Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
Ruth Hilton is an orphaned young seamstress who catches the eye of a gentleman, Henry Bellingham, who is captivated by her simplicity and beauty. When she loses her job and home, he offers her comfort and shelter, only to cruelly desert her soon after. Nearly dead with grief and shame, Ruth is offered the chance of a new life among people who give her love and respect, even though they are at first unaware of her secret - an illegitimate child. When Henry enters her life again, however, Ruth must make the impossible choice between social acceptance and personal pride. In writing Ruth, Elizabeth Gaskell daringly confronted prevailing views about sin and illegitimacy with her compassionate and honest portrait of a 'fallen woman'.
Autorin (Quelle: amazon)
Elizabeth Gaskell (1810-65) wrote her first novel, MARY BARTON, in 1848 as a distraction from her sorrow at the death of her only son in infancy. It won the attention of Dickens and was followed by 5 other full-length novels as well as numerous short stories and novellas.
Allgemeines
Erstveröffentlichung 1853
Erschienen am 26.August 2004 bei Penguin Classics als TB mit 397 (432 mit Introduction) Seiten
Gliederung: Introduction von Angus Easson – Further Reading – A Note on the Text – Roman in drei Hauptteilen mit insgesamt 36 Kapiteln – Notes – Chronology (Lebenslauf der Autorin)
Erzählung in der dritten Person, meistens aus der Perspektive der Titelfigur Ruth Hilton
Handlungsort und -zeit: hauptsächlich Ecclestone, England, um 1840 bis ca 1853
Inhalt und Beurteilung
Die junge Waise Ruth Hilton wird von ihrem Vormund bei Mrs Mason in die Schneiderlehre gegeben. Anlässlich eines Balls, bei dem sie kleine Reparaturen an den Roben der Damen ausführen soll, lernt sie Henry Bellingham, einen jungen Mann aus besten Kreisen, kennen. Als Mrs Mason Ruth bei einem Sonntagsspaziergang mit Mr Bellingham erwischt, führt das zur sofortigen Entlassung des jungen Mädchens. Mr Bellingham zieht aus diesen Umständen seinen Nutzen, er nimmt Ruth mit nach London und reist auch mit ihr nach Wales; der naiven Ruth ist es nicht bewusst, dass sie mit dem „Zusammenleben in Sünde“ gegen eins der wichtigsten Gebote der viktorianischen Gesellschaft verstößt. Bellinghams Mutter macht der Affäre ein Ende und überlässt Ruth einem ungewissen Schicksal. Mr. Benson, ein Geistlicher, und seine Schwester Faith nehmen Ruth bei sich auf und stehen auch zu ihr, als ihre Schwangerschaft ans Licht kommt. Gegenüber den Menschen in Ecclestone geben sie Ruth als junge Witwe aus, um sie vor der Ächtung zu bewahren und es ihr zu ermöglichen, ihren Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen. Ruth verbringt einige Jahre als Gesellschafterin und Gouvernante der Töchter im Haus des strenggläubigen, prinzipientreuen Mr. Bradshaw. Doch kein Geheimnis kann ewig gehütet werden und die Aufdeckung von Ruths Vergangenheit wird ihr Leben erneut aus den Fugen bringen…
Der Roman „Ruth“ beschäftigt sich im Gegensatz zu „North and South“ und „Mary Barton“ nicht mit dem Thema der Industrialisierung, sondern mit den moralischen Werten der viktorianischen Gesellschaft in der Mitte des 19.Jahrhunderts. Einen Roman über eine „gefallene Frau“ zu schreiben, konnte seinerzeit durchaus einen Skandal nach sich ziehen, da Sexualität kein akzeptiertes literarisches Thema war – schon gar nicht außereheliche Sexualität. Statt ihre Titelfigur als Sünderin und schlechten Menschen zu porträtieren, schildert die Autorin sie vielmehr als besonders gute, moralisch hochstehende Frau, die – in der Jugend aus Unschuld und Naivität zur Sünde verführt – ihr Leben in den Dienst ihrer Mitmenschen stellt und es damit verbringt, ihr Kind zu einem guten Christen zu erziehen und alle Schuld in einem zutiefst christlichen Lebenswandel zu tilgen. Diese Darstellung einer "Sünderin", die heute übertrieben anmuten mag, war im 19.Jahrhundert sehr gewagt. Als wahrhaftig das Christentum lebende Menschen werden hier nicht Vertreter der Staatskirche präsentiert, sondern der Dissenter Mr.Benson, dem gelebte Nächstenliebe und Pragmatismus wichtiger sind als geheiligte Prinzipien. Letztere werden von dem sich moralisch überlegen fühlenden und geistig inflexiblen Mr Bradshaw, dem typischen Vertreter des Mittelstands der viktorianischen Gesellschaft, verkörpert. Die Charakterisierung der diversen Romanfiguren ist generell gründlich ausgearbeitet.
Der Erzählstil des Romans ist zwar von für die heutige Zeit ungewohnter Religiosität und Emotionen geprägt, lässt sich aber dennoch flüssig und anschaulich lesen.
Im Anhang befindet sich ein Verzeichnis von Anmerkungen/Erläuterungen zu literarischen Anspielungen, die dem Leser des 21.Jahrhunderts nicht mehr geläufig sein dürften.
Fazit
Ein lesenswerter Roman für Menschen, die sich für die englische Literatur des 19.Jahrhunderts interessieren und dabei mehr Wert auf Sozialkritisches als auf l/seichte Unterhaltung im Stile Jane Austens legen!
8 Punkte