Kleine Schwester – Barbara Gowdy

  • Verlag: Antje Kunstmann

    ISBN: 978-3-95614-196-6
    240 Seiten

    Übersetzt von Ulrike Becker


    Kurzbeschreibung:

    Ein Gewitter nach dem anderen zieht sich in diesem heißen Sommer am Himmel zusammen und immer, wenn es ausbricht, verliert Rose Bowan das Bewusstsein und hat intensive, vollkommen realistische Träume, in denen sie im Körper einer anderen Frau ist. Sind das nur Träume? Oder »bewohnt« sie tatsächlich eine Fremde? Was geschieht ihr? So verstört wie fasziniert fängt sie an zu recherchieren, verlässt den Kokon des kleinen Programmkinos ihrer Familie und taucht in das aufgewühlte Leben von jemandem ein, der ganz anders ist als sie. Gleichzeitig erkrankt ihre Mutter an Demenz und fängt an – zum ersten Mal seit Jahrzehnten –, über eine andere gespenstische Präsenz zu sprechen: über Roses kleine Schwester.

    In Kleine Schwester erkundet Barbara Gowdy die erstaunliche Macht der Empathie, die Frage, wo wir aufhören und die anderen anfangen, und erzählt mit großer Eindringlichkeit von den tiefen familiären Bindungen, die uns prägen – ob wir wollen oder nicht.


    Über die Autorin:

    Barbara Gowdy, geboren 1950, lebt in Toronto.Ihre Romane sind mit vielen Preisen ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Zwei ihrer Kurzgeschichten wurden verfilmt.


    Über die Übersetzerin:

    Ulrike Becker ist die langjährigen Übersetzer namhafter Autorinnen und Autoren aus dem angloamerikanischen Raum. Neben den Romanen von Barbara Gowdy hat sie u. a. Werke von Elizabeth Jolley, Tim Parks und Ian Rankin ins Deutsche übertragen.


    Mein Eindruck:

    Rose, eine Frau Mitte 30, betreibt mit ihrer dementen Mutter ein Kino in Kanada und führt ansonsten ein eintöniges, wenig aufregendes Leben. Doch dann hat sie ein Erlebnis, welches sich noch oft wiederholt. Sie fällt in Ohnmacht und dringt in ihren Träumen in den Körper einer fremden Frau ein. Und diese Harriet führt ein aufregenderes Leben.


    Die Passagen dieser Gegenwart im Jahr 2005 wechseln mit Erinnerungen an Roses Kindheit, die sie mit ihrer kleinen, sensiblen Schwester Ava verbrachte.

    Das Ava früh bei einem Unfall stirbt erfährt man schnell, doch wie es dazu kam, wird erst nach und nach erzählt und man erahnt schließlich einen Zusammenhang mit den Geschehnissen der Gegenwart. Das ist von der Autorin geschickt gemacht.


    Schließlich geht es für Rose darum, sich selbst zu erkennen.

    Barbara Gowdy ist eine Autorin kontroverser Themen, die sie aber stets sensibel behandelt. Dabei hilft ihr eleganter Stil.


    Es gibt vieles, das mir am Buch gefällt, obwohl es doch über weite Strecken verhalten geschrieben ist. Neben den etwas sperrigen Figuren interessierte mich die Welt des Kinos und die vielen Filmzitate. Schon Rose verstorbener Vater war ein leidenschaftlicher Filmfan. Dann die Kindheitspassagen, die sind fast noch besser und treffend gemacht.


    Also ein wirklich gutes Buch, das die Autorin ihrer deutschen Verlegerin Antje Kunstmann gewidmet hat.