Mein Leben oder Ein Haufen Unvollkommener Momente - Peter Bognanni [14 - 17 Jahre]

  • Monatelang halten Tess und Jonah Kontakt, indem sie sich Textnachrichten schicken – dabei haben sie sich nur ein einziges Mal gesehen. Trotzdem besteht eine Verbindung zwischen ihnen, da ist Tess sich sicher – und Jonahs Nachrichten lassen dies auch bei ihm vermuten. Der Schock ist deswegen umso größer, als sich Beileidsbekundungen auf Jonahs Facebook-Seite häufen und Tess feststellen muss, dass Jonah Selbstmord begangen hat und die Person, mit der sie die meiste Zeit Kontakt hatte, gar nicht er selbst war. Von nun an beginnt für Tess ein schmerzhafter Prozess des Aufarbeitens, der ironischerweise viel mit Beerdigungen zu tun hat.


    Erzählt aus der Perspektive eines Teenagers ist dieser Roman in einer sehr leichten Sprache gehalten, vermag es jedoch, gleichzeitig eine unglaubliche Tiefgründigkeit auszudrücken. Tess‘ Wege der Aufarbeitung mögen ungewöhnlich scheinen, aber die ganze Situation ist natürlich auch ungewöhnlich – wenn auch durchaus nicht unrealistisch. Die Personen, die Tess begleiten (ihr Vater – ein bisher erfolgloser Start-up-Bestattungsunternehmer, Grace – Öko-Bestatterin, Daniel – ein neudazugekommener Freund und Verbündeter) leiden alle auf ihre eigene Weise und verarbeiten eigene Schicksale und Vergangenheiten.


    Depressionen und auch Selbstmord bei Jugendlichen sind nichts Ungewöhnliches und deswegen ist es umso wichtiger, dass es auch in Büchern thematisiert wird. Auch der reine Online-Kontakt mit anderen Personen wird immer gewöhnlicher. Was mir gut gefällt, ist, dass hier der Fokus nicht darauf liegt, vor beiden Dingen zu warnen, sondern, ganz beiläufig, die Konsequenzen aufzuzeigen, ohne, dass es das Hauptthema des Buches ist. Klar, ist es seltsam, nur online zu schreiben - aber immerhin hatte Tess Jonah tatsächlich zuerst im echten Leben kennengelernt und durch die örtliche Distanz waren beide eben gezwungen, miteinander auf diese Weise zu kommunizieren. (Dass in Wahrheit teilweise jemand anderes geschrieben hat, konnte Tess ja wirklich nicht ahnen).

    Das Buch ist gespickt mit einem Wechsel aus tief emotionalen Situationen, der mehrmaligen Konfrontation mit dem Tod, den Gedanken darüber, warum man überhaupt Beerdigungen braucht und trotz der offenkundig traurigen Themen doch einer Reihe humorvoller Situationen. Meiner Meinung nach ein gelungenes, rundes Buch, dass mit seiner Tiefe überzeugen kann.


    Von mir 9 von 10 Punkten!

  • Amüsant und traurig


    Das Buch „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ von Peter Bognanni ist gleichzeitig amüsant und doch traurig.


    Tess trauert um ihre große Liebe Jonah. Sie hat ihn nur ein einziges Mal persönlich getroffen. Seither führen Sie eine Art Online-Beziehung. Als sie von Jonahs freiwilligem Tod hört, bricht für sie eine Welt zusammen. Wie konnte er dies nur tun? Wie soll sie ihr Leben ohne ihn nur meistern? Um mit ihrer Trauer besser umgehen zu können, zieht sie sich erst einmal vom Internet zurück und quartiert sich kurzerhand bei ihrem Vater ein. Dann beginnt sie, weiterhin Nachrichten an Jonah zu schicken. Dies tut sie auch in der Hoffnung, dass alles nur ein Irrtum war und er ihr antwortet und sagt, dass alles nur ein schlechter Scherz war. Und tatsächlich bekommt Tess eines Tages eine Antwort auf ihre Nachrichten…

    Das Leben von Tess besteht wirklich aus einem Haufen unvollkommener Momente. Ihr Vater, der sie bei sich wohnen lässt, hat ihren College-Fond geplündert, um sich als Bestatter selbstständig zu machen. Jedoch geht seine letzte Hunde-Beerdigung mit einem (im wahrsten Sinne des Wortes) Knall katastrophal unter. Tess` Mutter ist auf einem Esoterik-Trip zusammen mit ihrem neuen Freund in Indien und dann ist da noch Grace. Sie zieht Tess aus dem See, in den diese gleich nach ihrem Laptop gelandet ist.

    Die amüsanten Teilgeschichten sind unter anderem der Vorschlag für eine Pferdebeerdigung, den Tess im bekifften Zustand dem trauernden Züchter macht. Oder aber auch die vor-dem-Tod-Burlesque-Beerdigung einer Altenheimbewohnerin mit vielen älteren und vor allem nackten Tänzerinnen.


    Als Leser erfährt man, wie Tess versucht, mit dem Tod von Jonah fertig zu werden. Sie fühlt sich von ihm allein gelassen und erhält aus ihrem Umfeld nicht besonders viel Unterstützung. Tess nähert sich im Laufe der Geschichte ihrem Vater an, jedoch ist das Verhältnis doch recht distanziert. Trotz der Trauer und deren Bewältigung hat mir das Buch sehr gefallen. Es passieren zwischendurch immer wieder lustige Begebenheiten. Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass ab und an die Geschichte durch SMSen/Nachrichten erzählt wurde.