Ich habe diesen Film leider im Kino verpasst, aber er ist seit kurzer Zeit für das Heimkino verfügbar: "Raum" (Room), eine kanadisch-irische Produktion aus dem Jahr 2015 nach dem gleichnamigen Roman von Emma Donoghue, die auch das Drehbuch geschrieben hat und als Koproduzentin auftritt. Die Hauptdarstellerin Brie Larson hat für ihren Auftritt als Joy den Oscar als beste Hauptdarstellerin bekommen, aber der eigentliche Star dieses Films ist Jacob Tremblay, der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten acht Jahre alt war und in unglaublicher Weise den fünfjährigen Jack spielt.
Jack und seine Mutter Joy sind eingesperrt, in einem klaustrophobisch kleinen Raum, vielleicht drei mal drei Meter groß. Es gibt ein kleines Bett, einen Schrank, ein Waschbecken, einen Tisch, eine kleine Badewanne. Die beiden sind Gefangene. Joy wurde mit siebzehn entführt, Jack wurde zwei Jahre später geboren. Wenn "Old Nick" kommt, um ein paar Lebensmittel zu bringen und zu Joy ins Bett zu klettern, schläft Jack im winzigen Schrank. Jack glaubt, dass es keine Welt draußen gibt, dass die wackeligen Bilder, die er im Fernsehen sieht, unecht sind, dass "Old Nick" ein Zauberer ist, halb echt und halb ein schlechter Traum. Es gibt ein unerreichbares Oberlicht, die beiden können Regen sehen und die Eisblumen, die sich im Winter bilden, aber Joy verschont den Kleinen mit der Wahrheit - bis zu seinem fünften Geburtstag. Nick, der Peiniger, ein nordamerikanischer Durchschnittsprolet in den Vierzigern, ist inzwischen arbeitslos; die Qualität der Lebensmittel, die er bringt, nimmt ab. Wenn Joy aufmuckt, dreht er für Tage den Strom ab. Und dennoch ist der Raum eine Idylle, eine kleine, auf seltsame Weise heile Welt, in der die junge Mutter ihre ganze Liebe dem hinreißenden, klugen Sohn widmet, der mit großer Aufmerksamkeit und fast schon weise die Situation verarbeitet. Bis ihm Joy an seinem fünften Geburtstag die Wahrheit verrät. Und gemeinsam mit ihm heikle Fluchtpläne schmiedet.
Davon erzählt ungefähr die erste Hälfte. Die ungeheuer spannende Flucht gelingt beim zweiten Versuch, und dann kehrt Joy in die richtige Welt zurück, sieben Jahre später. Die Eltern sind geschieden, die Freunde leben ihre Leben, sind zur Tagesordnung übergegangen, der Alltag ist schnell wieder da, doch für Jack ist das alles neu und völlig unglaublich. In Joy wachsen mit jedem Tag die Zweifel, ob sie sich während der vergangenen fünf Jahre richtig verhalten hat.
"Raum" ist ein wahnsinnig packendes, erschütterndes und großartig gemachtes Drama, das mit überschaubaren Mitteln eine tolle Story erzählt. Der Film zerrt an den Nerven, beansprucht die Tränendrüsen, ängstigt und erschüttert, macht aber auch glücklich. Das ist vor allem dem jungen Jacob Tremblay zu verdanken, aber das gesamte Ensemble hat einen tollen Job gemacht. "Raum" wurde nicht ohne Grund mit Preisen überschüttet.
Unbedingt anschauen!
(Für "Amazon Prime"-Mitglieder übrigens kostenlos.)