Die Jahre der Schwalben - Ulrike Renk

  • Taschenbuch: 560 Seiten
    Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (9. Oktober 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3746633516
    ISBN-13: 978-3746633510



    Klappentext des Verlags


    Verlorene Heimat – eine starke junge Frau zwischen Liebe und Verlust.


    Kurz nach ihrer Hochzeit erfährt Frederike, dass ihr Mann eine schwere Krankheit hat. Er geht in ein Sanatorium, und Frederike hofft auf seine Genesung. Doch als er stirbt, steht Frederike vor den Trümmern ihres Lebens. Allein und ohne eigenes Vermögen muss sie das Gut mit der großen Trakehnerzucht bewirtschaften. Jahre der Verzweiflung und Einsamkeit folgen, bis sie Gebhard von Mansfeld kennenlernt. Ganz langsam gelingt es ihr, wieder an das Glück zu glauben. Doch dann kommt Hitler an die Macht, und plötzlich weiß Frederike nicht, ob sie und ihre Liebsten noch sicher sind.


    Die große emotionale Familiensaga aus Ostpreußen, die auf wahren Begebenheiten beruht.



    Meine Meinung


    Ich hatte bereits den ersten Band „Das Lied der Störche“ begeistert gelesen, deshalb war ich bei der Fortsetzung sofort dabei. Im zweiten Band der Familiensaga aus Ostpreußen befinden wir uns in der Zeit von 1930 bis 1944. Leider wurde im Klappentext zum Inhalt schon sehr viel verraten - für mein Gefühl zuviel. Aus diesem Grunde gehe ich auf den Inhalt nicht näher ein.



    Ulrike Renk hat mich mit ihrem bewährten Schreibstil und der darin erzeugten Spannung sofort wieder eingefangen. Ich habe das Buch an zwei Nachmittagen regelrecht verschlungen.


    Diesen zweiten Band würde ich wieder als Wohlfühlbuch bezeichnen, wenngleich die Passagen bezüglich der Politik und des Krieges dies eigentlich nicht zulassen. Die Autorin hat sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren liebevoll charakterisiert und beschrieben, so daß man als Leser eine genaue Vorstellung von ihnen hatte. Auch die Dialekteinschübe des Personals waren passend und fügten sich hervorragend in die Geschichte ein. Mein Liebling war die Protagonistin Freddy, sie habe ich auch in diesem Band wieder voll ins Herz geschlossen. Sie hatte für ihr Alter sehr viele, schwere Aufgaben zu meistern und war mutig bis sie endlich glücklich werden dufte. Vor allem das aufgezeigte problematische Mutter-Tochter-Verhältnis konnte ich sehr gut nachvollziehen. Mutter Stefanie blieb für mich, neben den politischen Eiferern, bis zum Ende des Buches die unsympathischste Figur. Der Roman basiert auf wahren Gegebenheiten und gerade deshalb sind vielleicht die Kriegseinflüsse und das Gutsleben in dieser Zeit authentisch beschrieben. So wurde auch die Atmosphäre durch Denunziationen, Repressalien bezüglich des Parteieintritts, Zwistigkeiten innerhalb der Familie bezüglich der Politik und das Zusammenleben mit den einquartierten Gefangenen realistisch geschildert. Es war für mich ein spannendes und unterhaltsames Lesevergnügen, das wieder mit einem Cliffhanger endet. Ich würde am liebsten sofort weiter lesen, aber jetzt heißt es wieder warten.


    Von mir eine absolute Leseempfehlung und volle Punktezahl!

  • (Technische Daten und Klappentext: siehe Rezension von Richie)



    Meine Meinung


    Auch hier kann ich mich Richie weitgehend anschließen. :-)
    Die Autorin schreibt sehr einfühlsam über schwierige Epochen in der deutschen Geschichte, wobei sie das "große" politische Geschehen geschickt in die alltäglichen Ereignisse und Lebenszusammenhänge auf den verschiedenen Gütern hineinwebt. Vor allem die anschaulichen Beschreibungen des Arbeitsalltags auf diesen Gütern und des dort herrschenden sozialen Gefüges haben mich auch bei den "Schwalben" wieder sehr fasziniert. Da diese Teile der Handlung oft ruhig und wenig dramatisch geschildert werden, würde auch ich das Buch für mich als ein "Wohlfühlbuch" beschreiben - ein ernstes Wohlfühlbuch.


    Interessant zu lesen waren aber auch die teils durchaus dramatischen weiteren Entwicklungen im Privatleben der Hauptfigur Frederike. (Leider kann ich nicht schreiben "spannend", denn dafür hat der Klappentext auch aus meiner Sicht viel zu viel verraten.) Es gelingt ihr weiterhin, mit den nicht zu knapp bemessenen Schwierigkeiten in ihrem Leben fertigzuwerden, auch wenn es sie regelmäßig an die Grenzen ihrer Kräfte und ihres guten Willens bringt. Insbesondere die schwieriger werdenden Beziehungen, dabei muss v.a. ihre Mutter hervorgehoben werden, tragen nicht gerade dazu bei, Frederike das Leben zu erleichtern. Zum Glück gelingt es ihr, sich von ihrer Mutter weitgehend zu distanzieren.
    Frederikes Privatleben kommt schließlich in ruhigeren Gewässern an, während sich die politische Situation von Kapitel zu Kapitel verschärft. Am Ende ging es mir zu schnell - ich hätte gern mehr über die Kriegsjahre gelesen und hoffe, dass Band 3 in dieser Hinsicht noch mit ein paar mehr Details aufwarten kann.


    8/10 P.

  • Es geht weiter mit Frederikes Geschichte!


    Nachdem sie kurz nach der Hochzeit erfahren hat, dass ihr Mann Ax schwer krank ist, muss sie nun das Gut ihres Mannes alleine bewirtschaften, da Ax in Davos im Sanatorium liegt.
    Dank der Hilfe des Stiefvaters und Tante Edels bekommt sie das Personal in den Griff und das Leben wird zwar nicht wirklich leichter, aber es läuft wieder.


    Mich hat sehr beeindruckt, wie Freddy die Schwierigkeiten in ihrem Leben gemeistert hat, war sie doch noch sehr jung, als sie so viel Verantwortung übernommen hat.


    Das Buch hat mich wieder sehr begeistert, ich war vom ersten Moment wieder mit dabei. Ulrike Renk gelingt es hier wieder ein genaues Bild dieser Zeit zu zeichnen, mit all den Unbillen, den genau diese Zeit so bringt.


    Freddy schafft es nach und nach ein wenig Glück in ihrem Leben zu finden, auch wenn es oft von Sorgen und harter Arbeit geprägt ist. Das Leben auf dem Gutshöfen der damaligen Zeit war wirklich nicht einfach. Und als der zweite Weltkrieg ausbricht, gilt es nicht nur die eigenen Leute durchzubringen und zu schützen, sondern auch noch die Kriegsgefangenen zu versorgen und dabei nicht die die eigene Menschlichkeit zu verlieren.


    Ich freue mich bereits auf den dritten Band der Reihe, der uns dann hoffentlich Aufklärung darüber bringt, wie die Familie das Kriegsende und die darauf folgenden Jahre der Besatzung erlebt.


    Auch dieses Buch gehört, wie der Vorgänger, zu meinen Lesehighlights diesen Jahres.


    Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Gerne! :knuddel1



    Liest der Verlag eher hier oder auf ama mit? Ich wünsche mir nämlich noch für Band 3 ein aufmerksameres Korrektorat! :wave
    Es stört einfach den Lesefluss, wenn man immer wieder über Komma- oder Tippfehler stolpert. Das ist besonders bei so schönen und spannenden Büchern einfach schade und unnötig - und soll ja angeblich auch den Unterschied zu SP machen... ;-)



    Viel Spaß beim Schreiben von Band 3!!! :wave

  • Es war ein Erlebnis und ein Genuss, dieses Buch im Rahmen einer Leserunde zu lesen. Mich hat schon der Vorgängerband begeistert, und nun bei der Fortsetzung war es nicht anders.


    Mühelos gelang es mir, an Das Jahr der Störche anzuknüpfen und die Welt von Frederike und ihrer Familie einzutauchen. Obwohl die Ereignisse dieser Jahre ja bekannt sind und die unheilvolle Kette von Katastrophen, habe ich doch beinahe mitgefiebert. Dies ist natürlich der Erzählkunst der Autorin zu verdanken und ihrer akribischen, sorgfältigen Recherche. Das Leben auf den Gütern und in der Stadt wurde meiner Meinung nach sehr authentisch geschildert. Auch die Charaktere sind glaubhaft dargestellt, die sind weder Superhelden noch reine Übeltäter, weder überirdisch schön noch grottenhässlich – was gut ist, denn so gerät der Roman an keiner Stelle in Gefahr, ins Romantisch-Kitschige abzugleiten.


    Das Buch ist wie der Vorgängerband für mich nicht nur gepflegte, beste Unterhaltung, sondern auch ein anschauliches Zeitdokument.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Die junge Frederike erfährt direkt nach der Hochzeit von der schweren Krankheit ihres Mannes Ax. Dieser geht dann auch direkt in ein Sanatorium in der Schweiz, während sie auf das Gut ihres Mannes zieht und versucht, Sobotka irgendwie am Leben zu erhalten und zu bewirtschaften. Der Anfang ist schwer, denn Frederike hat keinerlei Erfahrung mit der Führung eines Gutes und zunächst muss sie sich beim Personal erst einmal Respekt verschaffen. Mit der Zeit wird es besser, aber als ihr Mann stirbt, bestehen die nächsten Jahre hauptsächlich aus Einsamkeit und viel Arbeit.

    Dann lernt sie Gebhard zu Mansfeld kennen und findet endlich wieder ein bisschen Glück. Doch die politische Situation wird immer unsicherer und schließlich steht ein neuer Krieg bevor. Was wird nun aus den Gütern in Ostpreußen und Polen und aus Frederikes Familie?


    "Die Jahre der Schwalben" ist die Fortsetzung von "Das Lied der Störche" und spielt dieses Mal in den 1930er Jahren sowie während des 2. Weltkriegs.

    Wie schon im ersten Band steht die junge Frederike, genannt Freddy, im Mittelpunkt der Geschichte. Die steht in einer unsicheren Zeit ihren "Mann" und versucht zunächst den Gutshof ihres Mannes zu retten und später dann mit ihrer Familie ihren eigenen Betrieb zu bewirtschaften.

    Ich muss sagen, ich bin wieder sehr begeistert. Sei es von der Geschichte an sich oder vom lebendigen, anschaulichen Schreibstil der Autorin. Das Ganze ist mitreißend und einfühlsam geschrieben, ich habe mit Freddy geliebt und gelitten, gelacht und geweint. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen, aber das war schon im ersten Band so.

    Das damalige Leben ist sehr authentisch beschrieben und die damalige Situation, diese langsam wachsende Bedrohung durch Hitlers Machtergreifung, die unsichere Zukunft, das alles ist dadurch sehr real und nachvollziehbar. Die Charaktere sind glaubhaft dargestellt und lebensecht. Ein weiterer Pluspunkt für das Buch.


    Wer historische Familiengeschichten aus der Zeit des noch blühenden Ostpreußens mag, dem kann ich diese Bücher sehr empfehlen. Man muss "Das Lied der Störche" nicht gelesen haben, um "Die Jahre der Schwalben" zu verstehen, aber ich würde es trotzdem empfehlen, denn so ist die Entwicklung von Freddy noch deutlicher spürbar. Und es lohnt sich einfach.

  • Die junge Freddy hat unmittelbar nach der Hochzeit das Problem, das ihr frisch angetrauter Ehemann an einer schweren Krankheit leidet. Ax geht direkt nach der Hochzeit in ein Sanatorium in der Schweiz, während sie auf das Gut Sobotka hres Mannes zieht und versucht, dieses Gut irgendwie am Leben zu erhalten und zu bewirtschaften. Der Anfang ist schwer, denn Freddy hat keinerlei Erfahrung mit der Führung eines Gutes, ferner muss sie sich beim Personal erst einmal Respekt verschaffen. Mit der Zeit wird es -auch dank der Hilfe ihres Stiefvaters- besser, aber als ihr Mann stirbt, bestehen die nächsten Jahre hauptsächlich aus Einsamkeit und viel Arbeit.


    Irgendwann in dieser Zeit lernt sie Gebhard zu Mansfeld bei ihrer Freundin Thea kennen und findet endlich wieder ein bisschen Glück. Doch da die politische Situation immer unsicherer wird, ist alles etwas schwieriger. Leider steht dann schließlich der 2. Welt-Krieg bevor. Wie soll es mit den Gütern im Osten und mit der Familie von Freddy weitergehen? Fragen über Fragen.


    "Jahre der Schwalben" ist das Nachfolgebuch des Buches "Das Lied der Störche" und handelt in der Zeit der 1930er Jahre bis zum 2. WK.


    Wie schon im ersten Band steht die Freddy, im Mittelpunkt der Geschichte. Sie steht in der genannten Zeit, die man auch als undurchsichtig bezeichnen kann, mit beiden Füßen auf dem Boden und versucht, das Gut ihres Mannes zu retten, um später mit ihrer evtl. Familie diesen Betrieb zu erhalten, zu bewirtschaften und davon zu leben.


    Ich habe den 1. Teil der Geschichte bereits verschlungen, konnte es kaum erwarten, den 2. Teil in Händen zu halten und muss sagen: diese doch sehr schwierig zu erläuternde Zeit wurde wahnsinnig gut und lebendig übermittelt, ich fühlte mich mittendrin, konnte mich in das Gefühlsleben von Freddy einfühlen, ich konnte/kann mir jetzt viel besser vorstellen, was und wie in damaliger Zeit gedacht und gemacht wurde. Mir fiel es überhaupt nicht schwer, in dieses Zeitfenster einzutauchen. Für mich war es sehr interessant zu erkennen, wie die Regierung und die Person Hitler auf ihr Umfeld gewirkt haben und wie sie letztlich doch so viele Anhänger finden konnte, dies war mir aus dem Geschichtsunterricht so nicht klar.


    Da ich Familiengeschichten, insbesondere aus der alten Zeit, sehr gerne lese, empfehle ich jedem, sich mit dieser Geschichte von Ulrike Renk zu beschäftigen. Durch diese Romane und vor allem durch diesen Schreibstil kann man noch sehr viel von der damaligen Geschichte lernen.


    Ich kann die Zeit kaum abwarten, bis ich den 3. Teil in Händen halte um endlich zu sehen, wie es weiter geht. Ich vergebe 10 von 10 möglichen Punkten für dieses tolle Buch bzw. für diese Reihe. Danke das ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt und ich es lesen durfte.

  • Zur Autorin:

    Ulrike Renk hat mich mit ihrem 2. Band der Ostpreußischen Familientrilogie mehr als sehr begeistert, wie schon beim 1. Teil klebte ich förmlich an den Seiten und fieberte mit Frederike und den anderen Figuren mit. Erlebte mit ihnen Freud und Leid, lachte und weinte mit ihnen. Eine Geschichte die mich sehr mitgenommen und aufgewühlt hat, und trotzdem nicht missen möchte. Sehr gut hat sie die 30er Jahre wiedergegeben, den Nationalismus, die SS, die Machtergreifung Hitlers, die Rolle der Frau. Man spürte die Angst der Menschen, vor den Schergen Hitlers, das man keinem mehr richtig trauen konnte, den es gab Spitzel, man war sich nicht mehr sicher. Der Ausbruch des zweiten Weltkriegs mit all seinen folgen und Repressalien, die Zwangsarbeiter, als war sehr ausführlich wiedergegeben. Da die Geschichte auf wahren Begebenheit beruht, hat sie Wahrheit und Fiktion gekonnt mit einander verknüpft. Ihr Schreibstil ist Klar, Kraftvoll, sehr Bildhaft und mitreißend. Bei all ihren Protagonisten beweist sie viel Fingerspitzengefühl, und gewährt uns tiefe Einblicke in deren Seelenleben und lässt uns teilhaben an ihren Gefühlen. Auch die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet, und man lernt deren wirklich wahren Charakter kennen. Die einen habe ich geliebt, die anderen gehasst. Die Geschichte war einfach Fantastisch mit einem facettenreichen großen Historischen Hintergrund.


    Zum Inhalt:

    Sehr gut konnte ich mich in Frederike „ Freddy“ hinein versetzen. Eine junge Frau von 20 Jahren, die man um ihr Glück betrogen hatte. Ax, ihr Mann ist schwer Krank, er hat Tuberkulose und das erfährt sie ausgerechnet in ihrer Hochzeitsnacht. Das schlimme ist, ihre Mutter Stefanie wusste davon, und hat ihre Tochter wissentlich ins Unglück rennen lassen. Ich konnte sehr gut nachvollziehen das sie dafür ihre Mutter hasste. Ax, geht nach Davos und später zum roten Meer, um Heilung zu suchen. Er ist ein verbitterter Mann geworden, der kein großes Interesse an seinem Gut zeigt, im Gegenteil er lädt die ganze Last und Verantwortung auf die Schultern von Freddy ab. Was tat es mir so gut das ihr Stiefvater Erik zum Gut von Freddy reiste um ihr unter die Arme zu greifen, wenigsten für den Anfang. Ich habe Freddy bewundert wie sie sich so langsam durchsetzte und es meisterte. Anerkennung und Lob von Ax, kam nicht. Als er zurück zum Gut als angeblich geheilt zurückkehrte, setzte er Freddys Leben aus Spiel, den er braucht einen Erben. Als Ax, starb war Frederike 24 Jahre, eine Witwe die das Gut an Ax Cousin in nächster Zeit abgeben muss. Gut das es ihre Freundin Thea in Berlin gibt, die baut Freddy wieder auf und macht sie mit Gebhard Mansfeld bekannt. Es scheint doch noch Glück für sie zu geben. Gebhard ist für mich ein Mann, der Frederike Respekt und Anerkennung zollt,für das was sie geleistet hat, sie aufrichtig liebt, ihr Geborgenheit gibt. Dieser Mann ist das Gegenteil von Ax, ich habe ihn ins Herz geschlossen wie Freddy. Eine Glückliche Zeit beginnt für die beiden und ihre kleine Familie, bis Hitler endlich an die Macht gerät und der zweite Weltkrieg ausbricht, da geraten sie in große Gefahr und sind nicht mehr sicher..................










  • Seit ich die Australien-Saga von Ulrike Renk verschlungen habe, sind ihre Bücher absolutes Pflichtprogramm für mich und was soll ich sagen, auch ihr neustes Buch hat mich nicht enttäuscht. Aber der Reihe nach: Das Cover ist gut gestaltet und drückt sehr gut eine gewisse Sehnsucht aus, verweist aber auch gleichzeitig auf den Haupthandlungsort der Geschichte: ein Gut mit Landwirtschaft. Leider verrät der Klappentext wieder viel zu viel ich weiß wirklich nicht was die Verlage sich dabei denken, ich kann über solch ein Vorgehen nur den Kopf schütteln. Nimmt uns so ein Text, der schon vieles bis weit in die Hälfte des Buches verrät, viel Spannung und Spaß am Lesen.

    In diesem Roman steht Freddy, die wir ja bereits in Band 1 der Ostpreußen-Saga haben kennen und lieben gelernt, im Mittelpunkt. Es geht um die Führung es großen Gutes und wir bekommen als Leser einen hervorragenden Einblick, wie der Alltag einer Gutsherrin aussieht. Zweites großes Thema ist die politische Entwicklung in Deutschland, das Ende der Weimarer Republik, die Machtergreifung Hitlers, das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg.

    Freddy ist eine wunderbare, mutige und auch starke Frau, ohne solche Frauen wäre diese Zeit mit Sicherheit noch schwieriger geworden. Sie ist eine Sympathieträgerin, die man als Leserin sofort ins Herz schließt. Sie denkt eigenständig und bildet sich ihre eigene Meinung, das mag ich so an ihr, sie hat keine Vorurteile, sondern geht offen auf die Menschen zu, hört hin und versetzt sich in ihre Lage.

    Besonders bewegt hat mich das Schicksal der Familie von Aaken. Ob wir von Ihnen noch einmal etwas Hören? Mich würde ein Wiedersehen, wenn es auch noch so ein kleines ist, freuen. Negativ war für mich die Entwicklung von Thea, Freddy’s beste Freundin und anschließender Schwägerin. Sicherlich steht sie für einen ganz bestimmten Typus Frau in dieser Zeit, am Anfang noch das Leben in vollen Zügen genießend, sich aber nicht wirklich abfindend mit dem Leben auf einem Gut, wird sie zu einer Person, die sich blenden lässt und die sehr egoistisch ist.

    Der Roman wird chronologisch erzählt, allerdings erleben wir als Leser einige Zeitsprünge und Zeitraffungen; dies auch nicht immer zu Beginn eines neuen Kapitels, sondern auch manchmal mehrmals innerhalb eines Kapitels. Die Zeitangaben vor den Kapiteln helfen aber sehr bei der Orientierung.

    Der Roman ist logisch aufgebaut und stellt Freddy‘s Denken und Handeln in den Vordergrund, es ist ihr Buch. Dabei bleibt diese Figur für den Leser nicht ein Buch mit sieben Siegeln, sondern man lernt im Laufe des Lesens eine gute Freundin kennen, deren Handeln nachvollziehbar ist.

    Der Schreibstil von Ulrike Renk ist wie immer gut und flüssig zu lesen. Es macht einfach Spaß ihre Bücher zu lesen, man vergisst darüber so schnell die Zeit. Besonders mag ich auch den feinen Humor, den sie immer wieder in ihre Dialoge einfließen lässt. Für mich sind diese Dialoge das Salz in der Suppe dieses Romans.

    In erster Linie ist dieser Roman ein Frauenroman, nichts Destotdestotrotz finden mit Sicherheit auch Leser eine Identifikationsfigur, es mag nicht unbedingt der egoistisch Ax sein, sondern vielleicht Gebhard oder einer seiner Brüder. Wer also gerne Familienromane zu Beginn des 20. Jahrhunderts liest ist auch diesmal bei Ulrike Renk wieder vollkommen richtig.

    Von mir gibt es für diesen sehr gelungenen zweiten Teil der Ostpreußensaga eine vollumfängliche Kauf- und Leseempfehlung!

    Ich bedanke mich bei Ulrike Renk für die wunderbaren Stunden, bei NetGalley und dem Aufbau Taschenbuch Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


    10/10 P.

  • Das Buch habe ich in einer Leserunde gelesen. Vielen Dank an die Autorin für die aktive Begleitung der Leserunde!


    Als erstes wieder ein großes Lob für das Cover! Wie beim ersten Buch fand ich auch dieses Cover wunderschön!


    „Die Jahre der Schwalben“ ist der zweite Teil der Ostpreußensaga. Frederike ist mittlerweile mit Ax verheiratet und lebt auf Gut Sobotka. Ihr Mann ist allerdings schwer erkrankt und ist die meiste Zeit in einem Sanatorium in der Schweiz. Auf sich allein gestellt, muss Frederike lernen, das herunter gewirtschaftete Gut wieder profitabel zu gestalten. Mit dem 2. Weltkrieg und Ax‘ Tod brechen schwere Zeiten für Frederike an..


    Ich fand diesen Roman wieder großartig! Ich mag den Schreibstil der Autorin und die Figuren in dieser Geschichte sind mir richtig ans Herz gewachsen.


    Ich weiß allerdings nicht, wer solche Dinge entscheidet, aber auf dem Klappentext wurde viel zu viel über den Inhalt verraten. Das finde ich sehr schade, denn das nimmt mir irgendwie die Spannung..


    Aber trotzdem ist auch dieses Buch für mich ein echtes Lesehighlight in diesem Jahr!


    Daher gibt es von mir die vollen 10 Punkte und ich freue mich schon sehr auf Band 3!


    Anmerkung: Nachdem interessanten Nachwort habe ich gleich mal nach der Familie gegoogelt. Spannender Familienstammbaum, der sicherlich noch einige Bücher mit tollen Geschichten füllen könnte..

  • Anmerkung: Nachdem interessanten Nachwort habe ich gleich mal nach der Familie gegoogelt. Spannender Familienstammbaum, der sicherlich noch einige Bücher mit tollen Geschichten füllen könnte..

    Ja, aber nein ... leider gibt es einige Teile der Familie, die nicht wirklich glücklich über die Romane sind. Deshalb wird die Reihe mit den Kranichen beendet sein.

  • Ulrike Renk: Die Jahre der Schwalben, Berlin 2017, Aufbau-Verlag, ISBN 978-3-7466-3351-0, Softcover, 550 Seiten, Format: 13,4 x 4,5 x 20,5, Buch: EUR 12,99, Kindle Edition: EUR 9,99.


    Nur, damit hier niemand wilde Action und unglaubliche Verwicklungen erwartet und sich hinterher bei der Autorin beschwert, dass manche Romanfiguren so handeln, wie sie handeln: DAS JAHR DER SCHWALBEN basiert auf der wechselvollen Lebensgeschichte einer realen Person. Die Heldin, Frederike zu Stieglitz, geb. zu Weidenfels, Jahrgang 1909, und ihre Angehörigen haben Vorbilder im wahren Leben. Also erwartet uns hier die romanhafte Aufbereitung der Realität in ihrer ganzen Bandbreite – so schön und so schrecklich, wie sie nur sein kann.


    Es wäre gut, wenn man Band 1, DAS LIED DER STÖRCHE, vorher gelesen hätte, auch wenn alle zum Verständnis notwendigen Informationen im vorliegenden Band geliefert werden. Als Quereinsteiger merkt man eben doch, dass da eine Vorgeschichte war, die man gerne genauer kennen würde.


    Plötzlich Gutsherrin – und total überfordert

    Ostpreußen in den 1930-Jahren: Seit 9 Monaten ist Frederike „Freddy“ mit dem deutlich älteren Alexander „Ax“ zu Stieglitz verheiratet. Die Verbindung kam auf Drängen ihrer Mutter zustande, und weil Freddy schon als Kind für Ax geschwärmt hat, hat sie ganz gern „ja“ gesagt. Doch jetzt ist ihr klar, dass sie an einen todkranken Mann verschachert worden ist. Ax hat offene Tuberkulose. Die Ehe wurde nie vollzogen, ihr Mann kam praktisch gleich nach der Trauung in ein Sanatorium in Davos.


    Die blutjunge Freddy, die zwar auf der Gartenbauschule war und einen Haushalt führen kann, aber keine Ahnung hat, wie man so ein großes Gut leitet, ist plötzlich Herrin des riesigen Gutshofs Sobotka. Sie ist total überfordert und vollkommen auf sich selbst gestellt. Das Personal nimmt sie nicht ernst, der Verwalter verfolgt eigene Interessen und Ax ist hauptsächlich mit seinem Befinden beschäftigt. Für die Probleme des Guts und die seiner jungen Frau hat er keinen Kopf.


    Freddy weiß, wer ihr das eingebrockt hat: Ihre Mutter Stefanie von Fennhusen. Die wusste genau, wie krank Ax war und dass er Freddy eventuell anstecken könnte. Es war ihr egal. Freddy ist nur die Tochter aus erster Ehe, deren bisschen Erbe Stefanie schlecht angelegt hat. Und eine mittellose Tochter kann man gar nicht schnell genug an den erstbesten Bewerber loswerden, vor allem, wenn man noch sechs Kinder aus zwei weiteren Ehen hat.


    Stefanie ist sehr ungehalten und fühlt sich belästigt, als Freddy auf dem (stief-)elterlichen Gut auftaucht und ihren Stiefvater Erik um fachkundige Unterstützung bittet. Wie kann ihre Tochter nur auf die abwegige Idee kommen, von ihrer Herkunftsfamilie einen Rat zu erwarten? Sie ist aus dem Haus, und ihr Leben ist jetzt ihr Problem. Basta.


    Zum Glück macht Erik keinen Unterschied zwischen leiblichen und angeheirateten Kindern. Er sieht die Sobotka-Bücher durch, hilft Freddy mit seinem Know-how auf die Sprünge und beschafft ihr einen fähigen Verwalter. Warum dieser kompetente Mann so schnell verfügbar ist, wird schnell klar: Seine Frau Ruth stammt aus einer jüdischen Familie. Und das macht ihn und seine Familie zu Ausgestoßenen. Freddy und ihr Stiefvater nehmen das alles noch nicht so ernst.


    Die einzige verheiratete Jungfrau der Welt

    Auch wenn sie das Gut wieder zum Laufen bringt: Freddy hadert mit ihrem Schicksal. Sie ist Anfang 20 und „die einzige verheiratete Jungfrau der Welt“. Immer wieder verschiebt sich Ax‘ Rückkehr und die junge Gutsherrin ist furchtbar einsam. Irgendwann ist ihr alles egal. Sie will nicht ihr Leben lang allein bleiben und lässt sich auf ein Verhältnis mit Rudolph von Hauptberge ein, den sie noch von Gut Fennhusen her kennt. Rudolph drängt sie zur Scheidung, aber Freddy scheut den Skandal.


    1932 ist es endlich soweit: Ax kehrt als geheilt auf sein Gut zurück. Doch Frederike und er sind einander fremd geworden. Über zwei Jahre lang ist sie bis an ihre Grenzen gegangen, um das Gut halten zu können, und jetzt macht er ihr Vorwürfe, weil sie in seiner Abwesenheit Änderungen vorgenommen hat.


    Als Freddie sich mit TBC ansteckt, wird ihr bewusst, dass man sie erneut benutzt und hereingelegt hat. Von einer Heilung kann bei ihrem Mann keine Rede sein. Er wollte nur nach Hause. Und er wollte einen Erben. Und dabei hat er Frederikes Leben aufs Spiel gesetzt.


    Ist eine neue Ehe die Lösung?

    Sie übersteht die Krankheit, er stirbt. Frederike steht nun ohne Ehemann und auch ohne ihren Verwalter da. Wenn sie Gebhard zu Mansfeld heiraten würde, den Schwager ihrer Freundin Thea, wäre sie die Verantwortung für das Gut los. Das Gut selber allerdings auch. Das ginge, gegen eine eher symbolische Ausgleichszahlung, an Ax‘ Cousin. Eine magere Entschädigung dafür, dass sie sich dort jahrelang abgerackert hat.


    Gebhard ist Gutsherr in der Prignitz. Er bewirtschaftet nicht nur seinen Hof, sondern auch den seines Bruders Caspar, der im diplomatischen Dienst ist und mit Landwirtschaft gar nichts am Hut hat. Gebhard ist sympathisch, bodenständig und humorvoll und er ist an Frederike interessiert. Für sie ist es nicht die große Leidenschaft wie damals mit Rudolph, aber sie verstehen einander gut und liegen auf der gleichen Wellenlänge.


    Für Propaganda zu gut informiert

    1935 heiraten Freddy und Gebhard. Sie wird Gutsherrin auf Mansfeld Burghof. Und, wie nicht anders zu erwarten, ist ihre Mutter gegen diese zweite Ehe. Wie kann Freddy nur das große Gut Sobotka aufgeben? Und wie kann sie einen Mann heiraten, dessen Familie so offenkundig gegen Hitlers Politik ist? Stefanie kann den Ideen von einem starken Deutschland und „heim ins Reich“ einiges abgewinnen. Ihr Mann Erik nicht. Und die zu Mansfelds wissen dank ihrer Kontakte ins Ausland zu viel, um blind irgendwelche Propaganda zu glauben.


    Jetzt ist das ohnehin schon komplizierte Familienverhältnis auch noch durch unterschiedliche politische Ansichten belastet! Wenn die Linientreuen im Umfeld der zu Mansfelds erst wüssten, worin Gebhards Bruder Caspar verwickelt ist …!


    Zwar hören Freddy und ihre Familie den „feindlichen“ Radiosender BBC nur heimlich im Kartoffelkeller, aber sonst macht insbesondere Gebhard kein Hehl aus einer politischen Einstellung. Und dabei muss man in diesen Zeiten doch so vorsichtig sein, was man sagt – sogar im eigenen Haus!


    Es ist manchmal schwer auszuhalten, die Ereignisse zu verfolgen, eben weil man rückblickend weiß, wie sich die Lage entwickeln wird … dass die Skeptiker recht behalten werden und nicht die Optimisten. Dazu muss man kein Historiker sein, da genügt die gewöhnliche Allgemeinbildung.


    Die Welt brennt, das Leben geht weiter

    Ich finde ja, dass ein gut erzählter historischer Roman immer auch „Geschichte für Geschichtsmuffel“ ist. Anhand persönlicher Schicksale werden dem Leser historische Ereignisse bildhaft vor Augen geführt. Ich hab’s auch nicht so mit Jahreszahlen und der korrekten Abfolge von historischen Ereignissen. Schulwissen, mehr nicht. Aber wie das alles kam und was Kriege, Krisen und dramatische Veränderungen für die Menschen bedeutet haben, das interessiert mich. Die Herrschenden zünden die Welt an, und die Bevölkerung versucht inmitten dieses Schlamassels irgendwie zu überleben. Die Leute bestellen die Felder, versorgen das Vieh, verlieben sich, heiraten, kriegen Kinder, trennen sich ... Das Leben geht selbst unter widrigsten Bedingungen weiter. Meistens.


    Erzählte Geschichte — erschreckend aktuell

    Hätte man mich auf der Straße nach dem Begriff „September-Verschwörung“ befragt, wäre ich ganz schön in Verlegenheit geraten. Aber nachdem ich das reale Vorbild für den Gesandten von Smirnoff identifiziert hatte, wurde mir klar, dass ich dessen Geschichte kenne … von seinem Sohn. Diesem begnadeten Geschichtenerzähler und seiner multikultureller Familie habe ich mich stets verbunden gefühlt. Was ich damit sagen will: Erzählte Geschichte wirkt. Es bleibt Wissen hängen. Auch wenn man die Ansichten mancher Romanfiguren nicht teilt und einige Aktionen nicht gutheißen kann, versteht man doch, was diese Menschen umgetrieben hat und warum sie so dachten und handelten. Und manches kommt einem erschreckend aktuell und bekannt vor.


    „Lernen die Menschen denn nichts aus den Fehlern der Vergangenheit?“, hat sich mein Vater oft gefragt. Aus ihren eigenen Fehlern ... vielleicht. Aus denen voriger Generationen? Kaum, fürchte ich. Da bin ich so skeptisch wie Freddys Schwager Werner. Lohnt sich das Lesen dieses Buchs? In dem Punkt bin ich frei von jeglicher Skepsis und sage: auf jeden Fall!


    Die Autorin

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Romane „Die Seidenmagd“, „Die Heilerin“, „Die Frau des Seidenwebers“ und „Das Lied der Störche“, die Australien-Saga „Die Australierin“, „Die australischen Schwestern“ und „Das Versprechen der australischen Schwestern“ sowie die Ostreußen-Saga „Das Lied der Störche“ und „Die Jahres der Schwalben“ vor. Außerdem erschienen ihre Eifel-Thriller „Echo des Todes“ und „Lohn des Todes“. Mehr Informationen zur Autorin unter www.ulrikerenk.de


    https://www.amazon.de/Die-Jahre-Schwalben-Roman-Ostpreußen/dp/3746633516/ref




    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich habe so lange gewartet mit dem Lesen, weil ich einfach nicht so viel Zeit verstreichen lassen wollte bis Teil 3 kommt.

    War das schön, wieder in Freddys Welt einzutauchen, obwohl diese so sehr von dem geprägt sind, das mir zur Zeit auch Angst macht.

    Wie immer bei Ulrike Renk habe ich mich in dem Buch zu Hause gefühlt.

    Nun warte ich auf die Leserunde zu Teil 3.

  • Frederikes Herausforderungen


    Seit der Hochzeit mit Ax ist für Frederike nichts mehr wie zuvor, denn Ax hat Tuberkulose und hält sich in einem Schweizer Sanatorium auf, während sie sich der Herausforderung gegenüber sieht, das Gut Sobotka ganz allein leiten zu müssen. Sie hat darin keinerlei Erfahrung, zudem machen es ihr die Angestellten schwer, denn Freddy wird als Hausherrin nicht akzeptiert. Erst als ihr Stiefvater Erik und ihre Tante Edel ihr unter die Arme greifen, bessert sich die Situation für alle auf dem Gut merklich, vor allem für Frederike. Während die Ehe mit Ax fast nur noch auf dem Papier besteht, was vor allem daran liegt, dass Ax keinerlei Interesse an Freddy und am Gut zeigt, vermisst diese die Nähe und Wärme, die eine enge Beziehung zwischen Eheleuten normalerweise aufweisen sollte. Durch ihre Freundin Thea lernt Frederike deren Schwager Gebhard zu Mansfeld kennen und schnell wird klar: die beiden ergänzen sich hervorragend. Als Ax plötzlich stirbt, ist für Frederike der Weg frei, eine neue Ehe einzugehen. Sie verlässt Sobotka, heiratet Gebhard und gründet mit ihm endlich eine Familie. Währenddessen wird die politische Situation immer schwieriger, denn die Nazis kämpfen sich immer mehr an die Macht – der Krieg steht unmittelbar bevor. Wie werden sie alle diese Zeit überstehen?


    Ulrike Renk hat mit ihrem Buch „Die Jahre der Schwalben“ den zweiten Band ihrer Ostpreußen-Saga vorgelegt, welches dem Vorgänger „Die Jahre der Schwalben“ in nichts nachsteht. Wer das erste Buch nicht kennt, kann diesen Roman trotzdem lesen, denn alle wichtigen Informationen werden innerhalb der Handlung gegeben, so dass man sich gleich wohl fühlt. Der Schreibstil ist so wunderbar flüssig, warmherzig, fesselnd und bildhaft gemischt mit den dazugehörigen lokalen Dialekten, dass der Leser sofort wieder eintaucht und Teil der Familien auf Fennhusen und Sobotka wird, aber vor allem als heimlicher fürsorglicher Freund für Frederike, deren Schicksal hier im Vordergrund steht. Die Beschreibungen der einzelnen Güter sowie die Reisen sind so farbenfroh, dass man sich alles bis ins Detail vorstellen kann und das Gefühl hat, sich während der Lektüre in der Vergangenheit wiederzufinden, aus der es sehr schwer fällt, wieder aufzutauchen, so lebhaft und real wirkt alles. Die Autorin hat hervorragend recherchiert, was neben dem geschichtlichen Hintergrund in Bezug auf den Zerfall der Weimarer Republik und den rasanten Aufstieg der Nazis als auch die Familiendetails von Zeitzeugen betrifft und lässt den Leser teilhaben an einem gekonnten Mix aus Fiktion und wahren Begebenheiten.


    Die Charaktere sind wunderbar und individuell ausgestaltet, sie wirken so real und authentisch, dass sie fast greifbar sind. Der Leser hat das Gefühl, sie persönlich zu kennen und Teil ihres Lebens zu sein. Frederike ist inzwischen eine sympathische erwachsene Frau, der sehr schnell viel Verantwortung auf die Schultern gelegt wird. Doch sie scheut sich dieser Aufgabe nicht und kümmert sich um alles und jeden auf ihrem Gut. Gleichzeitig träumt sie von einem harmonischen Familienleben mit eigenen Kindern, doch dieser Wunsch wird ihr lange nicht erfüllt. Die Entwicklung von Freddy ist in diesem Roman besonders zu spüren, sie wird vor den Augen des Lesers erwachsen und zu einer wirklichen Persönlichkeit. Gebhard ist ein sehr netter Mann, der ebenfalls viel Verantwortung für seine ihm anvertrauten Güter und Familien trägt. Dabei ist er ein eher zurückhaltender Mann, der erst langsam auftaut, dann aber umso sympathischer wird, je mehr man ihn kennenlernt. Freddys Stiefvater Erik ist ihr eine wirkliche Stütze und hilft ihr, wo er kann. Das Verhältnis zwischen Freddy und Thea kühlt in diesem Band merklich ab, die beiden Frauen driften immer mehr auseinander. Ebenso entwickelt sich Freddys Mutter Stefanie immer mehr zu einem Ekel, sie ist selbstsüchtig, bevormundend und hartherzig. Aber auch die anderen Protagonisten wie z.B. die Köchin Schneider, Schwiegermutter Heide, Schwager Caspar oder auch Tante Edel bereichern die Handlung mit ihrem Tun und machen die Geschichte absolut rund.


    „Die Jahre der Schwalben“ ist ein hervorragend gelungener Folgeband der Saga und lässt beim Leser in Sachen Historie und Familienroman keinerlei Wünsche offen. Man ist mit Einstieg in das Buch nicht nur Teil der Geschichte, sondern auch Teil der Familie und möchte sich gar nicht von ihnen verabschieden. Ein kleiner Trost ist die Tatsache, dass es noch einen dritten Band geben wird, auf den man nach dieser Lektüre geradezu sehnsüchtig wartet. Absolute Leseempfehlung für ein wirkliches Highlight!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)