganfall des Vaters, der im Koma liegt. Katja lernt seine neue Familie kennen.

    Die Autorin beschreibt die Fragen, Überlegungen und Antworten wunderbar einfühlsam. Sie hat einen prima Schreibstil, der mir sehr zusagt.

    Die Gestaltung dieses Romans ist nahezu perfekt.

    Ich möchte gerne mehr von Catharina Junk lesen.

  • Gebundene Ausgabe: 352 Seiten

    Verlag: Kindler; Auflage: 1 (13. März 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3463406942

    ISBN-13: 978-3463406947


    Inhaltsangabe:


    Drama, Crime und Love-Stories. Als Drehbuchautorin kann Katja unzählige Leben leben, ohne selbst große Gefühle zu riskieren. Perfekt also. Okay, manchmal kommt Ratko vorbei, aber Liebe ist das eigentlich nicht. Doch als Katja eine Familienserie entwickeln soll, klappt es mit dem Schreiben plötzlich nicht mehr. Ihre eigene Familie ist nämlich ein Trümmerhaufen. Als sich dann ihre Mutter mit einer erschütternden Neuigkeit meldet, wie aus dem Nichts eine Halbschwester auftaucht und Katja ständig an Joost denken muss, kann sie sich nicht länger vor ihrer eigenen Geschichte verkriechen. Die muss nämlich dringend neu geschrieben werden…


    Autoreninfo:


    Catharina Junk, in Bremen geboren, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Psychologie und Volkskunde an der Universität Hamburg. Sie arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin für Fernsehserien und Reihen beim NDR und ist seit 2008 selbständige Drehbuchautorin für Film und Fernsehen. "Liebe wird aus Mut gemacht" (als Hardcover unter dem Titel "Auf Null" erschienen) ist ihr erster Roman. 2014 erhielt Catharina Junk für eine frühe Fassung von "Auf Null / Liebe wird aus Mut gemacht" den Hamburger Literaturförderpreis. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.


    Meine Meinung:


    Titel: Kopf in den Wolken oder wie das Leben einem passiert...


    Auf den Roman bin ich durch eine Freundin aufmerksam geworden, denn eigentlich entspricht er nicht meinem Beuteschema bei Büchern.


    In der Geschichte geht es um Katja, deren Leben nicht besonders spannend ist, aber irgendwie läuft, schließlich kann sie sich als Drehbuchautorin ja schönere Leben als ihr eigenes ausdenken. Doch eines Tages ruft ihre Mutter, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt hat, an und sie erfährt, dass ihr Vater im Koma liegt. Seit 15 Jahren hat sie ihn nicht mehr gesehen und die Vergangenheit holt sie ein. Kannn sie den Schmerz von damals überwinden?


    Katja führt uns als Ich- Erzählerin durch die Ereignisse. Diese Perspektivwahl führt dazu, dass wir als Leser sehr nah dran sind an ihr als Figur. Jeden Gedanken und jedes Gefühl bekommen wir ungeschönt mit. Die Handlung spielt zum Einen in der Gegenwart und zum Anderen erleben wir Katja als Kind und Jugendliche.


    Am Anfang war ich etwas überfordert mit der Geschichte, denn Katja hat einen ganzen Karren voller Probleme, wovon eins allein bereits ausreichen würde, um den ein oder anderen Leser aus der Bahn zu werfen. In die Handlung ist so viel Elend, Ungerechtigkeit und Schicksal eingestreut, dass man kaum glauben kann wie ein Mensch allein das aushalten kann, aber niemand sucht sich sein Leben aus und manchmal ist es eben genauso voll gepackt und schlimm wie hier geschildert.


    Die dargestellten Probleme, insbesondere das Thema Trauer sind sowohl ernst als auch lustig beleuchtet. Stets liest man mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ins Detail kann ich leider nicht gehen, denn sonst würde ich zu viel von der Handlung verraten. Eins sei nur gesagt: Man sollte beim Lesen in einer gefestigten Gefühlslage sein und nicht emotional am Boden, denn sonst würde einen die Handlung komplett runterziehen.


    Katja als Figur ist teilweise anstrengend, ein ums andere Mal möchte man sie gerne schütteln, denn sie steht ihrem Glück selbst im Weg. Aber je besser man sie kennenlernt, desto mehr ist klar warum sie so unsicher und ohne Selbstvertrauen ist, denn wer steckt solch einen Verlust schon so einfach weg? Zum Schluss mochte ich sogar ihre durchgeknallte Art, gerade wie sie alles im Leben immer mit einer Filmszene vergleicht.


    Die anderen Protagonisten sind ebenfalls nicht vom Schicksal verschont geblieben. Egal ob Katjas Eltern, Joost, Susanne oder ihre Transgenderfreundin Alexa, jeder hat mit seinen Verlusten zu kämpfen.


    Mir hat gut gefallen, dass das Ende offen gehalten ist mit einem Funken Hoffnung und nicht im Kitsch endet. So kann sich jeder die Handlung nach seinem Geschmack zu Ende spinnen.


    Fazit: Eine tieftraurige Geschichte, die bewegt und zum Nachdenken anregt. Vielleicht sollte man nicht alles im Leben so todernst sehen. Gute Unterhaltung garantiert!


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten