Klappentext
England im Frühjahr 1881: Charles Darwin forscht schlaflos am Regenwurm und beobachtet sein Treiben in eigens dafür aufgestellten Wedgewoodschüsseln. Was ihn wirklich wachhält: Er fürchtet sich davor, als "Gottesmörder" in die Geschichte einzugehen. Selbst seine Frau Emma bittet ihn vergeblich, sich Gott wieder zuzuwenden. Neben der Schlaflosigkeit plagen ihn Übelkeit und unerträgliche Flatulenzen. Zum Glück hat er seinen Hausarzt Dr. Beckett, mit dem er diskutieren kann ohne missverstanden zu werden. Wenige Meilen entfernt arbeitet Karl Marx am zweiten Band von Das Kapital. Nach seiner Flucht aus Deutschland lebt er seit langem als staatenloser Immigrant in London. Er hadert mit dem englischen Wetter, er vermisst seine Frau Jenny und seine längst erwachsenen Kinder, und er kommt mit dem Schreiben nicht voran. Als er ernsthaft krank wird und ihm für eine Behandlung das Geld fehlt, schickt sein betuchter Freund Friedrich Engels ihm Dr. Beckett. Der Arzt ist fasziniert von den beiden Patienten und ihren Theorien. Nicht immer nimmt er seine Schweigepflicht ernst, wenn er mit dem einen über den anderen spricht. In seinen Augen haben der großbürgerliche Naturforscher und der ewig klamme Antikapitalist mehr gemeinsam, als sie sich eingestehen wollen. Schließlich kommt es zu einem Treffen. Was als furioses Streitgespräch beginnt, nimmt eine überraschende Wendung.
Angaben über den Autor
Ilona Jerger ist am Bodensee aufgewachsen und studierte Germanistik und Politologie in Freiburg. Von 2001 bis 2011 war sie Chefredakteurin der Zeitschrift "natur" in München. Seither arbeitet sie als freie Journalistin. Und Marx stand still in Darwins Garten ist ihr erster Roman.
Eigene Meinung
Ein interessantes und gut recherchiertes Buch über Charles Darwin und seine Forschung über den Regenwurm, welche gut in den Roman integriert wird. Auch Rückblenden in die Weltreise Darwins mit Episoden aus Südamerika sind enthalten. Das Buch spielt in einer Zeit in der, sowohl Darwin als auch Marx bereits alt sind und beide entsprechende gesundheitliche Schwierigkeiten haben. Das erklärt die Notwendigkeit des Arztes, der bei seiner Diagnose auch gerne mal an psychosomatische Ursachen denkt.
Charles' Frau Emma (aus der Familie der Wedgewoods), gebildet, spielt in diesem Roman die Rolle der gläubigen Christin, während Charles im Laufe seiner Forschungen nicht mehr an Adam und Eva glaube konnte. Grösstes Leid seiner Frau ist die Ungläubigkeit ihres Mannes, denn sie wird dadurch nicht mit ihm gemeinsam in die Ewigkeit eingehen können. Dem Zusammenleben von Charles und Emma, ihren Gedanken und Gefühlen, wird viel Platz eingeräumt.
Karl Marx wird als grosser Verehrer Darwins gezeigt, während Darwin Marx' Buch zwar besitzt, es aber nicht gelesen hat. Durch Zufall treffen beide bei einem Abendessen zusammen, welches mehr als unharmonisch verläuft.
Das Buch endet mit dem Tod der beiden grossen Männer. Marx kommt sogar zu Darwins Beerdigung, es ist das zweite Treffen der beiden.
Der Klappentext weckte bei mir die Hoffnung auf diverse Streitgespräche zwischen Darwin und Marx, aber leider treffen sich die beiden nur ein einziges Mal. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Aspekt weiter ausgearbeitet worden wäre. Ansonsten ist es ein informatives Buch über Darwins Leben und Arbeiten und durchaus interessant.
ISBN aktualisiert , Gruß Herr Palomar