Flann O'Brien: "Aus Dalkeys Archiven"

  • Aus der Not heraus in dieser Rubrik:


    Mick Shaughnessy und sein Kumpel Hackett treffen am Rande des etwas seltsamen irischen Städtchens Dalkey auf einen Mann namens De Selby, der ihnen beim anschließenden Whiskeytrinken im abgeschiedenen Heim recht freimütig davon berichtet, erstens die Zeit anhalten zu können und zweitens an der Vernichtung allen Lebens auf dem Planeten Erde zu arbeiten. Am Morgen danach tritt der Theologe und Physiker den Beweis an: In einer luftdichten Grotte, die nur tauchend zu erreichen ist, beschwört er den Geist des heiligen Augustinus, den er in einen zotig-intelligenten Dialog verwickelt.
    Mick seinerseits, der eine etwas unterkühlte Beziehung zur distanziert-liebevollen Mary unterhält, fühlt sich in Folge dieser Ereignisse zum Weltretter berufen, der Pläne schmiedet, um De Selby von den seinen abzuhalten. Er verbündet sich mit dem skurillen Sergeant Fortrell, den Dorfpolizisten Dalkeys, der sein Fahrrad immer neben sich herschiebt, weil zu viel fahrradfahren – nach der eigenen „Mollyküle-Theorie“ des Sergeants – zur materiellen Verschmelzung zwischen Rad und Fahrer führt. Und dann spielt auch noch der verstorben geglaubte Romancier James Joyce eine Rolle ...


    O’Briens Traktat könnte auch durch die Aufzeichnung des Dialogs zwischen zwei hochintelligenten, extrem gebildeten, aber schwer angegangenen Whiskeytrinkern in irgendeinem Pub entstanden sein. Die Handlung schlägt Purzelbäume, bleibt aber immer amüsant, ansprechend und spannend, wozu sicher die Übersetzung Harry Rowohlts ihren Teil beigetragen hat. Ein furioses, vergnügliches, von vielerlei Anspielungen durchsetztes Werk, das nicht nur Theologen oder Philosophen zum Schenkelklopfen bringen dürfte. Klasse.

  • Brian ist meines erachtens nach einer der größten irischen Autoren und steht in einer Reihe mit Joyce und Beckett. "Aus Dalkays Archieven" beweist den Genius dieses Mannes, welcher auf eindrucksvolle Weise eine Chimäre aus absurdem Humor und o'brien'scher Philosophie kreiert. Wir erleben die Wandlung von Mick, von einem kleinen Beamten zu einem großen Geist welcher sich mit dem Genie seines Widersachers und Freundes De'Selby messen möchte. Einzig und allein das Ende empfinde ich als unpassend, man könnte es allerdings als die aprupte Rückkehr von der geistigen Reise die Mick antritt, aufgrund des blosen und für tot geglaubten Empfinden für Mary sehen.