Originaltitel: Aisha (2015)
Kiepenheuer & Witsch 2018, 553 Seiten
Axel Steen ermittelt zum 4. Mal
Über den Inhalt:
Kommissar Axel Steen kommt auch im 4. Band der erfolgreichen Krimi-Reihe nicht zur Ruhe. Kaum scheint etwas Normalität in sein Leben eingekehrt zu sein, da wird ein ehemaliger Mitarbeiter des dänischen Geheimdienstes PET brutal ermordet aufgefunden, und schon bald gibt es einen weiteren toten Ex-Kollegen. Axel nimmt die Ermittlungen auf und stößt auf einen groß angelegten Anti-Terror-Einsatz des PET vor einigen Jahren, der strengster Geheimhaltung unterlag. An diesem Einsatz waren seinerzeit nicht nur die beiden Mord-Opfer, sondern auch Steens Freundin Henriette und sein Rivale Jens Jessen beteiligt. Droht den beiden ebenfalls Gefahr? Und was hat es mit dem Mädchen Aisha auf sich, dessen Name in den alten Ermittlungsakten immer wieder auftaucht?
Über den Autor:
Jesper Stein ist Journalist und arbeitete als Kriminalreporter in Kopenhagen. 2008 erschien sein Bestseller über Bent Isager-Nielsen, den Leiter der Sektion 1, dem dänischen Pendant zum FBI. Das Buch erklärt u.a., warum Dänemark die weltweit höchste Aufklärungsrate bei Mordfällen aufweisen kann. Jesper Stein lebt in Nørrebro, ist verheiratet und hat zwei Kinder. »Aisha« ist sein vierter Roman um den Kommissar Axel Steen. Eine Verfilmung der ersten drei Bände ist in Planung. Jesper Stein ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem »Goldenen Lorbeer«, dem wichtigsten dänischen Literaturpreis.
Meine Meinung:
Zwei Jahre sind vergangen, seit Axel Steen bei der Aufklärung seines letzten Falls knapp mit dem Leben davongekommen ist. Nach Krankenhausaufenthalt, Reha, Alkohol- und Drogenentzug ist er seit einigen Monaten wieder im Dienst. Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Antiterror-Einheit des PET wurde ermordet. Als es einen weiteren Toten gibt, der zum selben Team gehörte, verbeißt sich Steen in die Ermittlungen und versucht mit allen Mitteln hinter das Motiv zu kommen. Doch der PET mauert und verweigert Steen Akteneinsicht, offensichtlich haben die Morde mit einem einige Jahre zurückliegenden Fall zu tun.
Während Axel Steen in der Gegenwart im Jahr 2011 ermittelt, gibt es eine Parallelhandlung in 2007, in der die beiden Getöteten mit Jens Jessen, Axels ehemaligem Chef, und der weiblichen PET-Agentin Henriette Nielsen, Axels Freundin, in einem geheimen Einsatz zusammenarbeiten.
Axel Steen ist nicht wiederzuerkennen. Er scheint endlich Kontrolle über sein Leben zu haben, ist aus seinem geliebten Nørrebro weggezogen, er hat einen neuen Chef, einen neuen Partner und eine Freundin. Während er versucht, die Morde aufzuklären, kämpft er gegen den Wunsch an, seinen inneren Dämonen nachzugeben und wieder rückfällig zu werden.
Das Buch wird eigentlich erst in der zweiten Hälfte richtig spannend und ich konnte es schließlich kaum mehr aus der Hand legen, als Axel fast wieder der Alte ist und auf seine Weise die Ermittlungen durchführt. Jesper Stein wirft Fragen nach Moral und Ethik im Polizeialltag auf, besonders im Hinblick auf die Aufklärungsarbeit von PET im Zusammenhang mit einer Straftat. Die Geschehnisse in der Vergangenheit nehmen für meinen Geschmack zu viel Raum in der Geschichte ein und hätten gern kürzer abgehandelt werden können.
Jesper Stein gelingt es wieder einmal, die Charaktere sehr plastisch und realistisch darzustellen. Axel Steens private Situation erschwert seine Ermittlungsarbeit, seine Zweifel und Ängste lassen sich gut nachvollziehen. Es gibt diesmal durch die beiden Handlungsstränge viele Figuren, aber man behält mühelos den Überblick. Steens mittlerweile neunjähriger Tochter Emma und ihrer rührenden Besorgnis um ihren Vater widmet der Autor viel Aufmerksamkeit, ungewöhnlich in einem Thriller, aber ein Nebenstrang, der mir sehr gut gefallen hat.
Insgesamt hat mir dieser Teil wegen der gelegentlichen Längen nicht ganz so gut gefallen wie die Vorgänger, aber ich bin gespannt, wie es mit Axel Steen weitergeht.