Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze - Wilhelm Genazino
176 Seiten
Hanser Verlag, 2018
Fester Einband
ISBN 978-3-446-25810-5
ePUB-Format
ISBN 978-3-446-25939-3
Kurzbeschreibung:
Liebe und Ehe sind ein kompliziertes Geschäft. Die Bilanz ist oft nur mittelmäßig. Muss man es einfach nur häufiger versuchen? Oder gleichzeitig? Oder besser über die eigene Mutter nachdenken? Steckt in der „Ehefrau“ nicht von Anfang an die "Ehemalige", das einzig authentische Überbleibsel jeder Ehe? Wilhelm Genazino erzählt von einem philosophischen Helden, der beim verschärften Nachdenken jede Sicherheit verliert. Vielleicht muss der Mann die Probe aufs Exempel machen mit allen Frauen, die er im Leben kannte, und die Vergangenheit handfest bewältigen. Die Gelegenheit wird sich bieten.
Über den Autor:
Wilhelm Genazino, 1943 in Mannheim geboren, lebt in Frankfurt. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Kleist-Preis.
Mein Eindruck:
Der neue Roman des Büchner-Preisträgers Wilhelm Genazino geht in die gleiche Richtung wie seine letzten Bücher. Es sind die immer gleichen Themen und Motive die Genazino in Variationen bearbeitet und verwendet. Auch die Figuren sind immer sehr ähnlich. Mittelalte Protagonisten, die eher mehr als weniger aus der Welt gefallen scheinen. Auch in diesem Roman ist der Protagonist, dessen philosophischen Gedanken man kontinuierlich folgt, ohne Beruf und nur mit hauchdünner Existenz sowie mit Frauenproblemen. Er trifft durch Zufall seine Ex-Frau wieder und fängt eher unfreiwillig wiedereine Beziehung mit ihr an. Später gibt es auch noch zwei andere Frauen. Genazinos Frauenbild ist eigen. Sie sind zwar gefestigter und erfolgreicher als der Genazino-Held, aber auch sie leiden an der Welt und scheitern in ihren Beziehungen. Wie Genazino das herausarbeitet, vermag schon zu interessieren.
Was irritieren kann, ist das „Aus der Welt gefallene“ des Protagonisten. Handy oder Computer besitzt er nicht, selbst sein Radio ist noch analog.
Verglichen mit frühen Romanen des Autors wirkt „Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze“ ernster, manchmal sogar fatalistisch. Der Protagonist hat sich im Prinzip mit seinen Scheitern arrangiert. Der Humor Genazinos ist fadenscheiniger. Was ein früherer Romanheld tatsächlich noch originellerweise Schuhtester, überlegt er heute zwar, Hosenberater zu werden, aber das bleibt nur ein Gedankenspiel.
Ich persönlich halte Genazinos Romane immer noch für lesenswert, gerade auch in ihrer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Ob dieser Roman für Genazino-Erstleser die beste Wahl ist, bezweifle ich. Doch abraten möchte ich auch nicht.
ASIN/ISBN: 3446258108 |