Canossa - Frederik Berger

  • Kurzbeschreibung
    Deutschland im 11. Jahrhundert. Nach dem Tod des Kaisers droht das Reich zu zerfallen. Heinrich, sein minderjähriger Sohn, gerät unter den unheilvollen Einfluß des Erzbischofs von Köln. Nur die Liebe zu Mathilde, seiner Cousine, läßt ihn Jahre der Bedrohung und des Verrats überstehen. Nachdem er den Thron bestiegen hat, wird er gezwungen, eine ihm fremde Adelige zu heiraten und seine Burg im Harz zu verlassen. Doch Heinrich gelingt es, seine gefährlichsten Feinde zu besiegen und das Reich zu befrieden. Bis sich ihm ein noch größerer Widersacher entgegenstellt: Papst Gregor VII. strebt die Weltherrschaft der Kirche an. Ein schicksalhafter Kampf um die Macht beginnt. Als Heinrich, unterstützt von bewaffneten Anhängern, nach Italien zieht, bittet der Papst ausgerechnet Mathilde von Tuszien-Canossa, ihn in ihrer Burg aufzunehmen.


    Berger schildert den Weg Heinrichs IV. durch die Intrigen und Gefahren seiner Zeit. Die flüssige Geschichte führt den Leser von Schauplatz zu Schauplatz und zeigt ihm einen König, der ein Eigenleben führt. Die plastische Erzählkunst Bergers den Herrscher als Menschen, der sich durch eine freudlose Kindheit und Jugend quält, der selbst als Monarch noch abhängig und niemals frei ist. Eingesponnen in unerträgliche Intrigen, umgeben von Verrätern, erkämpft er sich schließlich seine Macht.
    Der packende Roman hat mich so gefesselt, daß ich ihn in einem Rutsch durchlas. Ich kann ihn nur empfehlen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ich kann mich dem ohne weiteres anschliessen! Ich habe "Canossa" verschlungen und fand es interessant, die Geschichte mal aus einem anderen Blickwinkel als den der Schulgeschichtsbücher zu lesen!
    Wirklich empfehlenswert! :-)

  • Ich hab "Canossa" endlich auch beendet. Zwischendurch war ich nahedran, aufzugeben.


    Leider fand ich das Buch ziemlich langweilig. Plastisch und packend fand ich den Schreibstil leider nicht. Dabei hatte ich mich wirklich auf das Buch gefreut.


    Heinrich war schwer greifbar als Charakter, Mathilde erst recht. Ich hab überhaupt nicht nachvollziehen können, wieso sie in Richtung Papst tendierte. Keine Handlung der Hauptpersonen erschien mir plausibel. Mir wurde viel zu viel angedeutet im Buch und nicht richtig erklärt. Mich hat auch tödlich genervt, das aus der Sicht der jeweiligen Personen alle Sätze als Frage formuliert waren. "Ist sie wirklich treu? Oder täuschte er sich? Wollte ihn xyz nur auf die falsche Fährte führen? Was sollte er glauben?" usw. Kein Originalzitat, aber so in der Art ging es in einem fort.


    Allerdings hab ich in der Mitte auch nicht mehr sehr konzentriert gelesen, da ich so gelangweilt war, aber eigentlich unbedingt bis zum Canossagang durchhalten wollte.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



    gif-2451.gif

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Darcy ()

  • Canossa - Frederik Berger


    Meine Meinung:
    Mit Frederick Bergers sperrigen, trockenen Schreibstil hatte ich schon bei „Die Geliebte des Papstes“ etwas Schwierigkeiten. Bei Canossa ging es mir nach ca. 100 Seiten, also eigentlich ein guter Beginn, dann ähnlich.
    Das Interesse an dem historischen Stoff, den Frederik Berger offensichtlich genau recherchiert hat, muss man schon mitbringen. Der Autor hat es nicht so ganz geschafft, mein Interesse auf ein wirklich hohes Maß zu schrauben.
    Dabei sind die Orte Speyer, Worms und die Burg Hersfeld in der Zeit von 1055 bis 1086 durchaus interessant. Diese Komponenten des Romans funktionieren durchaus.
    Es liegt auch sehr stark an den authentischen, aber leblos wirkenden Charakteren, dass ich nicht so stark Anteil nahm..


    Heinrich, anfangs als Junge noch ganz sympathisch, kaufe ich als König seine Liebe zu der etwas berechnend wirkenden Mathilde nicht mehr ab. Auch Bertha, die er heiratet und der er Sympathien entgegenbringt, liebt er nicht wirklich. Als Liebesgeschichte funktioniert der Roman jedenfalls nicht.


    Kein Verständnis habe ich für den Untertitel des Romans „Aus den geheimen Annalen des Lampert von Hersfeld“, die zwar eine wichtige Quelle des Stoffes liefern, der aber erzähltechnisch nicht umgesetzt wird.


    Immer wieder gibt es gelungene Abschnitte, z,B, der spät einsetzende Gang nach Canossa, aber der größte Teil des Romans ging leider an mir vorbei.

  • Mir geht es gerade ähnlich wie Herr Palomar und Darcy: Den historischen Hintergrund um den Gang nach Canossa und Heinrich IV. finde ich hochinteressant. Und alles was ich im Sachbuchbereich dazu finde, verschlinge ich momentan mit dem größten Interesse. Die Geschichte jedoch im Buch empfinde ich (nach knapp der Hälfte) als sehr (liebes)einseitig und gähnend langweilig, was ich gar nicht nachvollziehen kann, denn diese Epoche an sich bietet für spannende Erzählungen genügend Zündstoff. Allerdings erscheinen mir die Motive der Figuren sehr zweifelhaft, es wird kein Bezug zu den handelnden Figuren aufgebaut. Zudem weiß ich gar nicht so recht, was Herr Berger jetzt schreiben wollte: Eine Liebesgeschichte, die tragisch endet (und natürlich sehr vorhersehbar ist) oder eine Romanbiografie um Heinrich IV.? Keine Ahnung, aber langweilig ist es trotzdem... :-(
    Ich werde das Buch ebenfalls weiterlesen, denn auch ich möchte wissen, wie der Autor den Gang nach Canossa meistert.



    EDIT am 20.10.07
    Ich hänge einfach mal meine Rezension an dieses Posting.


    Meine Meinung


    Frederik Berger ist sicherlich ein Meister seines Gebietes »Mittelalter«. Und ohne Zweifel lässt sich Canossa als historisch korrekten und auch allumfassenden Roman bezeichnen. Leider aber, konnte mich die Romanbiografie über den Salier Heinrich IV. erzählerisch nicht begeistern. So spannend sein Leben auch gewesen sein mag, so trocken, vorhersehbar und humorlos kommt diese Geschichte daher. Die Figuren sind bekannt bösewichtig oder gut, es dreht sich viel um Liebe und Abweisung und letztendlich überrascht nichts und niemand bei dieser Geschichte.


    Einzig Heinrich als historische Figur konnte mich wirklich überzeugen. Man spürt, dass Heinrich IV. ein bemitleidenswerter Mensch war, der über eine Kette schicksalhafter Ereignisse - begonnen bei der plan- und hilflosen Regentschaft seiner Mutter - in einen Strudel Ereignisse stürzte, denen er nicht ausweichen konnte und die er dann auch noch nur wenig bis gar nicht kontrollieren konnte. Seine Verbissenheit und sein Sturrsinn gegenüber seinem Schicksal machen ihn zu einer glaubwürdigen Figur, ständig geplagt von Selbstzweifeln und Krankheiten.


    Bergers Stil ist, wie oben schon erwähnt, völlig humorlos und trocken. Stellenweise reiht er schlichtweg Fakten aneinander, die sicherlich auch spannender in eine Romanbiografie gepackt werden könnten (für alle, die jetzt entsetzt die Luft anhalten: Ich bin mir meiner anmaßenden Haltung durchaus bewusst...). Im Anhang geht Berger ohnehin auf seine historischen Details ein - dort hätte er auch Wahrheit und Fiktion trennen können. Aber der Autor hat sich offensichtlich dazu entschlossen, den Pfad der historischen Genauigkeit nicht zu verlassen. Vielleicht hätten ein/zwei/drei pfiffige Dialoge die Sache schon ein bisschen lebendiger wirken lassen. Ich persönlich bin der Meinung, dass gerade tragische Figuren immer auch eine gewisse Komik mit sich bringen (sollten).
    Was die Spannung angeht, so ist es doch Geschichte, die bekannt ist. Wer noch nichts von Canossa und Heinrich IV. gehört oder gelesen hat, wird sicherlich ein paar spannende Passagen vorfinden, für alle anderen ist natürlich klar, wo der Hase lang läuft (und ohne Umwege bei Herr Berger...).
    Sehr gut gefallen haben mir die hervorragenden und authentischen Schauplatzbeschreibungen!


    Letzendlich kann auch der krönende Abschluss, Heinrichs Gang nach Canossa, die vorherige Langatmigkeit nicht ausgleichen, so dass mein abschließendes Urteil eher bescheiden ausfällt. Irgendwo habe ich gelesen, dass dieses Buch perfekt für den Geschichtsunterricht der Sekundarstufe 2 geeignet wäre. Dem kann ich auf jeden Fall zustimmen. Es ist zumindest nicht langweiliger als die gängigen Unterrichtsbücher zur Geschichte, da es immer auch ein bisschen Liebesgeplänkel parat hält...


    Fazit: Eine eher langatmige bzw. vorhersehbare, unspektakuläre Abhandlung über das Leben Heinrichs IV., die Geschehnisse rund um den Investiturstreit und dessen Höhepunkt. Die historischen Hintergründe sind spannend, interessant und sehr gut aufbereitet - die Geschichte selbst und die Figuren wiederum sind eintönig und vorhersehbar.