Titel: Wiesenstein
Autor: Hans Pleschinski
Verlag: C.H. Beck
Erschienen: Februar 2018
Seitenzahl: 547
ISBN-10: 3406700616
ISBN-13: 978-3406700613
Preis: 24.00 EUR
Das sagt der Klappentext:
Der alte Mann, eine Berühmtheit, Nobelpreisträger, verlässt mit seiner Frau das Sanatorium, wo beide Erholung gesucht haben, und wird mit militärischem Begleitschutz zum Zug gebracht. Doch es ist März 1945, das Sanatorium Dr. Weidner liegt im eben zerstörten Dresden und der Zug fährt nach Osten. Gerhart und Margarete Hauptmann nämlich wollen nirgendwo anders hin als nach Schlesien, in ihre Villa "Wiesenstein", ein prächtiges Anwesen im Riesengebirge. Dort wollen sie ihr immer noch luxuriöses Leben weiterleben, in einer hinreißend schönen Landschaft, mit eigenem Masseur und Zofe, Butler und Gärtner, Köchin und Sekretärin - inmitten der Barbarei.
Aber war es die richtige Entscheidung? Überhaupt im Dritten Reich zu bleiben? Und was war der Preis dafür? Können sie und ihre Entourage unbehelligt leben, jetzt, da der Krieg allmählich verloren ist, russische Truppen und polnische Milizen kommen? Und das alte Schlesien untergeht?
Der Autor:
Hans Pleschinski, geboren 1956 in Celle, Studium der Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften in München. Arbeit für Galerien, die Oper und den Film. Seit 1985 Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk und lebt als freier Autor in München. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise: u.a. Staatlicher Förderpreis für Schriftsteller in Bayern (1986), Tukan-Preis der Stadt München (1995), Hannelore Greve Literaturpreis (2006), Nicolas Born- Preis (2008) und den Ernst Hoferichter-Preis (2012).
Meine Meinung:
Durchaus beeindruckend......wenn da nicht einige Kleinigkeiten wären, die mich dann doch gestört haben. Pleschinski nimmt ein wenig zu viel auf die politischen Wirrungen des Gerhart Hauptmann, sieht ihm zu viel nach, zeigt Verständnis wo absolut kein Verständnis angebracht ist. Es soll nämlich nicht vergessen werden, dass der Nobelpreisträger von 1912 sich sehr angenehm im Dritten Reich eingerichtet hat. Ein Opportunist allererster Güte. Dieses hätte Pleschinski in meinen Augen unbedingt herausarbeiten müssen. Trotzdem ist dieser Roman keine Enttäuschung, denn man erfährt als Leser sehr viel über die Einstellungen und Lebensweise der sogenannten „besseren“ Kreise. Hauptmann ohne Frage ein großer Dichter, der aber auch, wie viele andere auch, erhebliche menschliche Schwächen hatte.
Pleschinski schreibt schonungslos, nennt die Dinge beim Namen, beschönigt weder die Verbrechen auf der einen Seite noch die Verbrechen auf der anderen Seite.
Pleschinski erzählt in Episoden und fügt immer wieder unbekannte Tagebuchnotizen ein. Auch von Hauptmanns Gattin.
Alles in allem aber ein sehr lesenswertes Buch – wenn auch, wie eingangs erwähnt, einige Abstriche gemacht werden müssen. Trotzdem ein Buch, das man kaum aus der Hand legen mag. 7 Punkte.