Schreibwettbewerb Januar - März 2018 - Kommentare

  • Im Kommentieren und/oder Kritisieren bin ich leider nicht sonderlich gut, deswegen möchte ich nur zu meinen drei Kandidaten etwas schreiben. Gefallen hat mir jeder einzelne Beitrag auf seine eigene Art, und ich fand sie alle ganz wunderbar und habe mich wirklich schwer damit getan, eine Auswahl treffen zu müssen. Letztendlich habe ich einfach nach Gefühl entschieden und so sind es jetzt diese drei Beiträge geworden, die mich am meisten bewegt haben.



    Die Amsel


    Das war der erste Beitrag, den ich gelesen habe, und der hat mich gleich mitten ins Herz getroffen. Es ist der kürzeste von allen, und eigentlich hat er auch nicht viel Handlung, ist nur so eine Momentaufnahme, ein schlichter, kleiner Text, und doch hat er in so wenigen Worten für mich so starke Bilder und Emotionen hervorgebracht, dass mir fast die Tränen kamen. Das Gefühl, das da beschrieben wird, diese Wehmut und dieses Bedauern, die die Frau im Garten einen Moment lang überfluten, das kenne ich auch gut. Besser als in dem Beitrag kann man das meiner Meinung nach gar nicht beschreiben. Auch das Drumherum passt, dieser friedliche Moment im Garten, das finde ich trotz der wenigen Worte einfach schön beschrieben. Da kann ich die Amsel förmlich schimpfen hören und das frische Grün riechen. Mich hat die kleine Geschichte sehr bewegt, danke, Rumpelstilzchen.



    Stark und mutig


    Da kommt ein Drache drin vor, klar fühle ich mich da gleich angesprochen :grin

    Der Beitrag hat mir gleich unheimlich gut gefallen, auch wenn der Drachenflug vielleicht an manchen Stellen ein klein wenig holpert. Wichtiger ist mir einfach die Aussage, die ich im Text gefunden habe. Den letzten Satz hätte ich vielleicht auch nicht unbedingt gebraucht, aber ich finde ihn jetzt auch nicht übermäßig störend und empfinde ihn auch nicht als Moralkeule. Was für mich rüberkommt, ist, dass Träume und Fantasie etwas unglaublich Wichtiges sind - zwar nicht nur für Kinder, aber für sie ganz besonders. Und dass es auch gleichgültig ist, wo man träumt. Das Kind im reichen Deutschland braucht seine Träume ebenso wie das Kind im zerbombten Damaskus. Im Traum kann man sein, wer immer man sein will, man kann stark und mutig und tapfer sein, und man kann ein Stückchen davon in die Realität mitnehmen.


    Träume geben einem Hoffnung und etwas, woran man glauben und sich festhalten kann. Sie lassen einen schwere Zeiten überstehen und bringen etwas Positives in einen Alltag, den man ohne diese Träume vielleicht nur schwer überstehen würde. Und seine Fantasie hat man immer bei sich, die kann einem niemand wegnehmen, auch kein Krieg, kein Diktator, keine syrischen Trümmerwüsten. "Die Gedanken sind frei", und auch Träume und Fantasie sind es, so habe ich die Geschichte interpretiert, das ist für mich die Kernaussage, und die finde ich einfach wunderbar. Danke, Serendipity, für den schönen Text.



    Prinzessinnenträume


    Diese Geschichte fand ich unglaublich positiv und auch wirklich schön und liebevoll geschrieben. Da steht eine Mutter mit beiden Beinen im Leben und ist mit sich im Reinen und mit ihrem Dasein rundum zufrieden. Sie hat die Erwachsenenversion des damals als Mädchen erträumten Glückes gefunden und legt Krönchen, Prinzessinnenkleid, Gute Fee und weißes Ross einfach etwas großzügiger aus - und schon passen die Träume wieder. Es ist eben alles eine Frage des Betrachtungswinkels: der eine sieht nur immer das, was er nicht erreicht hat und was sich nicht erfüllt hat, der andere freut sich lieber an dem, was er geschafft hat, auch wenn es vielleicht nicht hundertprozentig mit dem übereinstimmt, was er sich als Kind gewünscht hätte. Aber Träume sind formbar und lassen eben auch Spielraum zu.


    Die Geschichte bringt einen auch dazu, die eigene Position mal zu überdenken und sich zu fragen, ob man wirklich Grund zum Jammern hat oder ob man nicht vielleicht seinen Traum sogar schon verwirklicht hat, ohne es bewusst wahrzunehmen. Den Stil fand ich hier auch sehr schön, da sind einige kleine, feine Formulierungen drin, die mir wirklich sehr gefallen haben. Toll geschrieben, mit einer unglaublich positiven Grundstimmung. Danke auch dir, Breumel, für diesen schönen Beitrag. Ich mag deine Geschichte sehr.

  • Die Amsel

    Ein sehr friedliches, stimmungsvolles Szenario. Oft wecken Kleinigkeiten wie z.B. hier das Erscheinen eines Vogels das Aufblitzen einer Erinnerung. Eine süße kleine Geschichte an der ich spontan nichts auszusetzen finden würde, aber es gab für mich bei diesem Wettbewerb einfach Kandidaten die einen stärkeren Eindruck hinterlassen haben.


    Späte Erkenntnis

    Beginnt ein bisschen wie ein Schülerwitz, aber endet mit einer bitteren Pointe. Der Beginn im Klassenzimmer war gut und anschaulich, aber für meinen Geschmack kam der Sprung etwas abrupt, und die „Moral von der Geschichte“ war auch eher grob verpackt. Leider nicht mein Fall.


    Prinzessinenträume

    Einer meiner Punkte-Kandidaten. Ich fand die Mischung aus Wunsch und Realität hier sehr gelungen. Das was das kleine Mädchen sich vorgestellt und gewünscht hatte gegen das, was die erwachsene Frau tatsächlich bekommen hat und vor allem, dass es auf seine Art genau so toll ist wie Krönchen und Prinz auf Pferd. Die positive Ausstrahlung der Geschichte hat es mir besonders angetan.


    Der Braunwurm

    Das war nun also mein Sieger. Ich fand die Geschichte schon beim ersten Mal lesen interessant und die alptraumhafte Stimmung gelungen eingefangen. Beim zweiten und weiteren Malen lesen sind mir die vielen Schichten aufgefallen. Richtig gruslig wird die Sache vor allem dann, wenn man es als Parabel auf die aktuelle politische Situation sieht, oh man kann hier so unendlich viel herauslesen. Ob das nun genau das war was die Autorin ausdrücken wollte oder doch noch etwas anders ist dabei eigentlich fast zweitrangig. Sehr gelungenes Stück surrealer Schauergeschichte.


    Nächtlicher Besuch

    Eine Mutter ohne Kind, die sich so sehnlich eines wünscht, dass sie es erträumt / sich bildhaft vorstellt. Die Frage die sich mir stellt ist, ob sie von Anfang an keine Kinder bekommen konnte, oder eben jetzt keine mehr bekommen kann (sie sagt, sie wäre auch „zu alt“ zum adoptieren). Offenbar hat sie einen stressigen Job. War es vielleicht eine bewusste Entscheidung für die Karriere und gegen den Kinderwunsch, die jetzt bereut wird? Theoretisch wäre beides möglich. Interessanter Aufbau des Dialogs.


    Teufel an der Wand

    Meine dritte Punktgeschichte. Die Kleine kämpft mit der einzigen „Waffe“ die sie kennt gegen die Bedrohung ihrer Kinderwelt. Das ist gleichzeitig rührend und auch traurig. Der naive Kinderglaube an diese Art von Magie, die alles wieder in Ordnung bringen kann bringt mich zum Lächeln. Aber trotzdem bleibt das niederdrückende Gefühl, dass es wohl nicht viel bringen wird. Vermutlich werden die Eltern sich nun auch noch wegen der vollgemalten Wände streiten. Manchmal reichen alle Farben der Welt nicht...


    Manche werden wahr

    Eine schöne Idee, dass ein Kinderbuch (bzw. sogar eine ganze Reihe) prägend für einen späteren Autor ist und offenbar sogar den Künstlernamen beeinflusst hat. Bücher machen das Leben eben schöner. ^_^ Ich muss allerdings gestehen, dass ich wirklich erst am Schluss der Geschichte, mit den letzten Sätzen, den Zusammenhang erkannt und begriffen habe.


    Stark und mutig

    Eine Gegenüberstellung von zwei möglichen Kindheiten, wobei die sichere und wohlhabende die den meisten von uns wohl geläufig sein dürfte den Großteil der Geschichte einnimmt. Im Prinzip finde ich die Idee der Gegenüberstellung sehr gut, aber es hätte noch ein wenig ausgewogener sein müssen oder vielleicht ein Bezug in Fantasiegeschichte die auch irgendwie auf die beiden Kinder in Damaskus angewandt werden könnte? So wirkt auch dieser Wechsel sehr abrupt und größtenteils ohne Bezug zur restlichen Geschichte.


    So, das waren jetzt meine rein subjektiven Gedanken und Geschmäcker. Auf jeden Fall meine Bewunderung an alle, die sich getraut haben eine Geschichte einzureichen. :anbet

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Mir kam diese erst beim zweiten Lesen, aber ich fand sie dann umso eindrücklicher. Dann hab ich es offenbar richtig verstanden. ^_^

    :) Ja, bestens! Vielen Dank auch für Deinen schönen Kommentar dazu. Dein Verständnis der Geschichte hat mich sehr gefreut :freude

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Der hier ursprüngliche gepostete Beitrag gehört eine Tür weiter.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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