Buch der 1000 Bücher
Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)
Ein Mann im Haus
OA 1991 Gattung Roman Epoche Gegenwart
Der relativ kurze Erzähltext von Ulla Hahn lebt ganz von einer provozierend-obszönen Idee, die er mehr oder weniger ironisch durchspielt. Das Buch erregte dadurch nicht nur in literarischen Kreisen einiges Aufsehen, sondern wurde auch von der Boulevardpresse beachtet.
Inhalt: Die Goldschmiedin Maria lebt in einer katholischen Kleinstadt im Rheinland und hat ein heimliches Verhältnis mit dem örtlichen Küster und Chorleiter. Der wiederum ist mit der gut situierten Erbin der Wurstfabrik verheiratet und will es auch bleiben. Darauf wird Maria aktiv: Sie lockt Hansegon, den »Küstermann«, in ihr gepflegtes Heim und legt dem bindungsscheuen Galan selbst geschmiedete Fesseln aus purem Gold, »innen mit weichem lila Samt gepolstert«, sowie einen soliden Knebel an. Hilflos und entblößt an die Bettpfosten gebunden, wird der bindungsunwillige Hansegon nun zum Objekt ihrer Begierden und ihrer Fürsorge. Er wird mit Sex und Sekt verwöhnt, erhält pürierte Bandnudeln mit Kalbssoße – diese werden ihm über ein selbst geschmiedetes Silberröhrchen verabreicht – sowie sorgfältige Waschungen und viel klassische Musik. »Sie hatte sich Küstermann verbunden, bis dass der Tod euch scheidet, anderes, mehr hatte sie nie gewollt.« Das Geschehen endet jedoch nicht tödlich, sondern lediglich mit einer saftigen Grippe. Nach einiger Zeit wird der Küster nackt auf den Rheinwiesen aufgegriffen.
Aufbau: Der kurze Roman wirkt von Beginn an ambivalent, weil er ein provozierendes und obszönes Geschehen mit einer biederen Figurenpsychologie und einer konventionellen Erzählweise kombiniert. Gewiss dominieren die Sichtweise und die Empfindungen der weiblichen Hauptperson – aber sie ist keineswegs eine radikale Feministin, sondern eine verschmähte Geliebte, die gern Ehefrau wäre. Ist diese Fabel ernst zu nehmen, steht sie symbolisch für den Geschlechterkampf oder den Drang nach weiblicher Emanzipation? Oder macht sich die Autorin nicht nur über das männliche Opfer, sondern auch über diese gefühlige Domina – und zuletzt auch über ihre Leser – lustig? Das bleibt bis zum Schluss des Buchs unklar. Streng genommen ist diese satanische Idylle kein Roman, sondern eine groteske Novelle, die ihre Effekte aus der überraschenden Kombination von Kleinstadtmuff und schwarzer Romantik zieht.
Wirkung: Aufgrund der Bekanntheit der Lyrikerin Hahn und des provokanten Themas wurde das Buch bei Erscheinen lebhaft diskutiert – auch außerhalb der literarischen Welt. Dabei spielte – etwa für die BILD-Zeitung – die im folgenden Jahr bekannt gewordene Beziehung der Autorin zu einem prominenten Politiker eine wesentliche Rolle. J. V. -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Broschiert.
Kurzbeschreibung
Die Lyrikerin Ulla Hahn legt hier ihren ersten Roman vor. Sie erzählt die Geschichte von Maria, einer Frau, die jahrelang die Geliebt eines verheirateten Mannes gewesen ist und diese Rolle nun nicht mehr spielen will und kann. . . Aus der Liebe von einst ist längst Haß geworden.
Meine Meinung:
Ich habe lange gebraucht um in diese Erzählung hinein zu finden, aber eintauchen konnte ich nie. Mir sind alle Gefühle und Gedanken der Protagonisten dermaßen fremd, so dass ich lediglich als Zuschauer beobachten konnte.