U.S. of A.: Bewaffnete Lehrer sollen Amokläufer abschrecken

  • Lesebiene : Ah, entschuldige, das hatte ich nicht verstanden.

    Mein Europa-Bild ist traditionell positiv - vielleicht sogar zu positiv. Ich liebe die offenen Grenzen, ich bewundere den (wieder einmal) unternommenen Versuch, in diesem winzigen, zerstrittenen Kontinent, in dem man Jahrtausende damit beschäftigt war, sich gegenseitig zu meucheln, endlich zu einer prinzipiellen Ruhe zu kommen, und hoffe und bete, dass es diesmal gelingt.


    Außerdem komme ich aus Bayern. Da bist du um jede zusätzliche Instanz froh, die zumindest theoretisch in der Lage wäre, dem regionalen Geklüngel einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen.


    Im Moment haben wir, wie ich fürchte, allerdings schon zwei "Europen". Das meine, und das der Herren Orban und Co.


    Nur fürchte ich, wird mein Europa-Bild an dem von Alex Jones wenig ändern.


    Zur Qualität von Breitbart und YouTube hat sich Tom ja schon geäußert. Auf der Webseite Breitbart News war lange Zeit Trumps ehemaliger Berater Steve Bannon federführend. Und ist es vielleicht inzwischen wieder. Diese Kanäle und der TV-Sender Fox News sind für manche Amerikaner tatsächlich die einzigen Nachrichtenquellen, oder zumindest die einzigen, denen sie vertrauen. Alles andere ist per Definition "Fake News".

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zu diesen "manchen Amerikanern" gehört übrigens DJT höchstselbst, der nachweislich nur Fox schaut, wenn er fernsehen guckt, was er täglich ab 18.30 Uhr tut, ganz egal, wie sehr es wo brennt. "Breitbart" dürfte er allerdings inzwischen ignorieren, denn mit Stephen Bannon ist er spätestens seit Michael Wolffs "Fire and Fury" endgültig zerstritten (insofern man den Informationen glauben kann). Bannon war voher der intellektuelle Kopf der Trump-Kampagne; der Mann ist ein ultrarechter Demagoge.

  • Zu Stephen Bannon sollte man vielleicht noch sagen, dass er in seinem Denken und Handeln sehr von Julius Evola beeinflusst wird/wurde. Wobei mir dieser Evola auch erst durch die Person Bannon bekannt geworden ist. Aber wenn man Evola liest, dann wird einem noch deutlicher wessen geistiges Kind Bannon ist. Und dieser Mensch war mal der einflussreichste Berater von Trump.


    Julius Evola - Tradition und Herrschaft. Aufsätze 1932-1952

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Bei YouTube schaue ich mir nur Videos über irgendwelche Stricktechniken an, die ich noch nicht kenne.


    Im Fernsehen schaue ich oft CNN und bilde mir meine Meinung. Ich versuche mir stets das Objektive bei Berichten herauszufiltern. Manchmal ist selbst ein Körnchen Wahrheit haaresträubend.

    Leserbriefe in der Tageszeitung sollte ich gar nicht lesen. :cursing: Subjektivität pur. Aber nicht nur da muss man filtern und sich eine eigene Meinung nach der Lektüre mehrerer Zeitungen bilden.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lesebiene ()

  • Bei Leserbriefen ist immerhin klar, dass es sich um persönliche Meinungen handelt. Die kann ich teilen oder doof finden.


    Übrigens finde ich die folgende Nachricht derartig grotesk, dass sich mir alle Haare, selbst die auf den Füßen aufstellen:


    https://www.washingtonpost.com…e/?utm_term=.323010ae5611


    Für alle, die es mit englischen Zeitungen nicht so haben: An der Schule in Florida war ein bewaffneter Hilfssheriff vor Ort. Er hat es nur vorgezogen, draußen zu bleiben.

    Da kann man sich ausrechnen, was dann wohl bewaffnete Lehrer helfen.

  • Eigentlich vergeht seit der Wahl 2016 kaum ein Tag an dem man nicht mehr oder weniger das Gefühl hat, in einer Parallelwelt gelandet zu sein. Man wacht auf, hört die Nachrichten, schüttelt den Kopf und ist ratlos. Es gibt Tage, da kann ich es auch einfach nicht mehr hören, da muss ich mir dann eine Auszeit gönnen, weil es sonst zu viel wird. Was die USA angeht, haben wir hier ja auch keine Möglichkeit irgendetwas zu bewirken. Solidaritätsbekundungen im Internet, ja, aber ob das wirklich was bringt bezweifle ich jetzt schon etwas.

    Letzten Endes ist Trump ja aber auch nur der prominenteste weil (vermeintlich) mächtigste Vertreter eines Phänomens das sich aktuell in vielen Ländern abspielt, auch bei uns. Menschenverachtendes Gedankengut dringt in die Öffentlichkeit, wird plötzlich als "Freie Meinung" verteidigt und allen ernstes als alternatives Weltbild propagiert.


    Diese Woche stand auf Spiegel Online in Bezug auf das Attentat auch noch ein Artikel, dass jetzt von rechter Seite in Amerika gezielt versucht wird, die beiden jungen Überlebenden, die im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, Emma Gonzalez und David Hogg, als gecastete Schauspieler zu diffamieren, die Stimmung machen sollen. Ich will mir gar nicht vorstellen wie furchtbar es sein muss, so etwas mitzuerleben und sich dann, wenn man seinen berechtigten Zorn und Empörung in die Welt hinausschreit, so etwas anhören zu müssen. Fassungslosigkeit.


    Ich war viele Jahre ein "unpolitischer" Mensch. Ich fand das Zeug einfach langweilig und öde, es hat sich ja eigentlich nie spürbar was verändert. Ich bin immer zur Wahl gegangen, aber ich hatte nie das Gefühl, das es wirklich einen Unterschied macht ob nun CDU, SPD oder sonstwer gerade an der Macht sind. Desinteresse ist aber ein Luxus, den man sich jetzt wohl nicht mehr leisten kann (zumindest, wenn man nicht irgendwann eine böse Überraschung erleben will). Ich habe allerdings auch ganz oft das Gefühl einfach überfordert zu sein. Ich lese und versuche mir daraus eine Meinung zu bilden, aber je mehr ich lese oder mir Dokumentationen anschaue, desto verwirrtert bin ich oft. Manchmal denke ich auch, ich bin einfach zu doof, das alles zu kapieren. Macht, Politik, Wirtschaft, die Zusammenhänge, irgendwelche Intrigen und "geheimen" Machenschaften. Viele Dinge machen mich auch einfach nur wütend und ich fühle mich hilflos. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die die Gabe haben ihre Meinung gegenüber anderen eloquent und fundiert zu begründen und zu verteidigen. Ich zweifle zu oft um überzeugend zu wirken. Das Bedürfnis, etwas zu tun, ist groß, aber letzten Endes fehlt es mir denke ich an Fähigkeiten irgendetwas auszurichten.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Danke für den Beitrag, Para. :anbet


    Und es mag so sein, dass die Unterschiede zwischen CDU und SPD (und auch Grünen und fdp usw.) verwischen oder immer geringer werden, aber das ändert nichts daran, dass diese Parteien bei allen menschlichen Schwächen, die es beim Personal (wie überall) zuweilen gibt, für Werte, Demokratie, Freiheit und ein halbwegs soziales Miteinander stehen. Wer sich aber stattdessen für die Populisten entscheidet, und dann auch noch aus wirklich absurden Gründen, darf sich über Kurz oder Lang zu den Totengräbern dieser Werte zählen. Ich finde, auf diesen Umstand hinzuweisen, das gehört zu den primären Strategien, denen jeder Demokrat, jeder Mensch, der für ein akzeptables Miteinander eintritt, folgen sollte, statt die Schmutzkampagnen der Softnazis zu spiegeln und mit dem Versuch, sie als lächerlich zu überführen, das genaue Gegenteil zu bewirken. Die Rechtspopulisten wollen beseitigen, wofür viele gekämpft haben und gestorben sind, über Jahre und Jahrzehnte. Es mag (noch) nicht alles davon perfekt oder wenigstens gut sein, aber die Alternative ist tatsächlich das nackte Grauen.

  • :gruebel Liebe Paradise Lost , vielleicht ist es in dieser verwirrenden Zeit ein Privileg sich "doof" zu fühlen und Zweifel zu haben und zu äußern. Wirklich beängstigend finde ich die, die denken und behaupten, sie hätten den vollen Durchblick und die einfache Lösungen für komplexe Probleme anbieten. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • :gruebel Liebe Paradise Lost , vielleicht ist es in dieser verwirrenden Zeit ein Privileg sich "doof" zu fühlen und Zweifel zu haben und zu äußern. Wirklich beängstigend finde ich die, die denken und behaupten, sie hätten den vollen Durchblick und die einfache Lösungen für komplexe Probleme anbieten. :gruebel

    Du hast recht. Leute, die niemals irgendwas politisches von sich gegeben haben sind auf einmal Experten und hauen die ungeheuerlichsten Dinge raus.

  • Was mich oft sehr erschreckt ist, wie leicht sich höchst seltsame Gedanken selbst bei mir einnisten. Sozusagen als Reaktion auf die unglaublichen Dinge, die manche Menschen von sich geben.

    Als würden Hass und Hetze sich auch in Hirnen einnisten, die damit gar nichts am Hut haben.

    Es scheint ansteckend zu sein, selbst wenn man das gar nicht will.

  • Was mich oft sehr erschreckt ist, wie leicht sich höchst seltsame Gedanken selbst bei mir einnisten. Sozusagen als Reaktion auf die unglaublichen Dinge, die manche Menschen von sich geben.

    Als würden Hass und Hetze sich auch in Hirnen einnisten, die damit gar nichts am Hut haben.

    Es scheint ansteckend zu sein, selbst wenn man das gar nicht will.

    :gruebel Ja, das geht mir leider auch so. Ich muss mich dann von Zeit zu Zeit auch selber fragen, was ich warum denke und woher dieses Gedankengift kommt und wie ich es für mich selber einordnen kann - und ob ich mir ein Gegengift mischen kann. Manchmal ist es dann hilfreich sich an Philosophen auszurichten, die das kritische Hinterfragen systematisch gelernt haben. Deshalb schaue ich mir gern sonntags auf 3sat die "Sternstunde Philosophie" an.:fruehstueck

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Angesichts von Trumps Reaktion auf das Massaker bin ich auch sprachlos. Ich sehe schon bewaffnete Lehrer vor mir, die in Panik unschuldige Schüler abknallen, weil sie sie für einen Amokschützen halten. Wo Schusswaffen sind sterben Leute und es sterben Unschuldige. Warum die Amerikaner diese so offensichtliche Tatsache nicht begreifen, kann ich leider nicht nachvollziehen. Ich empfinde es sogar so, dass die Tendenz eher in die andere Richtung geht. In einem Interview hat eine Gehirn gewaschene Waffenbefürworterin, die gefragt wurde, ob die jüngsten Ereignisse ihre Meinung geändert hätten, das verneint und sogar noch einen drauf gesetzt. Es existiert in dieser Welt doch tatsächlich die Meinung, dass die Deutschen, wenn sie wie die Amis bewaffnet gewesen wären, die Machtergreifung Hitlers und seine unaussprechlichen Taten hätten verhindern können, weil sie sich hätten zur Wehr setzen können. Da bleibt einem die Spucke weg. So sehr mir die Leute in USA leid tun, besonders die, die Kinder, Angehörige und Freunde verlieren, ist diese Realität für mich glücklicherweise weit weg. Zudem haben sich die Amerikaner diesen Präsidenten selbst gewählt. Wobei selbst Obama in dieser Richtung nicht viel konkretes erreicht hat. Ich glaube, nicht mal eine Riesenkatastrophe würde diese Leute aufwecken können. Alles wird so gedreht, wie es in das eigene Weltbild passt, egal wie weit weg vom gesunden Menschenverstand es ist.


    Mich belastet viel mehr, was um mich herum passiert. Auch ich fühle mich hilflos angesichts dessen, was plötzlich alles hoffähig wird und habe konkret einige FB-Freunde, die auch echte Bekannte sind, die diesen Hassparolen aus den unterschiedlichsten Gründen zum Opfer gefallen sind. Sie teilen fleißig schlimmste Meinungsmache, warnen vor ausländischen Personen, die in Straßen gesichtet wurden und die bestimmt auf Raub und Vergewaltigung aus sind usw. Ich habe diese Personen (noch) nicht entfreundet, weil ich die Möglichkeit behalten will, mit Vernunft auf sie einzuwirken und sie nicht noch weiter in ihrer rechten Blase versinken zu lassen. Aber ich bin regelmäßig sprachlos und ideenlos, wenn ich überlege, wie ich ihre Argumente und Ansichten entkräften soll, um einen positiven Einfluss auf sie auszuüben. Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass keine Argumente der Welt diese Betroffenen umstimmen könnten. Sie sind dieser Meinung, weil das ihrem Weltbild, ihrem Empfinden, ihrem Bildungsgrad entspricht und da kommt nichts anderes durch, egal was man sagt und wie man es sagt. Deswegen halte ich das Lächerlich machen auch für eine ganz schlechte Idee. Damit trifft man die Ebene, auf der sich diese Leute bewegen, in keinster Weise.


    Wenn in Köln ein Rucksack explodiert, dann ist plötzlich jeder Asylant verdächtig, denn die meisten sind mit Rucksack unterwegs. Wofür brauchen die eigentlich alle Rucksäcke? Wie soll man solchem Schwachsinn begegnen? Ich habe durch diese Entwicklungen sozusagen meine Unschuld verloren, sehe plötzlich das Schlechte in Leuten, die ich fast mein ganzes Leben lang für normal und gemäßigt hielt und mit denen ich gerne zusammen war. Das belastet mich sehr. Es ist sehr schwierig für mich mit dieser Situation umzugehen, da es nicht so aussieht, als könnte man viel dagegen tun. Ich kann einem Flüchtling meine alten Klamotten schenken, für wohltätige Organisationen spenden und mich anderweitig engagieren, aber ich kann nicht die Lebensumstände von Leuten ändern, die für alles einen Sündenbock brauchen, nur um die Schuld für ihre unzufriedenstellenden Lebensumstände ja nicht bei sich zu entdecken zu müssen. Ich kann nur im Kleinen meine Meinung laut sagen und nichts stillschweigend hinnehmen. Ich kann meine Kinder in diesem Sinne erziehen, versuchen meine Bekannten, Freunde und Familie positiv zu beeinflussen und für meine Kinder hoffen, dass wir diesen Sturm einigermaßen glimpflich überstehen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."