Originaltitel: Finde me (2017)
Blanvalet Verlg 2018, 444 Seiten
Über den Inhalt:
Mitten in der Nacht geht Rosa Sandhoe zum Cromer Pier. Sie blickt ins tosende Wasser – und sie springt. Der Tod einer jungen Studentin, die gerade ihren Vater verloren hat. Tragisch, aber nicht unerwartet.
Seither sind fünf Jahre vergangen, und Rosas Freund Jar glaubt noch immer nicht an ihren Selbstmord. Wie ein Besessener klammert er sich an die Vergangenheit. Und plötzlich bekommt er eine Nachricht von Rosa: Finde mich, Jar. Finde mich, bevor sie es tun …
Was geschah wirklich in der Nacht am Cromer Pier? Ist Rosa gar nicht tot? Und wenn doch, wer spielt dann dieses grausame Spiel mit Jar?
Über den Autor:
J. S. Monroe studierte Englisch in Cambridge und schrieb nach dem Studium für fast alle renommierten Tageszeitungen Großbritanniens. Er arbeitete u.a. als Auslandskorrespondent für den Daily Telegraph und als Redakteur für BBC Radio 4. J. S. Monroe lebt mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Wiltshire.
Meine Meinung:
Zu Beginn eine Warnung: in diesem Roman werden Menschen und Tiere gefoltert.
Während ihres ersten Studienjahres in Cambridge trifft Rosa den charmanten Iren Jarlath (Jar) Costello und sie verlieben sich ineinander. Fünf Jahre später kann Jar noch immer nicht akzeptieren, dass Rosa Selbstmord begangen haben soll. Ihre Leiche wurde nie gefunden und er glaubt sie des öfteren zu sehen. Sein Freund Carl empfiehlt ihm, einen Psychologen aufzusuchen, der sich auf Halluzinationen Trauernder spezialisiert hat. Durch Rosas Tante Amy – bei ihr und ihrem Onkel Martin hatte Rosa jahrelang gelebt - gelangt Jar in den Besitz ihres Tagebuchs. Die Einträge auf der Festplatte sind verschlüsselt und bei der Wiederherstellung nicht in chronologischer Reihenfolge. Sie entlarven nach und nach eine unglaubliche Geschichte und Jar ist sicher, der schrecklichen Wahrheit über Rosa näher zu kommen.
Jars labyrinthische Suche ist eng mit Rosas mysteriöser Geschichte verbunden, in den Tagebucheinträgen offenbaren sich ihre Entwicklung und Selbstfindung. Das sorgt zunächst für eine spannende Lektüre, die den Nervenkitzel eines Spionageromans mit der Intimität einer Coming-of-Age-Geschichte verbindet. Doch leider enthält die Story nach gutem Beginn extrem heftige Folterszenen, die sie meiner Meinung nach in dieser Ausführlichkeit und Deutlichkeit nicht gebraucht hätte und die der Spannung eher abträglich sind.
Jar ist ein sympathischer Charakter, gefangen zwischen der realen Welt und seinen ständigen Visionen von Rosa. Seine ungebrochene Hingabe an sie ist rührend, hartnäckig verfolgt er jede sich ihm bietende Möglichkeit, um sie zu finden. Die anderen Personen bleiben eher blass. Auch Rosa ist keine Ausnahme, ein Gefühl für sie zu entwickeln, fällt schwer. Und wie es sich für einen Thriller gehört, muss Jar erleben, dass die Figuren nicht die Menschen sind, die zu sein sie vorgeben.
Ich bin zwiegespalten in meiner Meinung über das Buch. Eine intelligente, kompliziert gegliederte Geschichte, die teilweise zu ausschweifend und verwirrend ist, dann wieder spannend, aber auch unheimlich und schockierend. Geschickt spielt der Autor mit unserer Wahrnehmung, leider aber auch mit der Erträglichkeit des Zumutbaren.