Der Sündenfall von Wilmslow - David Lagercrantz

  • Originaltitel: Syndafall i Wilmslow (2009)

    Random House 2016, 2 mp3-CDs, gekürzte Lesung, 11 Std., 3 Min.


    Über den Inhalt:

    England 1954, ein toter Mathematiker, ein mit Zyankali versetzter Apfel – alles deutet auf Selbstmord hin. Oder hat der Tod des weltbekannten Alan Turing doch etwas mit seiner Arbeit für den Geheimdienst zu tun? Detective Sergeant Leonard Corell setzt die Teile eines Puzzles zusammen, das vielleicht eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Kriegs offenbart.


    Über den Autor:

    David Lagercrantz, 1962 geboren, debütierte als Autor mit dem internationalen Bestseller »Allein auf dem Everest«. Seitdem hat er zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht, unter anderem die virtuos geschriebene Lebensgeschichte Zlatan Ibrahimovićs. 2013 wurde er vom schwedischen Originalverlag und Stieg Larssons Familie ausgewählt, die Folgeromane der Millennium-Reihe zu schreiben. Lagercrantz ist verheiratet und lebt in Stockholm.


    Über den Sprecher:

    Devid Striesow, geboren 1973 auf Rügen, ab sein Leinwanddebüt 2000 in Kalt ist der Abendhauch. Seitdem ist er ein vielbeschäftiger Mann. Auch in Sachen Krimi: Seit 2013 spielt Striesow den Saarbrücker Tatort-Ermittler Jens Stellbrink. Er lebt mit seiner Frau und vier Kindern in der Nähe von Berlin.


    Meine Meinung:

    Alan Turing war ein genialer Mathematiker, dem es gelang, den Enigma-Code der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zu knacken und damit unzähligen Menschenleben zu retten. Als er 1954 tot aufgefunden wird, wird Detective Sergeant Corell beauftragt zu untersuchen, ob es sich um Mord oder doch um Selbstmord handelt. Wegen seiner Tätigkeit im Zweiten Weltkrieg hat der Geheimdienst Turing noch immer unter Beobachtung und er war homosexuell, was in der damaligen Zeit als Verbrechen galt.


    Mit der historischen Figur des Alan Turing im Mittelpunkt dieser fiktiven Geschichte gelingt es David Lagercrantz, die Stimmung in der damaligen Gesellschaft, die Atmosphäre des Kalten Krieges und die Abneigung gegen Homosexualität einzufangen und spürbar zu machen. Mathematik war nicht gerade mein Lieblingsfach in der Schule, doch die Beschreibungen über mathematische Berechnungen und Kryptologie sowie Turings Gedanken zur „Universalmaschine“ (= künstlichen Intelligenz) fand ich sehr verständlich und interessant.

    Dass aus dem Buch kein durchgängig spannender Roman wurde, liegt meiner Meinung nach an den sehr ausschweifenden Beschreibungen der Figuren, vor allem Corrells.


    Devid Strieslow liest lebendig und in gutem Tempo und macht damit die gelegentliche Langatmigkeit der Erzählung wieder wett. Seine Stimmlage und seine Betonung passen gut zu dem historischen Roman. Ich weiß nicht, ob mir die Geschichte als Buch gefallen hätte, in der gekürzten Hörbuchversion fand ich sie okay.


    Wer mehr über Alan Turing erfahren möchte, sollte sich den Film „Imitation Game“ mit dem wunderbaren Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle ansehen. Wobei das Drehbuch von Graham Moore an die Biographie Alan Turing – Enigma von Andrew Hodges angelehnt ist, die historische Korrektheit jedoch zugunsten der Dramatik weichen musste. Alan Turing