Die Herzen der Männer - Nickolas Butler

  • Nickolas Butler, geboren in Pennsylvania, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Eau Claire, Wisconsin. Er ist Absolvent der University of Wisconsin und des berühmten Iowa Writer‘s Workshop. Nach »Shotgun Lovesongs« ist dies sein zweiter Roman bei Klett-Cotta.


    • Gebundene Ausgabe: 477 Seiten
    • Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1 (10. Februar 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3608983139
    • ISBN-13: 978-3608983135
    • Originaltitel: The Hearts of Men


    Das Leben verläuft oft anders als erwartet



    "Jede Generation ist eine Fortsetzung der andern und ist verantwortlich für ihre Taten." (Heinrich Heine)

    Sommer 1962: Der 13-jährige Nelson ist der Signaltrompeter der Pfadfindertruppe auf dem Camp Chippewa in das er seinen fünften Sommer geht. Doch Nelson hat keine Freunde, weder im Camp noch zu Hause oder in der Schule. Vielleicht liegt es an seinen 27 Verdienstabzeichen, die er inzwischen verliehen bekommen hat oder aber auch nur an seiner Brille? Lediglich Jonathan Quick, einer der älteren Pfadfinder, scheint ihm etwas wohlgesonnener zu sein. Doch was soll man tun, wenn man in den Augen des eigenen Vaters eine Enttäuschung ist? Dies lässt ihn sein Vater auch immer mehr spüren, bis die Kluft zwischen ihnen immer größer wird. Als eines Tages der Vater dann seine Familie verlässt, sieht Nelson nur einen Ausweg. Sein einziger Freund Wilbur Whiteside der Leiter des Pfadfindercamps, er ermöglicht ihm eine Zukunft und ist fortan der Halt in seinem Leben.

    Sommer 1996: Jonathan Quick inzwischen unglücklich verheiratet und sein Sohn Trevor sind auf dem Weg zum Camp. Eigentlich könnte er stolz sein auf Trevor, er ist wie er Pfadfinder geworden, himmelt den Leiter Nelson Doughty an und möchte ein Adler Pfadfinder werden. Doch dieses Mal wird alles anders kommen, vor dem Camp möchte Jonathan sich mit seinem früheren Freund Nelson, einer Bekannten und Trevor zu Abendessen treffen. Doch diese Begegnung wird alles verändern.

    Sommer 2019: Wichtige Ereignisse haben das Leben von Rachel und Trevors Sohn Thomas überschattet. Nun sind sie trotz Thomas Widerwillen aufgebrochen zum Camp. Doch auch in diesem Jahr werden einige Ereignisse den Sommer überschatten.


    Meine Meinung:
    Das Buch von Nickolas Butler gehört zweifelsohne zu den großen Gegenwartsromanen. In seinem Buch geht es um Männer, Pfadfinderschaft, Loyalität, Freundschaft, Disziplin, Väter aber auch um Liebe. Ich erlebte in dieser Geschichte eine ganz eigene Art Männer, wie ich sie bisher nicht kannte. Der Roman ist eingeteilt in 3 große und 1 kleiner Abschnitt, dabei begeben wir uns auf eine Zeitreise von mehreren Jahren und 3 Generationen. Butler hat es vortrefflich hinbekommen den Zeitgeist der einzelnen Abschnitte dem Leser nahezubringen. Diese Veränderungen merkt man vor allem im Pfadfindercamp am deutlichsten. Wo am Anfang noch Disziplin und Ordnung herrscht, wird es mit den Jahren immer lockerer gehandhabt. Wir erleben aber auch Männer mit ihren Schwächen, Problemen, gezeichnet durch Kriegserlebnisse und dabei sind diese nicht immer unbedingt sympathisch. Manches hat mich erschüttert, einiges entsetzt und vieles hat mich traurig gemacht. Die Geschichte strotzt vor Liebe, Wut, Emotionen und so hatte ich an einigen Stellen Tränen in den Augen. Der Schreibstil ist sehr gut, mitunter auch ein wenig ausholend, aber nie hatte ich das Gefühl von Langeweile. Das Cover mit dem Rücken gekehrten jungen Mann passt hervorragend zum Inhalt es Buches. Trotzdem der Klapptext vorwiegend nur von Nelson berichtet, ist dieses Buch viel mehr als nur das Leben von Nelson Doughty. Auch wenn das Buch sicher vorwiegend für Männer und Jungen geschrieben wurde, könne auch Leserinnen viel von dieser Geschichte lernen und mitnehmen. Mich hat dieses Buch begeistert, sehr bewegt und ich kann es nur weiterempfehlen, darum vom mir 5 von 5 Sterne.

    :respekt




    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Nickolas Butler: Die Herzen der Männer


    Inhalt

    Als jüngster Teilnehmer im Pfadfinderlager und Trompeter für den morgendlichen Weckruf hat Nelson eine Sonderrolle. Ob ein eigenes Zelt ein Privileg ist, wenn in der Wildnis Wisconsins nachts ein Stachelschwein vor der Latrine herum raschelt, darüber kann man geteilter Meinung sein. Nelson ist nicht gefragt worden, ob er Pfadfinder sein möchte. Vater und Großvater waren schon dabei und betrachteten das Leben als Pfadfinder schlicht als Teil der Erziehung eines Mannes, der später in die US-Armee eintreten wird. Kurz vor dem Sommerlager in den 60ern des vorigen Jahrhunderts hat Vater Clete Nelson zurechtgestutzt, der bis dahin noch nie einen Freund hatte. Es wäre Zeit, dass Nelson sich wie ein Mann benimmt, Freundschaft würde man schließlich nicht in der Kindheit schließen, sondern in der Armee. Nachdem der Großvater Teilnehmer des Ersten Weltkriegs war und Vater Clete Soldat im Zweiten Weltkrieg, erhofft Nelson sich, spätestens vom Vater anerkannt zu werden, wenn er selbst zur Armee geht. Nelsons Erlebnisse im Camp Chippewa beschreibt Nickolas Butler in alles andere als idyllischen Details. Nirgendwo ist der nächtliche Wald unheimlicher als bei Butler, nirgendwo trommelt Regen eindrucksvoller auf die Zeltplane als in diesem Camp. Nelson lernt in diesem Sommer Entscheidendes „fürs Leben“: einigen Menschen klimpert Geld in der Tasche, während andere gerade für sie im Dreck stecken. Dass Nelson schon mit 13 sein Elternhaus verlässt, um auf die Militärakademie zu gehen, hat mich überrascht, aber seine Familiengeschichte ließ offensichtlich keinen anderen als den vom Vater und Großvater ausgetretenen Weg zu.


    30 Jahre später ist Jonathan Quick, der einzige Junge, der je an Nelson Interesse gezeigt hat, Vater eines Sohnes, der wiederum am Pfadfinderlager Camp Chippewa teilnehmen wird. Jonathan hat den elterlichen Betrieb übernommen und die Erwartungen der älteren Generation damit erfüllt. Leiter des Camp Chippewa ist inzwischen Nelson, der nach seinem Einsatz mit den Green Barrets im Vietnamkrieg und unsteten Wanderjahren dort eine Heimat und einen neuen Lebensinhalt gefunden hat. Wieder werden einige Väter mit am Lager teilnehmen. Nicht von allen wird klar sein, welche Funktion sie dort innehaben oder welche Kompetenz als Betreuer sie mitbringen. Zwischen Jonathan und seinem Sohn Trevor scheinen die Rollen im Gegensatz zur vorigen Generation vertauscht zu sein. Der Vater kauft für eine Sauforgie im Lager ein; Trevor in der Rolle des Erwachsenen fragt sich, wie Jonathan seine Vorräte überhaupt vom Parkplatz ins Lager schaffen und welche Peinlichkeiten er sich dort noch leisten wird. Auch hier gab es kurz vor dem Camp eine Aussprache zwischen Vater und Sohn. Jonathan will dem 16-Jährigen offenbar die Liebe zu seiner Freundin Rachel ausreden und vergreift sich dabei erheblich im Ton. Im mittleren Teil des Romans handeln Butlers Figuren kaum, versteigen sich zu schwer erträglichem Pathos und stellen damit die Geduld der Leser auf eine harte Probe.


    Wieder eine Generation später bereitet sich Rachel, Trevors Jugendliebe, mit ihrem Sohn Thomas auf das sprichwörtliche Sommercamp vor. Mit Rachel haben sich die eingefahrenen Routinen geringfügig geändert. Sie ist Feldbiologin, liebt die Natur, und anders als die Väter-Generationen vor ihr, sieht sie ihren Sohn realistisch und spricht Konflikte mit Thomas direkt an. Mit der Tradition ganz zu brechen, wagt Rachel offenbar nicht. So wird Thomas von ihr gedrängt, seinem Vater zuliebe noch ein letztes Mal gute Miene zum Spiel zu machen. Ihr Sohn ist typisches Mitglied der Generation Handy und hat nicht vor, das im Camp zu ändern. Ein weiterer Zeitsprung in die Zukunft des Jahres 2019 zeigt Rachel und Thomas in ungewöhnlicher Umgebung. Die beiden abschließenden Abschnitte bildeten für mich einen sonderbaren Gegensatz zum ersten Teil mit seinem Fokus auf einem gemobbten Außenseiter, der die Träume seines Vaters verwirklicht, der alles andere als ein Held war.


    Fazit

    „Die Herzen der Männer“ wirft die Frage auf, warum Eltern ihre Kinder rücksichtslos nötigen, in die eigenen Fußstapfen zu treten, auch wenn der gesunde Menschenverstand dagegen spricht. Pfadfindertugenden als Vorstufe zu soldatischer Disziplin, wie auch ein kindlicher Glaube an „das Böse“ werden im Roman nicht infrage gestellt, das müssen Butlers Leser schon selbst übernehmen. Gesellschaften, die ausgetretene Pfade nicht verlassen können und auf fixen Rollenzuschreibungen beharren, werden kaum in der Lage sein, die Probleme der Gegenwart zu lösen. Dass Rachels Zeitgenossen für eine Frau wie sie offensichtlich noch nicht bereit sind, bildet eine interessante Verknüpfung zur aktuellen politischen Situation in den USA. Ein Buch über Väter und Söhne, nicht nur für Männer; denn es sind Frauen, die mit diesen Männern leben und die gemeinsamen Söhne erziehen.


    °°°°

    Zitat

    20 Jahre, denkt sie [Rachel]. Und wir kämpfen immer noch gegen dieselben Leute in denselben Ländern. 20 Jahre.“ (Seite 415)


    Aufgrund des schwächeren Mittelteils nur 7 von 10 Punkten

  • Männergetue


    Der 13jährige Nelson tut sich schwer damit, den Maßstäben seines Vaters gerecht zu werden. Der möchten einen echten Kerl aus ihm machen. So erteilt der Vater seinem Sohn Lektionen mit dem Gürtel. „Männer tun so etwas nicht, du hörst sofort auf zu heulen! Ist das klar?“ Einzig seine Mutter scheint ihn zu lieben wie er ist. Nelson strebt nach Anerkennung und sucht diese bei den Lehrern, dadurch macht er sich bei seinen Mitschülern als Streber unbeliebt. Niemand mag ihn. Er hat keine Freunde. Zur Party zu seinem 13. Geburtstag kommt kein einziger der eingeladenen Jungen, erst ganz spät, als niemand mehr erwartet wird, taucht der zwei Jahre ältere Pfadfinderstammesführer Jonathan Quick auf.


    Nelson will im Pfadfinderlager Camp Chippewa weitere Abzeichen sammeln. Seine Schärpe ist bereits mit Abzeichen gespickt, das erweckt Neid, um nicht zusagen Mitleid bei den anderen. Auch hier ist er ein Außenseiter, wird schikaniert und angefeindet und wird von allen nur der „Trompeter“ genannt. Jonathan Quick scheint ihn zwar nicht zu mögen, aber er steht ihm in einer schlimmen Situation bei.

    „Sei stärker als sie“, sagt Wilbur Witheside, der 80jährige Pfadfinderführer und Leiter des Camps. Wilbur sieht in Nelson Großes: „Sie ärgern dich, weil sie Angst vor dir haben.“ Aber ist das wirklich so? Wilbur hat im 1. Weltkrieg gedient und ist vom Krieg traumatisiert. Er hat Schlimmes erlebt. Er wurde zum Helden erklärt, trotzdem scheint er ein einsamer Mann zu sein. Er sieht in Nelson einen Sohn, den der nicht hat.


    Meine Meinung:

    Die Männer in diesem Buch sind alle zutiefst gespaltene Persönlichkeiten, geprägt vom Krieg. Es zählen Werte wie Männlichkeit, Härte, Disziplin und Mut. Freundschaften werden nur im Krieg geschlossen. ‚Ich sage dir jetzt mal, wo du Freundschaften schließt. Freundschaften schließt man in der Armee, im Schützengraben und an der Front. Mit Männern, die sich für dich vor eine Kugel werfen, die mit dir ihre letzte Zigarette und den letzten Tropfen Wasser aus ihrer Feldflasche teilen.‘ (Seite 17f).


    Mich hat dieses Männergetue ziemlich abgestoßen. Ich sag es ehrlich, es war nicht mein Roman. Ich konnte mich mit niemanden der Protagonisten wirklich anfreunden. Erschütternd fand ich persönlich, dass Nelson, der seine Mutter doch so liebte, sie so dermaßen in Stich gelassen hat.


    Der Schreibstil des Autors ist sehr intensiv und hat mich angesprochen. Allerdings hatte das Buch auch unnötige Längen durch die man sich quälen muss.


    7 von 10 Punkten

  • Emotional anrührende Momentaufnahmen


    „Die Herzen der Männer“ ist mein erstes Buch aus der Feder des amerikanischen Autors Nickolas Butler. Neugierig auf die Geschichte hat mich vor allem der Klappentext gemacht – spätestens nach der Leseprobe war ich mir sehr sicher, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Der Klappentext verspricht eine Geschichte von drei Generationen, die das emotionale Innenleben der Männer beleuchtet, die Nickolas Butler uns vorstellt. Und genau das ist es auch, was Nickolas Butler seinen Lesern liefert.

    Die Geschichte selbst ist in vier Teile eingeteilt, wobei der erste Teil im Jahr 1962 spielt und der letzte Teil im Jahr 2019 angesiedelt ist. Dabei nimmt uns Nickolas Sparks mit zurück in die Kindheit von Nelson, der die Geschichte von Anfang bis zum Ende begleitet. Berührend schildert der Autor dabei den Außenseiter Nelson, der sich eigentlich nichts mehr wünscht, als echte Freunde zu gewinnen und die Anerkennung seines Vaters zu erringen. Neben den bewegenden Ereignissen, die Nelson selbst wiederfahren, lässt uns Nickolas Butler auch bruchstückhaft und eher als eine Ahnung im Hintergrund wahrnehmbar, daran teilhaben, wie Nelsons Vater mit seinen Dämonen und Emotionen zu kämpfen hat. Und obwohl der Vater sich sowohl Nelson als auch dessen Mutter gegenüber sowohl in verbaler als auch physischer Gewalt vergreift und dieses Verhalten in keiner Weise akzeptabel ist, versieht Butler den Vater mit grauen Schattierungen, sodass er nicht ausschließlich der Vater ist, der seinen Sohn im Stich gelassen hat, sondern der selbst nicht wirklich offen und positiv mit Empfindungen umzugehen vermag. Nickolas Butler zeigt dem Leser dabei mehr leicht angedeutet, was in den einzelnen Charakteren vorgehen mag und überlässt es dem Leser selbst, eigene Rückschlüsse zu ziehen. Ein schönes Beispiel findet sich auf S. 78 der Printausgabe: „Nicht lange nachdem der Junge eingeschlafen ist, könnte er vielleicht geträumt oder sich eingebildet haben, erneut zu spüren, wie sich eine warme Hand auf seinen Kopf und seine Schultern legt, und zu hören, wie ein erwachsener Mann leise zu weinen beginnt.“

    Generell finde ich, dass Nickolas Butler, so schonungslos er manche Erlebnisse aus dem Leben der auftretenden Männer schildert, auch immer wieder leise und nachdenkliche Passagen anstimmt und dem Leser die Handlung zeigt, Emotionen durch die Auswahl der präsentierten Szenen aus dem Leben von Nelson, seinem Freund Jonathan, dessen Sohn Trevor und wiederum dessen Sohn Thomas für den Leser zeichnet und dabei eigenen Interpretationsspielraum zulässt. Ich denke, gerade dadurch ist die gesamte Geschichte zu berührend, weil der Autor nicht nur beschreibt, wie sich jemand fühlt, sondern den Leser selbst herausfordert, sich in die Situation hineinzudenken und die dazugehörigen Emotionen heraufzubeschwören.

    „Die Herzen der Männer“ ist zwar keine leichte Kost, keine seichte Unterhaltung für zwischendurch, aber definitiv ein wunderschön geschriebenes Buch, das einen als Leser auch noch beschäftigen wird, nachdem es gelesen wurde. Die Geschichte lebt dabei weniger von actiongeladener Handlung als vielmehr von der gekonnten Beleuchtung einzelner, relevanter Stationen im Leben der Männer und den dazugehörigen Emotionen. Von mir erhält „Die Herzen der Männer“ daher auch zehn von zehn Eulenpunkten und eine Leseempfehlung für alle, die auf der Suche nach einer Lektüre sind, die aufgrund der emotionalen Tiefe (Ohne ins Kitschige abzudriften, wohlgemerkt!) fesselnd und spannend ist und durchaus auf Action und rasante Erzählstränge verzichten kann.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Nelson Doughty ist ein Außenseiter und eine Enttäuschung für seinen Vater. Der 13-Jährige hat scheinbar weder Freunde noch ein Selbstbewusstsein. Doch Clete Doughty irrt, was seinen Sohn angeht: Nelson ist nicht allein. In dem beliebten Jonathan, den er aus dem Pfadfinderlager in Wisconsin kennt, findet er einen Freund, der ihn vor dem Mobbing der anderen in Schutz nimmt. Doch warum freundet sich Jonathan überhaupt mit dem Einzelgänger an? Und stand er immer so rückhaltlos zu ihm? Das Leben verlangt Nelson, Jonathan und dessen Familie so einige Prüfungen ab, die die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe stellen.


    „Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler ist ein generationenübergreifender Roman.


    Meine Meinung:

    Erzählt wird die Geschichte im Präsens in 48 Kapiteln. Unterteilt ist der Roman außerdem in vier Teile: Der erste spielt im Sommer 1962 und zeigt die Perspektive Nelsons, der zweite betrifft den Sommer 1996 und legt den Fokus auf Jonathan und dessen Sohn Trevor, der dritte ist wiederum im Sommer 2019 angesiedelt und stellt Trevors Sohn in den Mittelpunkt. Der vierte Teil, der im Herbst 2019 spielt, ist relativ kurz. Normalerweise mag ich Romane mit mehreren Zeitebenen sehr gerne. In diesem Fall hatte ich etwas anders erwartet und ein Problem mit dem Aufbau des Buches, weil ich die Zeitsprünge als zu extrem empfunden habe. Auch die wechselnden Hauptpersonen haben mich gestört, weil es mir so schwerfiel, eine Nähe zu den Charakteren aufzubauen. Zwar gibt es verbindende Elemente, die nicht nur im ersten, sondern auch in den anderen Teilen immer wieder auftauchen wie Nelson und das Camp der Pfadfinder. Dennoch finde ich die Umsetzung insgesamt weniger gut gelungen.


    Sprachlich konnte mich der Roman dagegen vollends überzeugen. Der Schreibstil ist flüssig, detailreich, anschaulich und angenehm zu lesen, aber trotzdem nicht anspruchslos. Viele der Beschreibungen finde ich grandios.


    Die Hauptprotagonisten sind reizvoll gewählt. Sie werden authentisch dargestellt. Besonders Nelson konnte mein Mitgefühl wecken und war für mich besonders interessant.


    Ein weiteres Plus ist für mich die inhaltliche Vielschichtigkeit des Romans. Es geht um Freundschaft, Familie, Loyalität, Gewalt, Emanzipation und vieles mehr. Beleuchtet werden nicht nur die Herzen der Männer, sondern auch ihre Bedürfnisse, ihre Schwächen und ihre Geheimnisse – und das über mehrere Generationen hinweg. Dadurch ist es keine leichte Kost, konnte aber viele Gefühle vermitteln und mich zum Nachdenken animieren.


    Obwohl es eher ein ruhiges Buch ist, bietet die Handlung einige Wendungen und Überraschungen. Trotz der eher hohen Seitenzahl ist der Roman nur an einigen Stellen etwas langatmig geraten und konnte mich im Großen und Ganzen gut unterhalten.


    Das unaufgeregte Cover finde ich sehr geschmackvoll. Allerdings erweckt es fälschlicherweise den Eindruck, dass es hierbei nur um den 13-jährigen Nelson geht. Der stark am amerikanischen Original angelehnte Buchtitel ist äußerst treffend formuliert.


    Mein Fazit:

    Auch wenn der Roman anders ist als erwartet, ist „Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler eine lesenswerte Lektüre, die auch für Frauen interessant ist.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.