Der Ruf des Meeres - Lisa Wingate

  • Die 38-jährige Restaurantbesitzerin Whitney Monroe steckt bei ihrer Arbeit in großen finanziellen Schwierigkeiten. Doch als sie erfährt, dass ihr Stiefvater im Krankenhaus ist, lässt sie alles zurück und fährt auf die Outer Banks zu ihm. Dort zieht sie sich in das Exelsior zurück, ein Hotel, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter geerbt hat und das derzeit vermietet ist. Während sie versucht, sich um ihren Stiefvater zu kümmern und das Verhältnis zu ihm zu verbessern, stößt sie beim Sortieren des Nachlasses ihrer Familie auf fremde Briefe. Es sind Briefe aus dem Jahr 1936, die ihre Großmutter Ziltha von ihrer Zwillingsschwester Alice bekommen hat. Diese schrieb als Federal Writer die Geschichte der Bergbewohner auf und berichtet unter anderem über die Unterdrückung der Melungeons...

    Für das Buch benötigt man viel Zeit zum Lesen. Die Autorin schreibt sehr detailliert und man muss jeden Satz lesen, um keine wichtige Information zu verpassen. Sie kann sehr gut mit Worten umgehen und formuliert die Geschichte mit treffenden Worten und einem Hang zur Posie.

    Die Geschichte hat Tiefgang. Whitney wurde als 5-jährige vom Selbstmord ihres Vaters geprägt und kämpft deshalb mit ihrer Familiengeschichte und ihrer Vergangenheit. Durch die Briefe setzt sich nach und nach der Teil einer Familiengeschichte zusammen. Durch die Briefe weckt die Autorin auch die Neugier auf die Arbeit der Federal Writers, die die amerikanische Geschichte auf eine besondere Art dokumentiert haben.

    Natürlich kommt in dem Buch auch eine Liebesgeschichte vor, doch diese spielt nur eine nebensächliche Rolle. Verglichen mit anderen Büchern von Lisa Wingate wie z.B. "Jolas Briefe" ist auch der Glaube an Gott kaum Thema im Buch.

    Wer schon die Bücher "Die Hüterin der Geschichte" und "Jolas Briefe" gelesen hat, wird merken, dass dieses Buch der letzte Teil einer Trilogie ist. Die drei Geschichten verzweigen sich ineinander und man trifft auf die ein oder anderen bekannten Namen. Besonders gefreut habe ich mich, als Whitney Tandi getroffen hat und das Museum besucht hat, dass nun in Jolas Haus errichtet wurde. Doch auch wer die anderen Bücher nicht kennt, wird der Geschichte gut folgen können.

    Mir hat es großen Spaß gemacht, diesen leisen und zurückhaltenden Roman zu lesen. Die Geschichte ist mit viel Liebe, sorgfältiger Recherche und großer Stimmigkeit geschrieben und endet mit einem tollen Finale im Epilog. Man sollte dafür allerdings ein wenig Durchhaltevermögen mitbringen.