Hanser, 2018
288 Seiten
Kurzbeschreibung:
Richard erforscht Gletscher, Natascha erforscht Menschen. Als Autorin schreibt sie nicht nur über sie, sondern gibt sich ihnen hin. Eines Tages öffnet sie ihr Haus einer vor dem Krieg geflohenen Familie aus Damaskus. Und Richard? Er desertiert immer weiter aus der eigenen Existenz, träumt von Kanada und zweifelt an jedem Alltag, an der Politik, der Liebe und dem Leben. Dieses Portrait eines Sommers voller Aufbrüche erzählt von einem Paar im „mittleren Alter“, vom Flug der Zeit, vom Anderswerden und vom Älterwerden. Doch nach diesem Buch weiß man: Es geht nicht nur um die kommenden Jahre, es geht um jeden Augenblick des Lebens.
Über den Autor
Norbert Gstrein, 1961 in Tirol geboren, lebt in Hamburg. Er erhielt unter anderem den Alfred-Döblin-Preis und den Uwe-Johnson-Preis.
Mein Eindruck:
Der Wissenschaftler Richard und seine Frau Natascha, eine erfolgreiche Schriftstellerin, nehmen Flüchtlinge aus Syrien auf und lassen sie in ihrem Ferienhaus wohnen. Sie werden konfrontiert mit der Familie Farhi, die sie nicht ganz verstehen und erleben, wie diese mit Fremdenfeindlichkeit konfrontiert werden.
Der passive Richard und die ambitionierte Natascha erleben die Situation unterschiedlich und entfremden sich voneinander. Dann eskaliert die Situation.
Es wird aus Richards Sicht erzählt, der mit seinen Zweifeln, seiner Passivität und seinen unerfüllten Träumen von einem Leben in Kanada keine einfache Figur ist.
Norbert Gstreins Bücher gehören zu der Art Literatur, die ich kaum benennen kann, die ich aber sehr schätze. Das gilt auch für diesen Roman. Man bekommt keine These oder Lösung vorgesetzt, der Roman lässt den Leser nachdenken.
Es ist ein Stück zeitgenössische Literatur, die sich mit gegenwärtigen Themen auf angemessene und kluge Art auseinandersetzt.