Die Obstdiebin - Peter Handke
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518427576
Gebunden, 559 Seiten, 34,00 EUR
Kurzbeschreibung:
Als das »Letzte Epos« (mit großem »L«) hat Peter Handke seinen neuen Roman bezeichnet. Mit der Niederschrift begann er am 1. August 2016: »Diese Geschichte hat begonnen seinerzeit an einem jener Mittsommertage, da man beim Barfußgehen im Gras wie eh und je zum ersten Mal im Jahr von einer Biene gestochen wird.« Dieser Stich wird, wie der Autor am 2. August festhält, zum »Zeichen«. »Ein gutes oder ein schlechtes? Weder als gutes noch als ein schlechtes, gar böses – einfach als ein Zeichen. Der Stich jetzt gab das Zeichen, aufzubrechen. Zeit, daß du dich auf den Weg machst. Reiß dich los von Garten und Gegend. Fort mit dir. Die Stunde des Aufbruchs, sie ist gekommen.«
Über den Autor:
Peter Handke, geboren 1942 in Griffen (Kärnten), lebt in Chaville bei Paris.
Er hat mehr als siebzig Erzählungen und Prosawerke sowie knapp zwei Dutzend Stücke verfasst. Für sein Schaffen ist Peter Handke mit zahlreichen internationalen Preisen geehrt worden.
Mein Eindruck:
Die Obstdiebin ist der erste Roman von Peter Handke seit Jahren und mit 559 Seiten umfangreich.
Die ersten, wirklich ausgezeichneten 100 Seiten sind reflektierende Peter Handke-Prosa, wie man es kennt. Man folgt der Icherzählerfigur, bei der man als Leser nicht anders kann, als ihn für einen Alter Ego des Autoren zu halten. Er verlässt sein Haus und reist von Paris ins Landesinnere auf der Suche nach der Obstdiebin.
Dann erfolgt ein Bruch im Buch. Ab jetzt ist die Obstdiebin im Mittelpunkt. Eine junge Frau, die schon als Kind einen Apfel aus Nachbars Garten stahl. Sonst ist sie ehrlich, aber der Spitzname blieb hängen. Eigentlich heißt sie Alexia. Sie wandert durch die Natur der französischen nördlichen Provinz. Es gibt viele und lange Natur-Beschreibungen sowie Begegnungen auf ihrer 3tägigen Wanderschaft.
Viel Handlung darf man nicht erwarten, aber sprachlich gab es lange keinen Roman mehr von diesem Format.
Aber ist es auch das erwartete makellose Meisterwerk? Ja und nein. Perfekt ist das Buch nicht. Es gibt ein paar Stellen, wo die Gedanken des Erzählers äußerst fragwürdig wirken. Aber political correctness hat Hanke sowieso nie angestrebt.
Auch schreibt er seine Figur Alexia gedankliche Vergleiche zu alten Songs und Western von John Ford zu, was ich bei einer 22 Jahre jungen Frau für wenig glaubwürdig halte, Andererseits kann man manche literarische und kulturelle Bezüge als Leser meines Alters durchaus genießen. Sprachlich hält einen das Buch in Atem!
Man durchlebt beim Lesen wechselnde Emotionen.
Ich vertraue darauf, dass Die Obstdiebin in 20 Jahren als lange verkanntes Großwerk gelten wird.
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ASIN/ISBN: 3518427571 |