'Ehre' - Seiten 094 - 186

  • Ich bin noch nicht fertig mit dem Abschnitt, aber bei mir kam beim Lesen der Verdacht auf, dass Iskander vielleicht gar nicht seine Mutter getötet hat, sondern seine Tante. Ich kann gar nicht erklären, wie ich darauf komme. Vielleicht deshalb, weil die Ähnlichkeit der beiden Zwillingsschwestern so betont wird und wegen Jamilas seltsamen Ängsten und Träumen? :/


    Ich bin mir auch nicht sicher, ob mir das gefallen würde, wohl eher nicht. Aber ich tue mich ja sowieso mit der Geschichte schwer.

    Shafaks "Der Bastard von Istanbul" hat mir jedenfalls sehr viel besser gefallen.

  • Bei dem Mord bin ich mir schon sicher, dass es Iskender war, fraglich sind für mich eigentlich nur die Hintergründe.


    Hier spielt jetzt auch die "Ehre" eine große Rolle, natürlich die verquere "Männersicht" auf die Ehre einer Frau.

    Am Schlimmsten fand ich da Adem...

  • Zwergin schrieb:

    Bin mal gespannt, ob das mit dem Zitat funktioniert, habe das mit der neuen Eule noch nicht gemacht.


    Es ist der Ehrbegriff der ganzen Gesellschaft, der auch von den beschriebenen Frauen bisher geteilt wird. Und zwar, soweit ich sehe, völlig unreflektiert. Sie meinen sogar selbst noch, sie hätten gar keine andere Behandlung verdient.

    Das finde ich so furchtbar, denn auch in den strengsten patriarchalischen Gesellschaften gibt es Frauen (und sogar Männer), die anders denken. Meist müssen sie darunter bitter leiden.

    Das finde ich so schade an diesem Buch, dass es die Ungeheuerlichkeiten bisher nur aufzählt und mir als Leserin nur bleibt, mir zu denken: wie schrecklich, ist ja furchtbar.

    Aber vielleicht erwarte ich zu viel.


    Ich denke, auch Saiya ist sicher, dass Iskender ein Mörder ist. Nur wen er getötet hat, da sind wir uns nicht ganz sicher.

  • Das finde ich so schade an diesem Buch, dass es die Ungeheuerlichkeiten bisher nur aufzählt und mir als Leserin nur bleibt, mir zu denken: wie schrecklich, ist ja furchtbar.

    Aber vielleicht erwarte ich zu viel.

    Genau das ist es, was mich beim Lesen immer wieder und bei jeder Figur stört und weshalb ich das Buch trotz des eigentlich angenehmen Schreibstils nicht gerne lese.


    Meine Vermutung bezieht sich tatsächlich auf das Opfer.



  • Meine Vermutung bezieht sich tatsächlich auf das Opfer.

    Klar, hab ich nicht richtig gelesen. :wow



    Es ist der Ehrbegriff der ganzen Gesellschaft, der auch von den beschriebenen Frauen bisher geteilt wird. Und zwar, soweit ich sehe, völlig unreflektiert. Sie meinen sogar selbst noch, sie hätten gar keine andere Behandlung verdient.

    Das finde ich so furchtbar, denn auch in den strengsten patriarchalischen Gesellschaften gibt es Frauen (und sogar Männer), die anders denken. Meist müssen sie darunter bitter leiden.

    Das finde ich so schade an diesem Buch, dass es die Ungeheuerlichkeiten bisher nur aufzählt und mir als Leserin nur bleibt, mir zu denken: wie schrecklich, ist ja furchtbar.

    Aber vielleicht erwarte ich zu viel.



    Mich stört diese fast schon nüchterne Aufzählung der Ungeheuerlichkeiten nicht, die Figuren refelktieren ihre Denkweise, ihr Verhalten nicht und genauso bringt es auch die Autorin rüber, für mich passt das, auch wenn ich beim Lesen natürlich darauf warte, dass mal irgendjemand aus diesem Schema ausbricht.

  • Ich konnte jetzt auch mal wieder einen Abschnitt beenden. Das ich so langsam voran komme liegt aber eindeutig nicht an dem Buch. Mir gefällt es jetzt immer besser. Vor allem die Sprache ist wunderschön. Aber ich finde es auch interessant, wie man langsam die einzelnen Figuren und ihre Geschichte näher kennen lernt. Ich mag es, wie die Autorin ihre Figuren hier aufbaut. Es sind echt Menschen mit Ecken und Kanten und Fehlern. Ich finde ihr Verhalten auf jeden Fall sehr authentisch und echt.

    Hier spielt jetzt auch die "Ehre" eine große Rolle, natürlich die verquere "Männersicht" auf die Ehre einer Frau.

    Am Schlimmsten fand ich da Adem...

    Adem finde ich hier auch recht schlimm. Wenn man sich überlegt, wie es zu der Hochzeit zwischen ihm und Pembe gekommen ist: er wollte ja eigentlich die Schwester heirate, in die er sich verliebt hatte. Aber als er sich nicht sicher sein konnte, dass sie noch Jungfrau ist, schwenkt er einfach mal auf die Zwillingsschwester um . Da ist ihm dann die EHRE wichtiger als die Liebe.:fetchKein Wunder, dass diese Ehe dann nicht glücklich werden kann.


    Der Gedanke, dass Iskender gar nicht seine Mutter ermordet haben könnte, sondern seine Tante, ist mir beim Lesen jetzt gar nicht gekommen. Ich gehe schon davon aus, dass er die Mutter ermordet hat, als er bemerkt hat, dass sie einen Liebhaber hat.

    Was mir natürlich auch total unverständlich ist: warum der Vater sich eine neue Frau suchen darf, ohne dass es groß erwähnt wird, die Mutter aber auf keinen Fall. So was geht einfach nicht in meinen Kopf rein. Das sind einfach komplett andere Weltanschauungen.

    Ich freue mich auf jeden Fall schon aufs Weiterlesen, ich bin auf die Hintergründe zu dem Mord gespannt.

  • Selbst bei uns wird es noch immer unterschiedlich beurteilt, wenn ein Mann die Familie verlässt oder eine Frau das tut. Möglicherweise ist es in den Städten anders - aber in ländlichen Regionen wird für Männer oft genug eine Entschuldigung gefunden (oft genug die Frau, die nicht genug dies und das....).

    Bei Frauen ist das unentschuldbar und höchst verwerflich.

    Natürlich sehe ich den Unterschied zwischen moralischem Urteil und einem Ehrenmord.

    Da spielt ein vormodernes Denken noch eine große Rolle in dem ganz allgemein die Sippe sich das Recht angemaßt hat, Urteile zu sprechen und zu vollstrecken. Rache in jeder Form ist vielleicht nicht legal, aber legitim.


    Das wird schon sehr anschaulich dargestellt.

  • Selbst bei uns wird es noch immer unterschiedlich beurteilt, wenn ein Mann die Familie verlässt oder eine Frau das tut. Möglicherweise ist es in den Städten anders - aber in ländlichen Regionen wird für Männer oft genug eine Entschuldigung gefunden (oft genug die Frau, die nicht genug dies und das....).

    Ja das ist leider richtig. Und ich habe das Gefühl, es ist eigentlich kein Unterschied zwischen Stadt und Land. Das ist schon sehr traurig, wie tief diese Rolleneinteilung und Geschlechterbeurteilung in den Menschen drinnen steckt. Man sollte meinen, dass in unsere heutigen modenen Zeit in einem modernen Staat differenzierter beurteilt werden würde. Aber es ist leider nur allzuoft so wie Du beschreibst: Die Frau ist auf jeden Fall mal Schuld!:(

  • Es ist der Ehrbegriff der ganzen Gesellschaft, der auch von den beschriebenen Frauen bisher geteilt wird. Und zwar, soweit ich sehe, völlig unreflektiert. Sie meinen sogar selbst noch, sie hätten gar keine andere Behandlung verdient.

    Das finde ich auch ganz erstaunlich. Vollkommen unverständlich ist mir, warum Adem nur aus verletztem Ehrgefühl doch Pembe heiratet. Oder hat er Angst vor drohender Schande?

    Das finde ich so schade an diesem Buch, dass es die Ungeheuerlichkeiten bisher nur aufzählt und mir als Leserin nur bleibt, mir zu denken: wie schrecklich, ist ja furchtbar.


    Aber vielleicht erwarte ich zu viel.

    Das geht mir mittlerweile auch so. Die Handlung ist sehr eindimensional und ich muss auch nicht unbedingt mitdenken, was mir in meinem momentanen Zustand entgegenkommt. Aber das hinterlässt bei mir einen faden Beigeschmack. Ich habe es auch lieber, wenn ein Thema, in diesem Fall "Ehre", von mehreren Seiten beleuchtet wird.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Was mir natürlich auch total unverständlich ist: warum der Vater sich eine neue Frau suchen darf, ohne dass es groß erwähnt wird, die Mutter aber auf keinen Fall. So was geht einfach nicht in meinen Kopf rein. Das sind einfach komplett andere Weltanschauungen.

    Vor allem, warum der Sohn dann durch einen Mord die Ehre der Familie aufrecht erhält, anstatt sich darüber zu freuen, dass es der Mutter besser geht. Der Vater kümmert sich anscheinend einen Sch...dreck um die Familie. Die Sohn-Mutter-Beziehung ist mir gänzlich fremd.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin