'Imperium' - Seiten 001 - 048

  • Dann fange ich mal an:


    Ich gehe wiedermal unvorbereitet in die LR und weiß nicht, was mich erwartet. Daher bin ich überrascht einen Roman vorzufinden, der im Stil der Abenteuerromane geschrieben ist und mit langen Schachtelsätzen, die ich aus solchen Klassikern liebe, beginnt. Es scheint wie aus einer anderen Zeit zu stammen. Das hat Charme!


    Nun zu August Engelhardt, ich möchte ihn fast Engelhaar nennen, der in seiner Unbedarftheit, ja Naivität Beschützerinstikte in mir weckt. Er scheint auf einer philosophischen Ebene zu schweben mit seinem Vegetarismus und Kocovorismus. Sein Mut, dafür aber alle Zelte abzubrechen und in die Kolonien zu reisen ist zu bewundern. Man mag es aber auch Leichtsinn nennen. Da wird ihm noch einiges passieren, denke ich.


    Mir gefällt, wie plastisch und bis ins Detail Kracht Situationen und gerade Menschen, man denke an die Pflanzer auf dem Schiff, beschreibt.
    Nebenbei öffnet sich noch eine andere Ebene, in der die Ignoranz der "Herrscher" der neuen Welt ihrer Zivilisation zum Ausdruck kommt. Ich denke da zum Beispiel an die Episode mit dem Herren, der Engelhardt erzählt, wie er zu den Federn des Paradiesvogels kommt, die er gewinnbringend nach Europa verkauft, an die völlige Unreflektiertheit, mit der Umwelt und Natur zerstört werden, weil sie eben da sind und genutzt werden können.


    Ich mag den Roman!

  • Christian Kracht begann als Teil der Popliteratur der 1990ziger Jahre, obwohl sich der Autor von so einer Etikettierung distanzierte und bei Imperium kommt einem auch nicht als erstes der Gedanke an Popliteratur, da die Handlung auf den frühen Anfang des 20. Jahrhunderts gelegt ist.
    Ob Christian Krachts Stil kalt oder unsentimental ist, bleibt Auslegungssache, ich neige zu letzterem. So einige bemerkenswerte Sätze sind schon auf den ersten Seiten festzustellen.
    Kracht schildert den gemütlichen Hartmut Otto als Gegensatz zum empfindlichen August Engelhardt, der von seinem barbarischen Reisegefährten abgestoßen ist.


    August Engelhardt gab es offensichtlich wirklich. Ich vermeide es aber lieber, zu viel auf Wikipedia zu lesen und lasse mir seine Lebensgeschichte lieber durch Christian Kracht erzählen.
    Ab und zu google ich aber nach Details, z.B. wie der Glockenhonigfresser aussieht, oder die Prinz Waldemar, ein damals moderner Dampfer. Es gibt viel in der Südsee zu entdecken.

  • Na dann mache ich mal den Anfang! :-)
    Also für mich ist es das erste Buch dieses Autors, ich habe also keine Vergleichsmöglichkeiten zu seinen anderen Büchern.
    Vom Schreibstil her fand ich es die ersten 5 Seiten total anstrengend. So viele verschachtelte Sätze die ich alle mehrmals lesen musste. Am Anfang hat es mir gar keinen Spaß gemacht und ich habe schon gestöhnt, für was für ein Buch ich mich hier angemeldet habe.
    Und dann plötzlich hat es bei mir "Klick" gemacht, und ich fand es auf einmal gar nicht mehr anstrengend sondern total schön und angenehm zu lesen. Und von da an hat es sich für mich auch richtig flüssig gelesen und mir gefällt die Sprache von Seite zu Seite immer besser. :-]


    Zum Inhalt: Dieser Engelhardt ist schon ein komischer Typ mit seiner Fixierung auf die Kokosnuss. Irgendwo sagt er ja, dass er durch einen Eliminierungsprozess alle anderen Nahrungsmittel als unrein ausgeschlossen hätte. Also da frage ich mich schon, wie so ein Eliminierungsprozess wohl aussehen mag?? Aber es scheint ihn ja wirklich gegeben zu haben. Schon erstaunlich, auf was für komische Ideen die Menschen so kommen. :pille
    Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass bis jetzt alle Personen wie eine Karikatur dargestellt werden und alles mit einem ironischen Unterton erzählt wird.
    Auf jeden Fall bin ich jetzt nach dem ersten Abschnitt sehr froh, mich für diese Leserunde gemeldet zu haben und wieder mal einen neuen interessanten Autor kennenzulernen.


    Edit: jetzt haben wir alle drei gleichzeitig geschrieben. :lache :lache

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Christian Kracht begann als Teil der Popliteratur der 1990ziger Jahre, obwohl sich der Autor von so einer Etikettierung distanzierte und bei Imperium kommt einem auch nicht als erstes der Gedanke an Popliteratur, da die Handlung auf den frühen Anfang des 20. Jahrhunderts gelegt ist.
    Ob Christian Krachts Stil kalt oder unsentimental ist, bleibt Auslegungssache, ich neige zu letzterem. So einige bemerkenswerte Sätze sind schon auf den ersten Seiten festzustellen.
    Kracht schildert den gemütlichen Hartmut Otto als Gegensatz zum empfindlichen August Engelhardt, der von seinem barbarischen Reisegefährten abgestoßen ist.


    August Engelhardt gab es offensichtlich wirklich. Ich vermeide es aber lieber, zu viel auf Wikipedia zu lesen und lasse mir seine Lebensgeschichte lieber durch Christian Kracht erzählen.
    Ab und zu google ich aber nach Details, z.B. wie der Glockenhonigfresser aussieht, oder die Prinz Waldemar, ein damals moderner Dampfer. Es gibt viel in der Südsee zu entdecken.


    Unsentimental trifft es für mich auch. Allerdings wusste ich nicht, dass man das Kracht nachsagt.
    Gerade Gegensätze schildert er sehr oft und überspitzt sie. das stört mich ein klein wenig, denn es geht stellenweise schon fast in die Richtung "Es gibt Schwarz und es gibt Weiß".

  • Nix mit anfangen, meine Liebe :grin


    Zitat

    Original von Rouge
    Na dann mache ich mal den Anfang! :-)
    Also für mich ist es das erste Buch dieses Autors, ich habe also keine Vergleichsmöglichkeiten zu seinen anderen Büchern.
    Vom Schreibstil her fand ich es die ersten 5 Seiten total anstrengend. So viele verschachtelte Sätze die ich alle mehrmals lesen musste. Am Anfang hat es mir gar keinen Spaß gemacht und ich habe schon gestöhnt, für was für ein Buch ich mich hier angemeldet habe.
    Und dann plötzlich hat es bei mir "Klick" gemacht, und ich fand es auf einmal gar nicht mehr anstrengend sondern total schön und angenehm zu lesen. Und von da an hat es sich für mich auch richtig flüssig gelesen und mir gefällt die Sprache von Seite zu Seite immer besser. :-]


    Ich war ziemlich schnell drin nach kurzer Verwirrung. Ich habe mich darauf eingestellt, als würde ich einen Klassiker lesen, und ab dann lief es wie von selbst.


    Zitat

    Zum Inhalt: Dieser Engelhardt ist schon ein komischer Typ mit seiner Fixierung auf die Kokosnuss. Irgendwo sagt er ja, dass er durch einen Eliminierungsprozess alle anderen Nahrungsmittel als unrein ausgeschlossen hätte. Also da frage ich mich schon, wie so ein Eliminierungsprozess wohl aussehen mag?? Aber es scheint ihn ja wirklich gegeben zu haben. Schon erstaunlich, auf was für komische Ideen die Menschen so kommen. :pille


    Diesen Prozess beschreibt er sehr ausführlich, und auch wenn ich seine Gedankengänge logisch nachvollziehen kann, so sind sie doch ganz schön verschroben.

  • Zitat

    Original von Rouge
    Na dann mache ich mal den Anfang! :-)
    Also für mich ist es das erste Buch dieses Autors, ich habe also keine Vergleichsmöglichkeiten zu seinen anderen Büchern.
    Vom Schreibstil her fand ich es die ersten 5 Seiten total anstrengend. So viele verschachtelte Sätze die ich alle mehrmals lesen musste. Am Anfang hat es mir gar keinen Spaß gemacht und ich habe schon gestöhnt, für was für ein Buch ich mich hier angemeldet habe.
    Und dann plötzlich hat es bei mir "Klick" gemacht, und ich fand es auf einmal gar nicht mehr anstrengend sondern total schön und angenehm zu lesen. Und von da an hat es sich für mich auch richtig flüssig gelesen und mir gefällt die Sprache von Seite zu Seite immer besser. :-]


    So ging es mir auch. Ich habe nach den ersten beiden Seiten gedacht, dass ich das nicht bis zum Ende durchstehe. Kurz danach kam plötzlich der Punkt, an dem mir dieser etwas andere Stil zu gefallen begann. Mittlerweile finde ich es äußerst passend und es gefällt mir richtig gut.

  • Zitat

    Original von Clare


    Unsentimental trifft es für mich auch. Allerdings wusste ich nicht, dass man das Kracht nachsagt.
    Gerade Gegensätze schildert er sehr oft und überspitzt sie. das stört mich ein klein wenig, denn es geht stellenweise schon fast in die Richtung "Es gibt Schwarz und es gibt Weiß".


    Ich habe mich vorher auch nicht mit Kracht beschäftigt. Aber wenn überhaupt, dann ist sein Schreibstil bewusst unsentimental. Er kündigt dies ja quasi an, als er im ersten Kapitel erläutert, worum es in dieser Chronik geht und in welche Zeit sie fällt.


    Ich persönlich empfinde es eher herablassend ironisch und trotzdem mit einer gewissen Zuneigung zu diesem ziemlich verschrobenen und naiven August Engelhardt. Es wirkt auf mich so, als hätte er des öfteren beim Schreiben über ihn mit dem Kopf geschüttelt und ihn auf eine "väterliche, weil allwissendere Art" belächelt. Falls ihr versteht, was ich meine. Es ist schwierig für mich zu erklären.
    Gerade aber diese Distanz zur eigenen Figur gefällt mir an dem Buch besonders gut.

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich persönlich empfinde es eher herablassend ironisch und trotzdem mit einer gewissen Zuneigung zu diesem ziemlich verschrobenen und naiven August Engelhardt. Es wirkt auf mich so, als hätte er des öfteren beim Schreiben über ihn mit dem Kopf geschüttelt und ihn auf eine "väterliche, weil allwissendere Art" belächelt. Falls ihr versteht, was ich meine. Es ist schwierig für mich zu erklären.
    Gerade aber diese Distanz zur eigenen Figur gefällt mir an dem Buch besonders gut.


    Ich weiß genau, was du meinst!
    So stelle ich es mir auch vor, fast ein bisschen onkelhaft, kopfschüttelnd über ein zum Scheitern verurteiltes Experiment. Zumindest vermute ich, dass er scheitern wird. :gruebel

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich persönlich empfinde es eher herablassend ironisch und trotzdem mit einer gewissen Zuneigung zu diesem ziemlich verschrobenen und naiven August Engelhardt. Es wirkt auf mich so, als hätte er des öfteren beim Schreiben über ihn mit dem Kopf geschüttelt und ihn auf eine "väterliche, weil allwissendere Art" belächelt. Falls ihr versteht, was ich meine. Es ist schwierig für mich zu erklären.
    Gerade aber diese Distanz zur eigenen Figur gefällt mir an dem Buch besonders gut.


    :write
    Ich empfinde das genauso. Ich habe mir auch schon überlegt, wie man das am besten ausdrücken könnte. Ich empfinde den Stil überhaupt nicht als kalt. Ich habe auch das Gefühl, dass Kracht eigentlich seine Figur Engelhardt ganz gut leiden kann, dass er sich aber über seine Eigenschaften doch gleichzeitig lustig macht und versucht sie ironisch darzustellen. Es kommt mir so vor, wie wenn man über alte Anekdoten aus der Jugend berichten würde, und alles ein wenig ins Lächerliche zieht, man aber trotzdem auch irgendwie stolz darauf ist. Oder so ähnlich. Ich kann es auch nicht besser erklären. :lache

  • Das unsentimentale, wenn es den zutrifft, empfinde ich wohltuend, da der Roman sich so abhebt von den vielen Love&Landscape-Romanen, wo die Auswanderer oft sehr schnell in eine Opferrolle gebracht werden.
    Aber die Pflanzer hier sind keine Opfer sondern Kolonialisten.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Das unsentimentale, wenn es den zutrifft, empfinde ich wohltuend, da der Roman sich so abhebt von den vielen Love&Landscape-Romanen, wo die Auswanderer oft sehr schnell in eine Opferrolle gebracht werden.
    Aber die Pflanzer hier sind keine Opfer sondern Kolonialisten.


    Den Aspekt, den du hier ansprichst, finde ich auch ganz wichtig, und schon zu Anfang, noch auf dem Schiff, stubst uns Kracht mit der Nase drauf (Federn der Paradiesvögel). Da täuschen auch alle heimatlichen Namen wie "Neupommern" o.ä. nicht darüber hinweg. Wenn er, der Autor, etwas nicht macht, dann diese ganze Eroberung der neuen Welt glorifizieren. Und das ist gut so. So ist auch Engelhardt, der sich ein ganz neues Leben erhofft, nur ein Kolonist.


    Ob er das Neue, das Wahre, das ihn heilende und heiligende finden wird für sich? :gruebel
    Egal wohin man geht, man nimmt sich selbst immer mit, seine Vergangenheit und Fehler...

  • Mir gefällt der etwas ironische und augenzwinkernde Stil sehr gut. Dabei ist er aber von erfreulicher Deutlichkeit - die Schilderung der an Erdferkel erinnernden Pflanzer habt ihr ja schon erwähnt.
    Wes Geistes Kind die sind, wird an wenigen eingestreuten Halbsätzen deutlich: die lange schon unbehandelte tertiäre Syphillis von Seite 13 und gleich darauf die Träume von barbusigen Negermädchen.
    Man kann sie gemeinsam mit Engelhardt verabscheuen.


    Die Szene in der Bahn hat mich doch prompt an einen gewissen Emil erinnert.


    Und vor Jahren habe ich mich mal mit einigen dieser Lebensreform-Leute beschäftigt. Es gibt da ja auch heute noch Anhänger, besonders in Sachen Ernährung (Rohkostler nach Dr. Dingsbums) sind noch einige aktiv. Das Ganze in Verbindung mit Freikörperkultur.
    Da rolle ich auch schon mit den Augen und bin gespannt, was uns noch erwartet.


    Bemerkenswert finde ich dann noch den Theophagen. God-eater. Was für eine Vorstellung. Naja, man könnte es auch als Fortführung mancher christlicher Ideen ansehen.

  • Zitat

    Original von Clare
    ...
    Ich gehe wiedermal unvorbereitet in die LR und weiß nicht, was mich erwartet.
    ...


    Mir geht es ähnlich. Als das Buch erschienen ist, wurde es in allen großen Zeitungen besprochen. Man kam quasi nicht daran vorbei. Seitdem schlummert es auf dem SuB und ich hatte ein wenig Respekt davor.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Daher bin ich überrascht einen Roman vorzufinden, der im Stil der Abenteuerromane geschrieben ist und mit langen Schachtelsätzen, die ich aus solchen Klassikern liebe, beginnt. Es scheint wie aus einer anderen Zeit zu stammen. Das hat Charme!...


    Ich bin auch sehr überrascht. Ich habe ein schwer verständliches Buch erwartet. Und was kriege ich? Ein durch und durch gut lesbares, voller Ironie und Satire strotzendes Buch. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das Schreiben unheimlich Spaß gemacht haben muss.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Nun zu August Engelhardt, ich möchte ihn fast Engelhaar nennen,...


    Das hast du treffend formuliert. Eine großartige Szene ist, in dern Engelhardt jesusgleich in seinem Hotelzimmer sich einem göttlichen Schlaf hingibt.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    der in seiner Unbedarftheit, ja Naivität Beschützerinstikte in mir weckt. Er scheint auf einer philosophischen Ebene zu schweben mit seinem Vegetarismus und Kocovorismus. Sein Mut, dafür aber alle Zelte abzubrechen und in die Kolonien zu reisen ist zu bewundern. Man mag es aber auch Leichtsinn nennen. Da wird ihm noch einiges passieren, denke ich....


    Beschützerinstinkte weckt er überhaupt nicht in mir. Ich bewundere eher, wie naiv er seine Überzeugung lebt. Er lässt sich weder einschüchtern noch beirren, schwebt in seiner eigenen überirdischen Sphäre und glaubt das alles, was er propagiert, auch selbst. Das ist schon stark.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Mir gefällt, wie plastisch und bis ins Detail Kracht Situationen und gerade Menschen, man denke an die Pflanzer auf dem Schiff, beschreibt.
    Nebenbei öffnet sich noch eine andere Ebene, in der die Ignoranz der "Herrscher" der neuen Welt ihrer Zivilisation zum Ausdruck kommt. Ich denke da zum Beispiel an die Episode mit dem Herren, der Engelhardt erzählt, wie er zu den Federn des Paradiesvogels kommt, die er gewinnbringend nach Europa verkauft, an die völlige Unreflektiertheit, mit der Umwelt und Natur zerstört werden, weil sie eben da sind und genutzt werden können.


    Ich mag den Roman!


    :write
    Großartig auch die Szene, in der Engelhardt das Kotelett angeboten bekommt. Der Pflanzer wird so richtig vorgeführt, das Fleisch so eklig geschildertund dann verlangt es Salat, nichts als Salat.
    Ich habe so gelacht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich hatte von diesem Buch noch nie gehört.


    Hätte ich nicht rein zufällig im Sommer den Podcast zu den ehemaligen deutschen Kolonien in der Südsee gehört, hätte ich auch davon rein gar nichts gewusst.


    Mir gefällt ja dieser sehr bildhafte Erzählstil. Manche Szenen habe ich dann so intensiv im Kopf, dass ich sie gar nicht wieder los werde.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich hatte von diesem Buch noch nie gehört.


    Bei Erscheinen von Imperium gab es viel Wirbel um Buch und Autor, insbesondere durch die merkwürdige Spiegel-Rezension, in der Kracht offen und unfair angegriffen wurde. Jedoch hat sich der Literaturbetrieb sowohl in Form von Kritikern und Schriftstellerkollegen gegen die Spiegel-Meinung gewendet.


    Bei uns hat Voltaire in seiner damaligen Rezension dazu auch passende Worte gefunden.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ...
    Ob Christian Krachts Stil kalt oder unsentimental ist, bleibt Auslegungssache, ich neige zu letzterem. So einige bemerkenswerte Sätze sind schon auf den ersten Seiten festzustellen.
    Kracht schildert den gemütlichen Hartmut Otto als Gegensatz zum empfindlichen August Engelhardt, der von seinem barbarischen Reisegefährten abgestoßen ist.
    ...


    Ich empfinde den Stil nicht als kalt. Unsentimental, damit bin ich einverstanden. Aber wer möchte schon ein sentimental geschriebenes Buch lesen?
    Ich empfinde den STil als absichtlich altmodisch und ausschweifend.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rouge


    :write
    Ich empfinde das genauso. Ich habe mir auch schon überlegt, wie man das am besten ausdrücken könnte. Ich empfinde den Stil überhaupt nicht als kalt. Ich habe auch das Gefühl, dass Kracht eigentlich seine Figur Engelhardt ganz gut leiden kann, dass er sich aber über seine Eigenschaften doch gleichzeitig lustig macht und versucht sie ironisch darzustellen. Es kommt mir so vor, wie wenn man über alte Anekdoten aus der Jugend berichten würde, und alles ein wenig ins Lächerliche zieht, man aber trotzdem auch irgendwie stolz darauf ist. Oder so ähnlich. Ich kann es auch nicht besser erklären. :lache


    :write
    Die Figuren des Romans, also sowohl Engelhardt als auch Otto, wirken auf mich wie eine Satire. Das muss man sich mal vorstellen: Da kommt jemand daher, ist überzeugter Frutarier und erklärt die Kokosnuss als göttlich. Dabei ist die "Kokosnussquasi x-beliebig austauschbar. Durch den allwissenden Erzähler erfahren wir, dass Engelhardt davon absolut überzeugt ist. Ich bin sehr gespannt, wie er jetzt mit seiner Idee weiterverfährt, ob er eine Partei gründet oder eine Sekte und welche Typen er als Anhänger findet.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Wie fasst ihr diese Stelle auf?
    Bei mir steht sie auf Seite 18/19:


    Zitat

    So wird nun stellvertretend die Geschichte nur eines Deutschen erzählt werden, eines Romantikers, der wie so viele dieser Spezies verhinderter Künstler war, und wenn dabei manchmal Parallelen zu einem späteren deutschen Romantiker und Vegetarier ins Bewußtsein dringen, der vielleicht lieber bei seiner Staffelei geblieben wäre, so ist dies durchaus beabsichtigt und sinnigerweise, Verzeihung, in nuce auch kohärent.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin