Titel: Das Städtchen
Autor: Hans Adler
Verlag: Lilienfeld
Erschienen: September 2009
Seitenzahl: 332
ISBN-10: 3940357138
ISBN-13: 978-3940357137
Preis: 21.90 EUR
Das sagt der Klappentext:
Herr von Seylatz soll in einem österreichischen Provinznest eine Zwischenstufe in seiner Beamtenkarriere absitzen, aber er hat vor, das beste daraus zu machen. Phantasien von einfachen Kleinstadtmädchen werden wach, und immerhin wohnt auch sein alter Freund Titus Quitek hier, einst ein vielversprechendes Malertalent, jetzt Zeichenlehrer an der hiesigen Realschule. Schon bei der ersten Begegnung wirkt Quitek allerdings merkwürdig unglücklich und zerzaust - Um das Schicksal dieses gescheiterten Künstlers herum tut sich bald ein ganzes Panorama menschlichen Daseins auf.
Der Autor:
Hans Adler, 1880 in Wien geboren, war bis zu seinem 35. Lebensjahr als Jurist tätig, begann aber schon als Schüler Gedichte für den Simplicissimus zu schreiben, die Kurt Tucholsky begeistert für eine Buchausgabe empfahl. Nach seiner Frühpensionierung aus Krankheitsgründen begann er als freier Schriftsteller zu arbeiten besonders erfolgreich schließlich als Filmautor sowie als Librettist unter anderem für Operetten von Nico Dostal und ein Werk von Richard Strauß. 1926 erschien sein einziger Roman. Ab den dreißiger Jahren bis zum Ende des Krieges war Hans Adler nur aufgrund seines Nachnamens mehrfach antisemitischen Diffamierungen ausgesetzt. 1957 starb er in Wien an den Folgen eines Autounfalls.
Meine Meinung:
Hans Adler war vielleicht einer der letzten Bohemiens und Lebenskünstler der österreichischen Literatur. Dieser Roman ist heiter, macht aber auch nachdenklich, hat traurige Sequenzen, ist so manches Mal böse und zynisch – aber alles eben immer mit einem leichten, kaum merklichen. Lächeln geschrieben. Ein Roman, mit leichter Hand verfasst, was aber nicht bedeutet, hier wäre Oberflächlichkeit und Banalität an der Tagesordnung.
Ganz im Gegenteil.
Dieser Roman ist auch ein Sittengmälde so um die Zeit bei 1910. Nach außen war man spießig und kleinbürgerlich – unter dem Tisch allerdings, da fummelte man Oberschenkeln und noch etwas weiter oben herum, da schaut man nicht nur in tiefe Ausschnitte – da wurde schon kräftig gevögelt und dann das Vögelchen eiskalt fallengelassen.
Meisterhaft wie der Autor dieses Zeit so anschaulich beschreibt – ohne dabei in Häme zu verfallen, aber alles eben auch immer mit leichter Ironie und Spott gewürzt.
Ein wunderbarer Roman der sicher mehr über die damalige Zeit sagt als so manches trockne und theoretisch verstaubte Geschichtsbuch.
Sehr lesenswert – 8 Punkte.