Voltaire hat recht, wir haben hier früher (also bis vor zwei, drei Jahren) wirklich spannende und interessante Diskussionen geführt, und dann ist es ... äh ... eingeschlafen. Das mag viele Gründe haben und gehabt haben, über die man ja nicht unbedingt diskutieren muss, wenn man stattdessen einfach wieder eine spannende und interessante Diskussion zum Weltgeschehen führen könnte. Denn es ist schon erschütternd, dass der Mann seit über einem Jahr Präsident der U.S. of A. ist und hier noch keine Diskussion über Donald J. Trump stattgefunden hat (man findet nur einzelne Verweise auf ihn in Rezensionen und Threads wie "Lästereien zum Dschungelcamp 2017"). Deshalb möchte ich seine aktuellen Äußerungen zum Anlass nehmen, um mal den Versuch zu wagen, eine anzustoßen. Vielleicht eine, die es schafft, sich abseits der Lächerlichmachung (die nicht funktioniert und außerdem immanent ist) damit auseinanderzusetzen, wie man diesem Phänomen, das in anderer Form ja auch bei uns zu bemerken ist, begegnen kann. Das Phänomen besteht darin, einem vermeintlichen Problem mit der absurdestdenkbaren Antwort zu begegnen. Etwa der mutmaßlichen Annahme, dass sich unter Flüchtlingen auch potentielle Straftäter befinden (was übrigens für jede Art von Gruppen gilt, von Amish-Versammlungen abgesehen), mit der Aushebelung essentieller Menschenrechte. Oder mit der simplen Verneinung der Existenz des jedoch offenkundigen Problems, etwa des Klimawandels.
Am vergangenen Mittwoch starben an einer Schule in Florida 17 Menschen, davon 14 jugendliche Schüler, durch Schüsse eines 19 Jahre alten Amokläufers. Seitdem weiten sich die Proteste gegen Waffenbesitz und Waffengesetze in den U.S. of A. aus - dem Land, in dem es der 2. Verfassungszusatz verbietet, das Recht einzuschränken, Waffen zu besitzen und zu tragen. Nicht wenige Menschen sind der Meinung, dass ein erschwerter Zugang zu sehr effektiven, letalen Waffen auch die Anzahl von Massakern wie im letzten Jahr in Las Vegas und Amokläufen wie jetzt in Florida verringern würde. Im Vereinigten Königreich war übrigens vor Jahren genau dieser Schritt sehr erfolgreich, wie man annimmt.
Aber wir sprechen über die U.S. of A., in der NRA-Lobbyisten großen Einfluss haben und eben ein Donald J. Trump unfassbarerweise Präsident ist. Der gestern 40 Lehrer, Schüler und Angehörige ins Weiße Haus eingeladen hatte, um mit ihnen über die Geschehnisse in Parkland, Florida zu sprechen. Und ihnen seine kaum begreifbare Gegenmaßnahme zu erläutern, die eben nicht lautet, dass der Erwerb und Besitz von Waffen erschwert werden soll, sondern die das genaue Gegenteil fordert: Mehr Waffen. Lehrer sollen in der Schule Knarren tragen, um Amokläufer erlegen zu können. Trump adaptiert die Abschreckungspolitik des Kalten Kriegs auf den Schulcampus. Ist das genial oder total bescheuert? Was wird noch geschehen? Und was kann man dagegen tun?