Im Kommentieren und/oder Kritisieren bin ich leider nicht sonderlich gut, deswegen möchte ich nur zu meinen drei Kandidaten etwas schreiben. Gefallen hat mir jeder einzelne Beitrag auf seine eigene Art, und ich fand sie alle ganz wunderbar und habe mich wirklich schwer damit getan, eine Auswahl treffen zu müssen. Letztendlich habe ich einfach nach Gefühl entschieden und so sind es jetzt diese drei Beiträge geworden, die mich am meisten bewegt haben.
Die Amsel
Das war der erste Beitrag, den ich gelesen habe, und der hat mich gleich mitten ins Herz getroffen. Es ist der kürzeste von allen, und eigentlich hat er auch nicht viel Handlung, ist nur so eine Momentaufnahme, ein schlichter, kleiner Text, und doch hat er in so wenigen Worten für mich so starke Bilder und Emotionen hervorgebracht, dass mir fast die Tränen kamen. Das Gefühl, das da beschrieben wird, diese Wehmut und dieses Bedauern, die die Frau im Garten einen Moment lang überfluten, das kenne ich auch gut. Besser als in dem Beitrag kann man das meiner Meinung nach gar nicht beschreiben. Auch das Drumherum passt, dieser friedliche Moment im Garten, das finde ich trotz der wenigen Worte einfach schön beschrieben. Da kann ich die Amsel förmlich schimpfen hören und das frische Grün riechen. Mich hat die kleine Geschichte sehr bewegt, danke, Rumpelstilzchen.
Stark und mutig
Da kommt ein Drache drin vor, klar
fühle ich mich da gleich angesprochen
Der Beitrag hat mir gleich unheimlich gut
gefallen, auch wenn der Drachenflug vielleicht an manchen Stellen ein
klein wenig holpert. Wichtiger ist mir einfach die Aussage, die ich
im Text gefunden habe. Den letzten Satz hätte ich vielleicht auch
nicht unbedingt gebraucht, aber ich finde ihn jetzt auch nicht
übermäßig störend und empfinde ihn auch nicht als Moralkeule. Was für mich rüberkommt, ist, dass Träume und Fantasie
etwas unglaublich Wichtiges sind - zwar nicht nur für Kinder,
aber für sie ganz besonders. Und dass es auch gleichgültig ist, wo
man träumt. Das Kind im reichen Deutschland braucht seine Träume
ebenso wie das Kind im zerbombten Damaskus. Im Traum kann man sein, wer immer man sein will, man kann stark und mutig und tapfer sein, und man kann ein Stückchen davon in die Realität mitnehmen.
Träume geben einem Hoffnung und etwas, woran man glauben und sich festhalten kann. Sie lassen einen schwere Zeiten überstehen und bringen etwas Positives in einen Alltag, den man ohne diese Träume vielleicht nur schwer überstehen würde. Und seine Fantasie hat man immer bei sich, die kann einem niemand wegnehmen, auch kein Krieg, kein Diktator, keine syrischen Trümmerwüsten. "Die Gedanken sind frei", und auch Träume und Fantasie sind es, so habe ich die Geschichte interpretiert, das ist für mich die Kernaussage, und die finde ich einfach wunderbar. Danke, Serendipity, für den schönen Text.
Prinzessinnenträume
Diese Geschichte fand ich unglaublich
positiv und auch wirklich schön und liebevoll geschrieben. Da steht
eine Mutter mit beiden Beinen im Leben und ist mit sich im Reinen und
mit ihrem Dasein rundum zufrieden. Sie hat die Erwachsenenversion des
damals als Mädchen erträumten Glückes gefunden und legt Krönchen,
Prinzessinnenkleid, Gute Fee und weißes Ross einfach etwas
großzügiger aus - und schon passen die Träume wieder. Es ist eben
alles eine Frage des Betrachtungswinkels: der eine sieht nur immer
das, was er nicht erreicht hat und was sich nicht erfüllt hat, der
andere freut sich lieber an dem, was er geschafft hat, auch wenn es
vielleicht nicht hundertprozentig mit dem übereinstimmt, was er sich
als Kind gewünscht hätte. Aber Träume sind formbar und lassen eben auch Spielraum
zu.
Die Geschichte bringt einen auch dazu, die eigene Position mal zu überdenken und sich zu fragen, ob man wirklich Grund zum Jammern hat oder ob man nicht vielleicht seinen Traum sogar schon verwirklicht hat, ohne es bewusst wahrzunehmen. Den Stil fand ich hier auch sehr schön, da sind einige kleine, feine Formulierungen drin, die mir wirklich sehr gefallen haben. Toll geschrieben, mit einer unglaublich positiven Grundstimmung. Danke auch dir, Breumel, für diesen schönen Beitrag. Ich mag deine Geschichte sehr.