Klappentext
Irini Haringford wurde von ihren Eltern fortgegeben, als sie drei Jahre alt war. Ihre unberechenbare Schwester Elle dagegen durfte in der Familie bleiben. Auch als erwachsene Frau kann sich Irini diese Entscheidung nicht erklären. Dann erhält sie eines Tages einen Anruf von Elle, die ihr mitteilt, dass die gemeinsame Mutter verstorben ist. Irini macht sich auf den Weg nach Schottland, um herauszufinden, was damals geschehen und wodurch ihre Mutter umgekommen ist – denn sie wird den Gedanken nicht los, dass Elle mit beiden Ereignissen etwas zu tun haben könnte
Die Autorin
Michelle Adams ist Britin, lebt aber seit Jahren auf Zypern. Sie ist Teilzeitwissenschaftlerin und hat bereits einige Science-Fiction-Romane unter Pseudonym veröffentlicht. Ihre wahre Leidenschaft aber gilt der psychologischen Spannung. »Dunkelschwester« ist ihr Debüt in diesem Genre.
Irini ist Anfang 30 und lebt mit ihrem Freund Antonio in London. Sie wurde als Kind zu Verwandten gegeben, da ihre Eltern sie aus Gründen, die sie nicht kennt, weggaben. Ihre ältere Schwester Elle aber durfte bei den Eltern bleiben. Irini fühlte sich nie wohl und geborgen bei den Verwandten. Zu ihren Eltern hat sie keinen Kontakt mehr, aber immer mal wieder zu ihrer Schwester. Elle tauchte immer wieder in Irinis Leben auf und immer passierte etwas, so dass ihre Verwandten mehr als einmal mit ihr wegzogen. Aber Elle ist hartnäckig und findet Irini immer wieder. Deswegen wundert sie sich auch nur geringfügig, als nach 6 Jahren Ruhe Elle offenbar mal wieder irgendwie an ihre neue Rufnummer gekommen ist und sich meldet. Doch diesmal hat es einen anderen Grund. Ihre Mutter ist gestorben. Und obwohl Irini keinerlei Bindung an sie hat und kaum Erinnerungen, ist es doch das zarte Band, das sie mit Elle verbindet, das sie dazu bringt, nach Schottland zur Beerdigung zu fahren.
Das Buch hat von Beginn an eine sehr düstere Stimmung. Irini ist ein schwieriger Charakter. Sie ist sehr sprunghaft in ihren Launen. Von einem Moment zum anderen schlägt ihre Stimmung um. Elle ist in ihrer Kindheit ihrer geheime Heldin gewesen. Keiner durfte wissen, wenn sie sich heimlich trafen. Denn Elle bedeutet Ärger. Sie hat eine sehr eigenwillige Art, mit Menschen umzugehen, die ihr nicht passen. So „hilft“ sie Irini z.B. mit Mitschülern, die sie mobben, auf sehr bizarre Art. Elle ist manipulativ, sprunghaft und boshaft, aber sie kann auch die Liebenswürdigkeit in Person sein. Irini treibt immer noch die Frage um, warum sie weggeben wurde, warum ihre Eltern sie nicht wollten. Das nutzt Elle aus.
Ich hatte etwas Schwierigkeiten, in das Buch hineinzufinden. Irini war mir nicht sehr sympathisch, obwohl ich ihre Unsicherheit verstehen konnte. Das Gefühl, von den Eltern nicht geliebt und deswegen weggegeben worden zu sein, hat sie nachhaltig geprägt. Aber es gab andere Dinge, die ich weniger verstand. Elle ist offensichtlich schwer gestört und Irini hat mehr als einmal schlimme Dinge mit ihr erlebt. Sie weiß, wozu sie fähig ist. Trotzdem lässt sie sich von ihr um den Finger wickeln. Sie kennt sie und weiß dass sie sie manipuliert und belügt. Und trotzdem rennt sie sehenden Auges in Elle‘s Fallen. Das Geheimnis, das diese Familie verbirgt, ist bestürzend, aber genau deswegen frage ich mich, warum die Eltern so handelten wie sie es taten und warum Irini so stiefkindlich aufwachsen musste. Das ist alles sehr merkwürdig und hat mich nicht so wirklich überzeugt.
Das Buch wird als Psychothriller beworben. Es ist aber mehr eine dunkle Familiengeschichte und die Beleuchtung einer toxischen Schwesternbeziehung. Für ein richtiges Familiendrama geht das Buch aber nicht genug in die Tiefe. Für einen Thriller ist es nicht rasant genug. Gerade in der ersten Hälfte geht es nur um die beiden Schwester und was sie machen in den wenigen Tagen rund um die Beerdigung. Ich empfand sowohl Irini und ganz besonders Elle extrem anstrengend. Die beiden sind so sprunghaft und dauernd wechselten ihre Stimmungen. Wie man jemanden wie Elle frei rumlaufen lassen konnte, ist mir ein Rätsel. Auch das Verhalten des Vaters ließ mich nur den Kopf schütteln. Trotzdem hat das Buch einen gewissen Sog entfaltet. Ich wollte auf jeden Fall wissen, was denn nun das Geheimnis war.
„Dunkelschwester“ ist ein merkwürdiges Buch. Es ist ein sehr düsteres Drama mit unsympathischen Figuren, die ständig die falschen Entscheidungen treffen. Ich finde es schwierig, es zu bewerten. Ich mochte die Charaktere nicht und deswegen habe ich nicht mit ihnen mitempfinden können. Aber das Drama, das die Eltern durch ihre Entscheidungen ausgelöst habe hat mich doch berühren können. Sie dachten, die tun das richtige und wollten nur das Beste für ihre Kinder. Aber viel Schlimmeres hätten sie ihnen eigentlich nicht antun können.