Der Autor: (Quelle Amazon)
Armando Lucas Correa lebt in Manhattan und arbeitet dort als Herausgeber des wichtigsten Magazins der spanischen Gemeinschaft in den USA, People en Español. Zuvor arbeitete er auf Kuba als Herausgeber eines Kulturmagazins. Für seine journalistische Arbeit wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von der National Association of Hispanic Publications und der Society of Professional Journalism. Das Erbe der Rosenthals ist sein erster Roman.
Inhalt: Berlin, Frühjahr 1939. Die Lage für die jüdische Bevölkerung in Deutschland spitzt sich immer mehr zu.
Wer kann, versucht das Land zu verlassen, so auch der wohlhabende Professor Rosenthal, seine Frau und die elfjährige Tochter Hannah. Doch die Flucht gestaltet sich schwierig. Nur Kuba erklärt sich bereit jüdische Emigranten aufzunehmen.
Der Familie gelingt es kubanische Visa sowie eine Passage auf der St. Louis nach Havanna zu ergattern und bricht in eine ungewisse Zukunft auf. Am Ziel angekommen weigert sich die kubanische Regierung die rund 900 Flüchtlinge aufzunehmen, nur einzelne Personen werden am Land gelassen. Die Familie Rosenthal wird auseinander gerissen…
New York 2014: Die zwölfjährige Anna Rosen hat ihren Vater nie kennengelernt, denn er starb noch vor ihrer Geburt beim Attentat am 9. September. Sie weiß nur, dass er aus Kuba stammte und dort von seiner Tante Hannah großgezogen wurde.
Das Mädchen reist mit seiner Mutter auf die Karibikinsel um mehr über das Leben ihres Vater zu erfahren.
Meine Meinung: Die Geschichte der Familie Rosenthal ist fiktiv, die Reise der St. Louis von Deutschland nach Kuba aber ist historisch belegt.
Die plötzliche Weigerung der dortigen Regierung die zuvor teuer bezahlten Visa anzuerkennen und damit die heimatlosen jüdischen Emigranten zu retten macht den Leser fassungslos. Auch die Hoffnung in den USA oder Kanada von Bord gehen zu können zerschlägt sich schnell, auch diese Staaten verweigern die Aufnahme…
Mir gefiel das Zusammenspiel der fiktiven Handlung mit dem historischen Hintergrund sehr gut. Vor allem die kleine Hanna ist mir ans Herz gewachsen. Durch ihre klugen Augen nimmt der Leser an ihrem Leben in Deutschland, an Bord der St. Louis und auf Kuba teil.
Das Mädchen nimmt viel mehr war, als z.B. seine Eltern sich vorstellen können. Sie ist empathisch und fantasievoll, gleichzeitig ängstlich und doch stark genug, das ungewisse Schicksal anzunehmen und zu meistern.
Ihre Großnichte Anna hat viel mit ihr gemein und das Zusammentreffen von Hannah und Anna ist für beide ein Höhepunkt ihres jeweiligen Lebens.
Die einzelnen Kapitel werden nicht chronologisch erzählt, sondern wechseln von Hannah zu Anna. So wird das ein oder andere Detail vorweg genommen und manches dadurch besser verständlich.
In die Abschnitte, die an Bord der St. Louis spielen, sind erhalten gebliebene Befehle an Gustav Schröder, den Kapitän der St. Louis, eingebettet, die das Schicksal der Flüchtlinge aus heutiger Sicht noch ergreifender machen.
Auch das Nachwort des Autors, in dem einige Fotos der Reisenden sowie die Passagierliste abgebildet sind, macht tief betroffen.
Fazit: Eine ergreifende Familiengeschichte, die sehr gut in den historischen Hintergrund des zweiten Weltkrieges sowie der Revolution auf Kuba eingebettet ist.
8 Punkte